Meißen
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Kloster wird unter Strom gesetzt

Die Meißner Weihnachtsschau hat dieses Jahr besonderes Gewicht. Teile wurden mit einem Zwölfeinhalbtonner angeliefert.

Von Peter Anderson
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Kurator Tobias Deterding aus Rinteln in Niedersachsen baut den Ausstellungsteil „Achtung Hochspannung“ der Meißner Weihnachtsschau in der alten Franziskanerklosterkirche auf.
Kurator Tobias Deterding aus Rinteln in Niedersachsen baut den Ausstellungsteil „Achtung Hochspannung“ der Meißner Weihnachtsschau in der alten Franziskanerklosterkirche auf. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Geschichte vom elektrischen Kuss hat es dem Museumswissenschaftler und Historiker Tobias Deterding besonders angetan. Um 1770, so erzählt er, seien elektrische Effekte auf Jahrmärkten und selbst in vornehmen Gesellschaften groß in Mode gewesen. Ein Gemälde hinter Deterding illustriert den beliebten Gag. Mithilfe einer vergleichsweise simplen Maschine wurde zumeist eine junge Dame elektrisch aufgeladen. Dann bat der Vorführer einen Herrn, ihr ein Küsschen zu geben. Und schon sprühten die Funken.

Deterding ist mit einem Zwölfeinhalbtonner voller Überraschungen diese Woche aus Rinteln im niedersächsischen Weserbergland nach Meißen gekommen. Was viele nicht wissen: Die Stadt, welche von den Einwohnerzahlen her heute ungefähr gleichauf mit Meißen liegt, beherbergte von 1619 bis 1810 eine Universität in ihren Mauern. 

Dies wirkt bis heute im Profil des dortigen Museums nach. In regelmäßigen Abständen erstellt es Sonderschauen, in denen wissenschaftliche Themen populär aufgearbeitet werden. In diesem Falle hat Tobias Deterding als Kurator unter der Überschrift „Achtung Hochspannung“ Experimente und Entdeckungen rund um die Elektrizität zusammengefasst. Die Reise-Ausstellung bildet einen von zwei Schwerpunkten der diesjährigen Weihnachtsschau im Meißner Stadtmuseum.

Elektrik bringt das Licht

Dessen Chefin Martina Fischer schlägt geschickt einen Bogen von der Elektrizität zum Advent und den Feiertagen. Sie erinnert daran, dass es früher nur die Wachskerzen oder ein flackerndes Kaminfeuer waren, welche Licht in die dunkle Jahreszeit brachten. Jetzt genügt ein Druck auf den Schalter, schon blinkt die Lichterkette am Baum im Garten oder auf dem Balkon. Ergänzend zu den Exponaten aus Rinteln habe sie deshalb mit ihrem Team das Depot durchforstet, um historische Geräte – wie etwa ein auf dem Ofen zu erhitzendes Plätteisen – ihren modernen und mit Strom betriebenen Nachfolgern gegenüber zu stellen.

Besonders wichtig ist der scheidenden Museumschefin an der zum Buß- und Bettag öffnenden Exposition der Mitmach-Effekt. Kinder und Jugendliche könnten an verschiedenen Geräten die kindliche Freude nachvollziehen, welche die Menschen vor allem im 18. und 19. Jahrhundert bei den ersten elektrischen Spielen und Experimenten empfanden.

Toni-Wagen kurvt durchs Zimmer

Für große Augen bei allen Familienmitgliedern dürften zudem erneut ausgewählte Leihgaben aus der mittlerweile rund 5 000 DDR-Spielzeuge zählenden Sammlung des Rabenauers Eric Palitzsch zählen. Wer hätte nicht gern vor der Wende den ferngesteuerten Toni-Wagen durchs Kinderzimmer kurven lassen oder mit der Waschmaschine die große Puppensachsen-Wäsche erledigt?

Getreu dem übergreifenden Motto der Schau stellt in Palitzsch in Meißen dieses Jahr ausschließlich elektromechanisches Spielzeug. Vor fünf Jahren hatte er bereits sehr erfolgreich einen Querschnitt seiner Sammlertätigkeit in Meißen präsentiert.

Die Weihnachtsausstellung ist vom 20. November bis zum 23. Februar jeweils von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 10 Uhr bis 18 Uhr zu sehen.

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