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Die Giftschlange ist gefangen

Die Kobra von Herne war draußen am Haus, als sie nach fünf Tagen wieder gesichtet und endlich gefangen werden konnte. Die Erleichterung ist riesengroß.

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Hausbewohner Collin Bleck konnte die Schlange am 25. August mit seinem Handy fotografieren.
Hausbewohner Collin Bleck konnte die Schlange am 25. August mit seinem Handy fotografieren. © Collin Bleck

Herne. Nachbarn klatschen Beifall, als die Giftschlange von Herne am Freitagabend in einem Feuerwehrauto davongefahren wird. Zuvor hatte der Bochumer Schlangenexperte Roland Byner das Tier lebend eingefangen und sie in einer Plastikkiste mit roten Totenkopf-Aufklebern an der Seite aus dem Haus getragen. Erleichterung bei allen: Einsatzkräften, Bewohnern, Nachbarn und Journalisten.

"Endlich ist sie weg und wir können wieder rein", sagt Collin Bleck. Der junge Mann hatte am vergangenen Sonntag das bislang einzige Foto der Schlange im Hausflur gemacht, nachdem seine Freundin Lisa-Marie Schapeit das hochgefährliche Tier zuvor im Treppenhaus gesehen hatte.

Die Suche nach der rund 1,60 Meter langen Monokelkobra hatte die Ruhrgebietsstadt tagelang in Atem gehalten. Die 30 Bewohner des aus vier Gebäuden bestehenden Komplexes durften fast bis zuletzt nicht in ihre Wohnungen. Mittwoch und Donnerstag hatten Experten der Feuerwehr Düsseldorf akribisch noch mal alles abgesucht. Die Keller und das Dachgeschoss wurden dann versiegelt. Die Stadt gab den Bewohnern am Freitagnachmittag die Garantie, dass sich die Schlange nicht in ihren Wohnungen und im Treppenhaus befindet. Wer wollte, konnte danach wieder in seine Wohnung.

Ordnungsdezernent Johannes Chudziak ging zu dem Zeitpunkt davon aus, dass das Tier noch im Keller ist - und dass es ohne Nahrung und Flüssigkeit dort in den nächsten Wochen wohl verenden werde. Kurz darauf machten sich bereits die ersten Bewohner daran, wieder in ihre Wohnungen zurückzukehren, Schlange hin oder her.

Dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein Nachbar schlägt dem Herner Oberbürgermeister Frank Dudda bei einem Ortstermin vor, aus Sicherheitsgründen den hohen Grasbewuchs hinter dem Gebäude abzumähen. Weil direkt hinter dem Haus die Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel liegt, kommen kurz darauf erst der Bürgermeister von Castrop-Rauxel und dann der Stadtbetrieb Castrop-Rauxel mit einem großen Mähroboter. Der macht so viel Lärm, dass die Schlange aufgeschreckt wird. Sie hatte sich in einer Kelleröffnung an der Außenwand versteckt.

Wenige Meter entfernt steht Andreas Wilczek vom Stadtbetrieb. Er sieht etwas in der Öffnung. "Sie hat sich bewegt und versucht, sich zu verstecken", erzählt der 52-jährige Müllwagenfahrer. Er habe ein "gelb-goldfarbiges Tier" gesehen. "Ich habe schon oft Schlangen gesehen, aber das war ein Schock für mich", berichtet er. Er verständigt seinen Gruppenleiter Benjamin Grejner. Der schlägt sofort Alarm. Wenig später ist der Bereich weiträumig abgesperrt und der Schlangenexperte verständigt. Keine anderthalb Stunden nach der erneuten Sichtung kann Byner das Tier lebend fangen. Es hatte sich zuletzt noch unter einer Terrassen-Betonplatte versteckt. Er habe die Schlange schließlich mit einer Schlinge fangen können, sagt Byner.

Reptilienexperte Roland Byner trägt die entwischte Monokelkobra in einem Behälter aus einem Hauseingang. 
Reptilienexperte Roland Byner trägt die entwischte Monokelkobra in einem Behälter aus einem Hauseingang.  © Marcel Kusch/dpa

"Wir sind sehr erleichtert, dass die Situation jetzt zu Ende ist", sagt Chudziak. "Die Schlange ist in der Box. Die Risikolage ist entschärft." Ursprünglich hatte die Stadt auch eine aufwendige Begasung des gesamten Gebäudekomplexes erwogen und sogar schon eine Spezialfirma zurate gezogen. Diese Idee war erst am Freitag zurückgestellt worden.

Die Schlange hatte die Nachbarschaft aufgewühlt. Die Nachbarn um das Haus herum waren wiederholt eindringlich aufgefordert worden, Acht zu geben, kein hohes Gras zu durchschreiten und bei Sichtung der Schlange sofort den Notruf zu wählen.

Die Stadt geht davon aus, dass die Kobra aus der Wohnung eines Mieters stammt, in der dieser 20 Giftschlangen hielt. Der junge Mann soll damit gehandelt haben. Laut Stadt bestreitet er, dass die Schlange aus seinem Bestand kam. Ob er wieder in seine Wohnung zurückkehrt, blieb am Freitag offen. Die Stadt hatte zwischenzeitlich alle Tiere aus der Wohnung geholt. Die Kommune will nun herausfinden, ob die Schlange dem Mann gehörte.

Ein Biss der in Asien beheimateten Schlange kann lebensgefährlich sein. Aus Sicherheitsgründen lag deshalb ein Gegengift in der Uniklinik Düsseldorf bereit. Auch am Freitag waren aus Sicherheitsgründen ein Notarzt und Rettungskräfte in der Nähe.

Das durch Absperrbänder deutlich zu erkennende Haus war in den vergangenen Tagen immer häufiger zum Ziel von Schaulustigen geworden. Provisorisch aufgestellte "Durchfahrt verboten, Anlieger frei"-Schilder auf der Straße hatten nur Wenige davon abgehalten, den Bereich zu durchfahren. (dpa)