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Klotzscher Asylheim wird früher fertig

Auf der Karl-Marx-Straße wird ein Neubau für Asylbewerber errichtet. Die Stadt stellte jetzt die Pläne dafür vor.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Noch deutet nicht viel darauf hin, dass auf der Karl-Marx-Straße noch in diesem Jahr ein neues Flüchtlingsheim stehen wird. Die Fläche zwischen der Straße Grüner Weg und einem Discounter ist zwar schon gerodet worden, Bagger sind hingegen noch nicht angerollt. Trotzdem soll der Neubau früher fertig sein als ursprünglich geplant. Bisher war von einem Bezug im Dezember die Rede, nun will die Stadt das Heim aber schon Ende Oktober an den noch nicht genannten Betreiber übergeben. Am Montagabend stellte sie das Vorhaben im Klotzscher Ortsbeirat vor.

„Uns ist bewusst, dass die Nutzung als Asylbewerberheim nur temporär ist“, erklärte Dietmar Wagner vom Hochbauamt gleich zu Beginn. „Irgendwann ziehen die Flüchtlinge wieder aus, und die Zuweisungszahlen werden ebenfalls weniger.“ Deswegen war es der Stadt wichtig, dass der Neubau später auch anders genutzt werden kann. Bei der Planung ist sie daher von der typischen Bauweise eines Asylbewerberheims abgewichen. „Normalerweise reiht sich Raum an Raum, dann gibt es noch zentrale WCs und Aufenthaltsräume“, erklärt Wagner. In Klotzsche wird es hingegen ganz anders sein:

Im rechten Gebäudeteil des Zweigeschossers werden insgesamt acht Wohnungen gebaut. Diese bestehen aus jeweils zwei Zimmern und einem Bad mit Dusche, WC und Waschbecken, das von beiden Räumen zugänglich ist. In den Zimmern werden im Schnitt jeweils zwei Etagenbetten aufgestellt. So entsteht insgesamt Platz für etwa 60 Flüchtlinge. Im linken Gebäudeteil sind hingegen zentrale Räume, wie die Küche, zwei Aufenthaltszimmer und Büros für die Sozialarbeiter geplant. „Wenn das Gebäude irgendwann nicht mehr von Asylbewerbern bewohnt wird, können wir uns eine Nutzung als Wohnheim vorstellen – vor allem für Studenten“, sagt der Amtsmitarbeiter. Auch ältere Menschen könnten perspektivisch einziehen. „Dann wären allerdings noch ein paar Umbauten mehr notwendig.“

Für das Ortsamt Klotzsche ist das Gebäude auf der Karl-Marx-Straße die erste Asylunterkunft. Zurzeit sind 25 Menschen aus Afghanistan, Syrien und anderen Ländern in sechs Wohnungen untergebracht, Platz für zwei weitere Asylbewerber wäre noch. Doch die Anwohner werden wohl noch mehr neue Nachbarn bekommen. Denn die Stadt arbeitet momentan auch an einem bestehenden Gebäude auf der Straße Zur Wetterwarte. Das Haus mit der Nummer 34 wurde früher als Außenstelle des Gymnasiums genutzt, nun wird es für Asylbewerber saniert. Allerdings richtet die Stadt nur das Erdgeschoss her, hier ziehen Ende 2016 weitere 60 Bewohner ein.

Bei einigen Klotzschern waren die geplanten Unterkünfte auf regen Widerstand gestoßen, mehrfach gab es Demonstrationen und Bürgerdialoge. Im November 2014 wurde sogar eine Online-Petition gegen den Neubau auf der Karl-Marx-Straße gestartet, die 625 Menschen unterzeichneten – davon war allerdings nur gut die Hälfte aus Klotzsche. Die Facebook-Seite „Klotzsche sagt nein zum Heim“ hat ganze 2 981 Fans. Allerdings ist es in der vergangenen Zeit um die Pläne der Stadt eher ruhig geworden, der letzte Beitrag im sozialen Netzwerk stammt vom Oktober 2015.

Und auch am Montagabend gab es keine Proteste. Vielleicht auch deshalb, weil Ortsamtsleiter Christian Wintrich gleich zu Beginn klarstellte, dass „keine Fragen zu Betreiber oder Bewohnern beantwortet werden“. So wurde nur zögerlich nach dem Abstand zur dahinterliegenden Kleingartenanlage gefragt. „Wie vorgeschrieben mindestens drei Meter“, antwortete Wagner. „Ist die geplante Holzrahmen-Bauweise nicht zu gefährlich für so eine Aktion?“, fragte ein anderer Anwohner und spielte damit auf den Brandschutz an. Dass Holz leichter brenne, sei allerdings ein weit verbreiteter Irrglaube, versichert der Stadtmitarbeiter. Das Material wurde vor allem aus ökologischen und Kostengründen ausgewählt: Gute zwei Millionen Euro investiert die Stadt auf der Karl-Marx-Straße.