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Königstein: Rasenmähen als Kunst

Landschaftskünstler Ralf Witthaus gestaltet auf der Festung bis Sonntag einen „Typografischen Garten“. Er lädt dazu ein, diesen mitzugestalten.

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Rasenmähen im feinen Anzug: Für Ralf Witthaus ist das Mähen ein festlicher Akt.
Rasenmähen im feinen Anzug: Für Ralf Witthaus ist das Mähen ein festlicher Akt. © PR Harald Neumann

Ralf Witthaus ist Landschaftskünstler. Er malt nicht auf Leinwände, sondern auf Grünflächen. Nicht mit Pinsel und Farbe, sondern mit Motorsense und Rasenmäher. Jetzt ist er auf der Festung Königstein.

Bis Sonntag wird er auf dem Exerzierplatz typografische Zeichen in den Rasen fräsen, die Besucher zum Gedankenaustausch über die freie Meinungsäußerung anregen sollen. Es ist das letzte von fünf Landschaftskunstwerken, das der international tätige Künstler im Rahmen der„180 Ideen für Sachsen“, einem Projekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), umsetzt.

An drei Tagen will Ralf Witthaus gemeinsam mit seinem Team das Kunstwerk schaffen. Gemäht werden nicht die Buchstaben, sondern deren Leerräume. Um die ins Gras geschriebenen Worte zu lesen, braucht der Betrachter Zeit. Zeit, in der er auch über den Inhalt des Gelesenen nachdenken und mit dem Künstler ins Gespräch kommen kann.

Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ singt

Mit der Aktion möchte die Festung Königstein an einen Abschnitt ihrer eigenen Geschichte erinnern: In einer Zeit, als der heutige Touristenmagnet ein Staatsgefängnis war, wurden Menschen hier für unerwünschte Meinungsäußerungen inhaftiert – darunter so bekannte Persönlichkeiten wie August Bebel, Frank Wedekind und Thomas Heinrich Heine.

Am Sonntag, ab 14 Uhr, tritt der Dresdner Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ auf. Ein Chormitglied wird über die Geschichte des Chors und seinen Namensgeber berichten, der 1944 als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus hingerichtet wurde. Im Anschluss lädt Maria Pretzschner, Museumspädagogin der Festung Königstein, zum Rundgang „Die Staatsgefangenen auf der Festung Königstein“ ein.

Mitwirkende am Kunstwerk gesucht

Ralf Witthaus wurde als Kunststudent 1998 mit „Die Liegende von Werl“ bekannt. Zu seinen berühmtesten Rasenkunstwerken zählen die „Bundesrasenschau“ in Köln (2010), „Das Bohrloch nach Neuseeland“ (2012) und die „Zeichnung einer 600 Meter langen Perlenkette in den italienischen Alpen“ (2017). Seit 2019 hat er einen Lehrauftrag an der Universität Erfurt. Für das Projekt „180 Ideen für Sachsen“ verwirklichte Ralf Witthaus im Oktober 2020 Rasenkunst in Torgau, Zwickau, Löbnitz und Delitzsch.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind eingeladen, Ralf Witthaus bei seinem Kunstwerk auf der Festung Königstein zu unterstützen. Am Freitag, ab 15.30 Uhr, wird vermessen und abgesteckt. Am Samstag, von 10 bis 17.30 Uhr, wird gemäht.

Volljährige dürfen selbst mähen, Jüngere beim Abstecken und Vermessen helfen. Geräte werden gestellt. Wichtig ist dem Künstler ein Dresscode aus schwarzer Hose und weißem Oberteil. Er selbst trägt einen festlichen schwarzen Anzug. Zuschauer sind während der gesamten Aktion herzlich willkommen.

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Anmeldungen zum Vermessen und Mähen nimmt der Künstler selbst unter Telefon 0163 249 68 59 entgegen. Interessierte für die Rundgänge können sich per E-Mail unter [email protected] sowie per Telefon unter 035021 64607anmelden. Anmeldungen sind nicht erforderlich, sichern jedoch Plätze.

Die Festung ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Teilnahme an der Kunstaktion und an den Rundgängen ist im Festungseintritt inbegriffen. Zuschauer zahlen ebenfalls nur den üblichen Festungseintritt. Für die Festung gilt keine Testpflicht mehr. Eintrittskarten sind an den Besucherkassen und über den Online-Ticketservice auf www.festung-koenigstein.de erhältlich. (SZ)