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Klimademo ohne Streik

Schülerinnen organisieren eine Kundgebung am Tag des globalen Klimastreiks. Die NPD läuft auch mit.

Von Marvin Graewert
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Knapp 100 Leute, viele junge, aber auch ältere, sind am Tag des globalen Klimastreiks in Döbeln auf die Straße gegangen. Gestreikt haben die Schüler allerdings nicht – die Kundgebung war erst am Nachmittag angesetzt.
Knapp 100 Leute, viele junge, aber auch ältere, sind am Tag des globalen Klimastreiks in Döbeln auf die Straße gegangen. Gestreikt haben die Schüler allerdings nicht – die Kundgebung war erst am Nachmittag angesetzt. © Dietmar Thomas

Döbeln. Am Ende waren die jungen Organisatorinnen überglücklich. Zur ersten Klima-Demo in Döbeln waren knapp 100 Leute gekommen. „Wir haben mit weniger gerechnet“, sagte Emilia Börno. Die 17-Jährige hatte die erste Kundgebung mit ihren Freundinnen Annabell Kempter (16) und Katja Gründel (17) organisiert. „In Döbeln sagen viele, dass nichts für das Klima getan werden muss“, erklärt Emilia. „Diesen Menschen wollen wir die Augen öffnen.“

Am Freitagnachmittag sind viele junge Leute zum „Klimastreik“ auf den Obermarkt gekommen. Aber nicht nur die. Patricia Geyer gehört zu den älteren Demonstranten. Sie engagiere sich beim BUND, erzählt die Leisnigerin. „Wir gehen für unsere Zukunft, die unserer Kinder und Kindeskinder auf die Straße, damit im Sinne des Klimaschutzes etwas unternommen wird. Wir sind für Aufforstungen und den Erhalt von Grünflächen.“ Auch Andreas Voigt (59) interessiert sich für Klimaschutz. „Das Thema verfolge ich schon lange. 

Die Politik will über die Kohlendioxid-Steuer nur an die Geldbeutel der Leute. Es sollten lieber die Bäume gerettet werden. Eine Milliarde neu gepflanzter Bäume weltweit würden so viel Kohlendioxid aufnehmen, dass man in 15 Jahren die Temperatur um 1,5 Grad senken könnte. Ich verzichte auf einen Weihnachtsbaum. Man sollte die Plantagen lieber für Aufforstungen nutzen.“ Berno Ploß sitzt für die Grünen im Döbelner Stadtrat. „Ich finde es gut, wenn die jungen Leute das von sich aus organisieren und nicht warten, bis eine Partei aus der Deckung kommt.“

Nicht alle finden die Kohlendioxid-Steuer schlecht. „Klimakrise ist bescheuert, Kohlendioxid gehört besteuert“, gehört zu den Sprüchen, die das Organisatoren-Trio die Teilnehmer üben lässt. „Rettet Olaf“ hat eine junge Demonstrantin neben einem Schneemann auf dem Plakat. Andere haben Schulstreiksprüche wie „Wieso lernen ohne Zukunft“ auf Pappschilder gemalt. Allerdings ist der Döbelner Klimastreik erst nach der Schule angesetzt.

Annabell Kempter bringt die Menge in Stimmung: „In über 2.000 Städten wird demonstriert. Eine davon sind wir. Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute für morgen tun.“ Beim Demonstrieren über die Muldeninsel bezwingt der Zug dann auch den Autoverkehr: Die Polizei sperrt für ein paar Minuten die Straßen des Innenstadtrings. Vorbei geht es auch an einem der wenigen ernstzunehmenden Elektrofahrzeuge: In der Ritterstraße liefert ein Mitarbeiter der Post mit seinem Streetscooter gerade ein Paket aus.

Für Unmut sorgt ein Detail am Rande: Mitglieder der NPD und der JN haben sich in die Demo eingereiht. Die Polizei lässt sie gewähren, die Plakate widersprechen nicht den Anliegen der Kundgebung. Die Demo-Leitung fordert die rechtsextremen Aktivisten erfolglos auf, den Zug zu verlassen. „Wir wollen uns von den Nazis distanzieren, die hier anwesend sind“, sagte Annabell Kempter am Schluss.

Demos für den Klimaschutz soll es in Döbeln jetzt regelmäßig geben. An den Terminen des globalen Klimastreiks und am Erdüberlastungstag, sagt Emilia Börno. Zudem planen die jungen Leute weitere Aktionen. Los geht es mit Müllsammelaktionen in Döbeln, so die Gymnasiastin. „Unsere Schule unterstützt uns dabei.“ Engagiert ist sie auch in der Umwelt-AG. „Wir wollen, dass in unserer Schule Recyclingpapier benutzt und der Müll getrennt wird.“