Dresden
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Kleine Wanderfalken am Gasometer

In Reick liegt der einzige Brutplatz der Art in Dresden. Vogelexperte Ulrich Augst hat jetzt vier Jungtiere beringt.

Von Juliane Richter
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In luftiger Höhe beringt Vogelexperte Ulrich Augst Wanderfalken am Gasometer in Reick. Hobby-Ornithologin Vivien Auerswald assistiert ihm und notiert die Ringdaten der Jungtiere.
In luftiger Höhe beringt Vogelexperte Ulrich Augst Wanderfalken am Gasometer in Reick. Hobby-Ornithologin Vivien Auerswald assistiert ihm und notiert die Ringdaten der Jungtiere. © Mike Jäger

Wanderfalken galten in den 70er- und 80er-Jahren in der Region als ausgestorben. Dank zahlreicher Auswilderungen in den frühen 90er-Jahren am Lilienstein in der Sächsischen Schweiz, gibt es mittlerweile wieder einen sicheren Bestand. Seit einigen Jahren leben sogar Wanderfalken in Dresden. Vogelexperte Ulrich Augst weiß von einem einzelnen Weibchen, das sich am Rathausturm niedergelassen hat.

In dieser Woche hat er aber ein Paar am Gasometer in Reick besucht, das dort in luftiger Höhe gebrütet hat. Vier Jungtiere sind vor etwas mehr als 20 Tagen geschlüpft. Laut Augst sind das die einzigen Jungtiere in Dresden. Aber wieso gerade am Gasometer? „Die Wanderfalken nisten an hohen Felsen oder Gebäuden. Und in der Stadt haben sie ein noch besseres Nahrungsangebot als im Wald“, sagt der 61-Jährige.

Zu 80 Prozent würden sie sich hier von Tauben ernähren. Augst ist im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz unterwegs und hat die vier Küken jetzt beringt, um ihren Lebensweg nachvollziehen zu können. Schon in etwa drei Wochen werden sie den elterlichen Nistplatz verlassen und erst einmal weite Strecken zurücklegen.

Der Experte hat schon Sichtungen seiner Jungvögel von der Westküste Frankreichs oder aus Norditalien gemeldet bekommen. Die individuelle Buchstabenkombination auf dem Ring am Fuß ermöglicht die Zuordnung.

Am Gasometer selbst leben seit 2012 Wanderfalken in wechselnder Paarkonstellation. Weil diese Vogelart keine Nester baut, sondern die Eier nur in Sandkuhlen legt, hat er damals ein bisschen nachgeholfen und ein altes Sandsieb in eine Mauerecke gelegt. Die Idee wurde angenommen. Mit den vier aktuellen Küken wurden hier nun insgesamt schon 16 Küken ausgebrütet. Aufmerksame Beobachter können die erwachsenen Tiere durchaus rund um das Gasometer fliegen und jagen sehen. „Der Wanderfalke ist der schnellste Vogel der Welt, wenn er sich im Sturzflug befindet“, sagt Augst. Die Population habe in der Region mittlerweile einen Stand erreicht, dass es nur noch wenig Platz und Futterangebot für Neuzugänge gebe. Allein in der Sächsischen Schweiz leben demnach 20 Paare, vier im Elbtal bei Meißen und weitere im Zittauer Gebirge.