Fünf Ideen gegen die Hitzegefahr in Dresden

Dresden. Wenn die sommerlichen Temperaturen tagsüber auf über 30 Grad klettern und nachts nicht unter 20 Grad absinken, kann das schnell gefährlich werden. Gerade für Kinder, Kranke, Senioren oder Personen, die im Freien arbeiten, könne die Hitze unerträglich werden, sagen der Dresdner Oberarzt Sigmar Stelzner und die Dokumentationsassistentin Anja Willing vom Städtischen Klinikum Friedrichstadt. Sie sind Teil der Bewegung "Health for Future". Die Initiative mehrerer Dresdner Mediziner warnt vor den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels.
Gerade während extremer Hitzewellen würden mehr Rettungseinsätze in Deutschland registriert werden, in den Hitzesommern 2003, 2006 und 2015 seien laut Umweltbundesamt in Deutschland insgesamt etwa 19.500 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitze gestorben. Um hitzebedingte Krankenhauseinweisungen zu verringern, fordern die beiden Klimasprechstunden, in denen insbesondere chronisch kranke Patienten beraten werden sollen. Weiterhin haben sie fünf Ideen, wie die Stadt die Dresdner besser vor der Hitze schützen könnte:
1. Ein Aktionsplan gegen die Hitze
Städte wie Offenbach oder Köln haben ihn schon: den Hitzeaktionsplan. Dieser listet im Detail auf, welche Maßnahmen bei welchen Temperaturen ergriffen werden und wer wofür zuständig ist. Eine große Frage spielt dabei eine wichtige Rolle: Wie können die Dresdner vor der Hitze gewarnt werden? Aufklärungskampagnen in Bahnen oder Straßenplakate wären hier hilfreich, sagt Willing. Auch Unterrichtseinheiten über die Folgen von Hitze könnte sie sich vorstellen.
Eine kreative Idee wurde von der Musikband Klabes umgesetzt. Im Song "Drinke" werden Maßnahmen zum Schutz vor der sommerlichen Hitze humorvoll beschrieben. Laut der Stadt Dresden werde ein Hitzeaktionsplan langfristig angestrebt, Geld sei dafür bisher aber noch nicht vorgesehen. Ein Flyer namens "warm- wärmer - heiß" wurde bereits 2018 veröffentlicht. Eine Webseite wie das Erfurter Hitzeportal, das vor jeder großen Hitzewelle informiert, werde ebenfalls langfristig angestrebt, heißt es vonseiten der Stadt.
2. Kostenlose Räume zum Abkühlen
Wie wäre es, wenn es nicht nur öffentlich zugängliche Toiletten gebe, sondern auch öffentliche "Klimaräume"? Anja Willing schlägt vor, dass die Stadt den Dresdnern kühle Räume an heißen Tagen anbieten sollte. Ältere Gebäude wie Rathäuser oder Kirchen könnten dann aufgesucht werden, um sich dort aufzuhalten und vor der belastenden UV-Strahlung sowie Hitze zu schützen. Außerdem fordert sie Klimaanlagen für gefährdete Gruppen in Seniorenheimen oder Krankenhäusern einzubauen, möglichst betrieben aus erneuerbaren Energien. Oberarzt Stelzner befürwortet außerdem Kältezimmer in Krankenhäusern, um dort hitzegeschädigte Patienten behandeln zu können. Die Stadtverwaltung Dresden befürwortet diese Ideen, konkrete Pläne, wie das umgesetzt werden könnte, gebe es aber keine, heißt es.

3. Telefonieren gegen die Hitze
Seit elf Jahren gibt es das schon in Kassel: ein Hitzetelefon namens "Sonnenschirm". Es richtet sich an alle Senioren der hessischen Großstadt. Die Initiative ruft im Sommer jeden Vormittag interessierte Senioren an und informiert darüber, wie heiß es an dem Tag werden soll, fragt, wie es den Betroffenen geht, und erklärt, wie sie sich vor der Hitze am besten schützen können.
Natürlich gebe es heutzutage viele Möglichkeiten, sich über das Wetter zu informieren, so Willing. Aber manche älteren Menschen hätten eben kein Internet und auch keine Nachbarn oder Angehörigen, die sich um sie kümmern. Die Stadt Dresden arbeitet derzeit in Gorbitz an ähnlichen Angeboten.
4. Mehr Brunnen und Wasserspielplätze
Das Spielen mit dem frischen Nass kann gegen die Hitze helfen, erklärt Willing. "Die Wassertropfen entziehen der Luft die Wärme und kühlen diese ab." Deshalb fordert sie mehr Brunnen und Wasserspielplätze an hitzegefährdeten Stellen. Der Stadt zufolge gibt es derzeit zwölf Spielplätze dieser Art in Dresden, weitere seien nicht geplant. Auch große Springbrunnen machen das Stadtklima erträglicher, so Willing. Für Dresden hat die Stadtverwaltung etwa fünf neue Brunnen angekündigt, möglicherweise auch als Trinkwasserspender.
5. Mehr Schatten für die Stadt
Gerade die Dresdner Altstadt, die Äußere Neustadt sowie Pieschen,
Leuben und die Friedrichstadt heizen sich im Sommer schnell auf, teilt die Stadt mit. Sie haben zu wenig Grün und sind zu dicht bebaut. In den Nächten kühle es sich dort kaum ab, weil die kalte Luft vom Stadtrand durch die starke Bebauung kaum in die Viertel eindringen kann. Fehlt es dann noch an Parks und Gärten, die nachts schnell abkühlen, bleibt die Hitze im Viertel regelrecht stehen. Willing und Stelzner befürworten deshalb langfristige Baumaßnahmen: mehr Bäume, mehr Dachbegrünung, bessere Dämmungen der Häuser, mehr Sonnenschutzanlagen vor den Fenstern sowie Möglichkeiten der Querlüftung in den Gebäuden.
Die Stadt Dresden weist hier auf aktuell geplante Maßnahmen hin. Dazu gehörten:
- Der Promenadenring: Das Stadtgrünprojekt soll sich als grünes Band um die Altstadt herumziehen. Mit großen schattenspendenden Bäumen soll der Boulevard zum Spazieren und Verweilen einladen. Ein Teil davon ist bereits fertig - der Abschnitt zwischen Postplatz und Dippoldiswalder Platz.
Das Stadterneuerungsprojekt Zukunft Stadtgrün mit dem Projektgebiet Dresden-Südost. Hier sollen unter anderem neue Gewässer und Erholungsgebiete angelegt werden sowie schnelle Verbindungen zu anderen Grünflächen in anderen Stadtteilen geschaffen werden.
Das Heat-Resilient-City-Projekt in Dresden-Gorbitz: Im Rahmen eines Modellprojektes mit der Eisenbahner-Wohnungsgenossenschaft und der Hochschule für Wissenschaft und Technik sind in Gorbitz mehrere Wohnhäuser so saniert worden, dass es in den Wohnungen weniger warm wird. Das funktioniert über Jalousien an Ost-, Süd- und Westseite, einem Lüftungswechsel und gedämmten Dächern. Derzeit werde das Projekt evaluiert, weitere Maßnahmen seien in Planung.