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Klosterwasser bekommt Bett gemacht

Die Landestalsperrenverwaltung will die Sohle des Flusses in Neudörfel schmaler machen. Auch wegen übler Gerüche.

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© René Plaul

Von Manuela Paul

Neudörfel. Schnee ist in diesem Winter bislang Mangelware. Das registrieren viele Einwohner von Neudörfel und Teichhäuser mit Wohlwollen. Schließlich ist damit auch keine große Schneeschmelze in Sicht. Die hatte bis in die 1970er Jahre hinein nämlich meist Hochwasser im Gepäck. „Ich hab das selbst noch erlebt“, erzählt der Räckelwitzer Bürgermeister Franz Brußk. Wenn die weiße Pracht taute, seien regelmäßig viele Grundstücke und Keller abgesoffen. Kein Wunder. Damals gab es nur den natürlichen Verlauf des Klosterwassers. „Das Flussbett lag und liegt höher als die östliche Bebauung.“ Bei Gränze gab es statt einer vernünftigen Abflussmöglichkeit nur einen kleinen Durchlass. Also staute das Wasser zurück. Wieder und wieder.

Das änderte sich erst, nachdem im Rahmen landwirtschaftlicher Flächengestaltung und Meliorationsmaßnahmen unter anderem auch ein Umfluter gebaut wurde. Dieser liegt tiefer als das Altbett. In Hochwassersituationen konnten die Wassermassen somit um den Ort herumgeleitet werden, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in den Hochwasser-Schutz investiert. Gebaut wurden die Brücke vor Gränze, der Umfluter südlich von Neudörfel mit Abschlagsbauwerk und Brücke auf der Horkaer Straße. Zudem achtete die Gemeinde darauf, dass die Wiese östlich neben dem Klosterwasser nicht bebaut wurde, sondern als Überlauffläche nutzbar blieb. All das brachte eine enorme Verbesserung für die Ortsteile. „Ich will es nicht beschreien, aber wohl auch dadurch gab es dort beim Jahrhunderthochwasser zu keiner Zeit eine akute Gefährdung.“

Verschiedene Kritikpunkte

Trotzdem bleibt Kritik nicht aus, weiß Franz Brußk. Dabei seien die Befindlichkeiten der Anlieger recht unterschiedlich. Für die einen ist inzwischen nicht mehr die Hochwassergefahr Stein des Anstoßes. Sie sind mit den Folgen des Umfluterbaus unzufrieden. Denn bei Niedrigwasser setze eine schnelle Verlandung des alten Flussbettes ein. Die Anlieger fühlen sich dann vom Bewuchs, Insekten und üblen Gerüchen belästigt. Sie wollen deshalb mehr Wasser im Fluss. Bei Starkregen hingegen gebe es von einem Anlieger vor der Brücke an der Kreisstraße „Beschwerden über Grundwasserrückstau in seinem Keller“. Deshalb sei der Plan der Landestalsperrenverwaltung (LTV), das alte Bett des  Klosterwassers schmaler zu machen, aus Gemeindesicht sehr zweckdienlich. „Das erhöht die Fließgeschwindigkeit und verhindert Sedimentablagerungen und Verkrautung“, erklärt der Bürgermeister. In diesem Zusammenhang müsse sicher auch an der in Baulast des Landratsamtes befindliche Kreisstraßenbrücke Hand angelegt werden. Denn Erfahrungswerte zeigen, dass das Zuwachsen des Flusses immer bei der Pflasterung unter der Brücke seinen Anfang nehme.

Um die Situation besser beurteilen zu können gab es eine Vor-Ort-Begehung mit dem Flussmeister, dem CDU-Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk, der sich sehr dafür engagierte, Anliegern und dem Bürgermeister. Dort äußerten die Betroffenen den Wunsch, man solle das Gewässer so sanieren, dass sich der Zustand in Neudörfel und Gränze grundlegend verbessert und das Klosterwasser auch bei Niedrigwasser nicht zum Kritikpunkt wird.

Einwohner wurden mit einbezogen

Die Landestalsperrenverwaltung beauftragte deshalb das Wittichenauer Ingenieurbüro von Bernd Miersch mit der entsprechenden Planung. Die ersten Entwürfe seien den Einwohnern im Oktober 2015 vorgestellt worden, erzählt Franz Brußk. Was ihn besonders freut, sei, dass dabei die Einwohner von Anfang an einbezogen waren. Im Oktober vorigen Jahres sei dann schließlich auch die Genehmigung von der Unteren Wasserbehörde des Landratsamtes eingegangen. Inzwischen gab es auch eine weitere Einwohnerversammlung, in der Heike Dimmel, LTV-Projektverantwortliche sowie zwei ihrer Kollegen, der Planer Bernd Miersch und Harald Geyer vom Kreis-Umweltamt die geplante Maßnahme vorstellten. Insgesamt 26 Bürger waren gekommen, um sich den geplanten „Umbau Sohlabsturz mit Hochwasserverschluss und Wiederherstellung des Gewässerprofils des Klosterwassers in der Ortslage Neudörfel“ – eine Beschreibung wie sie wohl nur in deutschen Amtsstuben ausgetüftelt werden kann – erklären zu lassen. Dabei erfuhren sie auch, dass Anlieger nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben, so der Bürgermeister. Zum Beispiel einen fünf Meter breiten Gewässerrandstreifen frei zu halten.

Bis Ende März wird nun die Ausführungsplanung erarbeitet. Im Juli will die Landestalsperrenverwaltung die Aufträge vergeben – sofern die Fördermittelzusage vom Bund auf dem Tisch liegt. Wenn alles läuft, wie geplant, könnte im August dieses Jahres Baubeginn sein und das Klosterwasser im November 2019 in seinem schmaleren, neuen, alten Bett fließen.