Königsteins Ratschef: "Wir müssen sachlich bleiben"

Es sind millionenschwere Projekte, die Königstein in den letzten sieben Jahren angeschoben hat: ein zweites Gewerbegebiet in Leupoldishain, das Programm zur Belebung der Innenstadt oder der Sportplatz in Pfaffendorf. Es sind ambitionierte Pläne, die sich Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) in seiner ersten Amtszeit auf den Tisch gezogen hat. Was bereits geschafft ist, was noch nicht und ob Kummer im Juni erneut zur Bürgermeisterwahl antreten wird, sagt er im Gespräch mit Sächsische.de.
Herr Kummer, im Juni geht Ihre erste Amtszeit als Bürgermeister zu Ende. Mal ehrlich, welche Schulnote würden Sie sich geben?
Ich würde meine Arbeit mit "gut" bewerten. Wir haben viele Projekte bearbeitet, Probleme gelöst und Herausforderungen angenommen und bewältigt. Diese sind bereits zum Teil abgeschlossen oder werden in den nächsten Monaten beziehungsweise zwei bis drei Jahren realisiert werden. Ich bin mir natürlich bewusst, dass es noch Potenzial gibt. Leider konnten nicht alle Projekte zu Ende gebracht werden - aus unterschiedlichen Gründen. Königstein hat sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut entwickelt und wichtige Grundlagen für die Entwicklung gelegt. Das wird in den nächsten Jahren auch noch sichtbarer werden.
War Ihnen 2015 klar, worauf Sie sich als Bürgermeister einlassen?
Da ich bereits im Stadtrat vertreten war, wusste ich, was auf mich zukommt. Die Intensität kam aber erst mit dem Einstieg ins Amt. Die erste große Herausforderung war der Paradigmenwechsel in der Kommunalpolitik sowie in der Stadtentwicklung.
Nach der Flüchtlingskrise folgte mit Corona eine weitere Krise. Wie ist Königstein bislang durch die Pandemie gekommen?
Königstein ist insgesamt gut durch die letzten zwei Jahre gekommen. Corona hat die Verwaltung - trotz Hygienemaßnahmen - aber spürbar ausgebremst. Oft fielen gleich mehrere Mitarbeiter aus. Teilweise mussten wir auf bis zu zwölf Mitarbeiter verzichten. Dadurch ist natürlich Arbeit liegen geblieben. Dank eines tollen Teams konnten wir jedoch die Kräfte bündeln.
Corona hat sich zum Reizthema in der Gesellschaft entwickelt. Wie nehmen Sie das wahr?
Wir als Stadtverwaltung haben unter Beachtung der staatlichen Verordnungen und Entscheidungen der Politik versucht, mit Augenmaß und ohne Hysterie zu agieren. Es sollten bei aller Vorsicht jedoch nicht ganze Wirtschaftszweige zum Erliegen gebracht werden. Für Königstein und die Sächsische Schweiz betrifft das vor allem die Tourismusbranche und dabei besonders die Gastronomie und Hotellerie.
Auch in Königstein werden wir uns dadurch auf geringere Steuereinnahmen einstellen müssen. Die Einschnitte für die Bevölkerung, die sich durch viele Lebensbereiche ziehen, verbunden mit all den Sorgen und Problemen, sind überall spürbar und stellen eine Belastung für das gesellschaftliche Gleichgewicht dar.
In vielen Kommunen wird gegen die Corona-Einschränkungen protestiert. Wie sehen Sie das?
Alle Meinungen zu Corona haben eine Berechtigung, wenn sie friedlich und konstruktiv vorgebracht werden und man eine vernünftige Diskussionskultur pflegt. Unstrittig ist für mich: Der Schutz aller ist in der Pandemie wichtig. Deshalb haben wir als Stadt einen Beitrag geleistet und auf freiwilliger Basis Impfangebote gemacht und eine Teststelle eingerichtet. Für die Verwaltung war das ein großer Kraftakt, der viel Personal gebunden hat.
Stichwort Diskussionskultur: Im Königsteiner Stadtrat kommt es zwischen CDU und Freien Wählern oft zum unschönen Schlagabtausch. Wie beurteilen Sie die Stimmung?
Der Ton in den Gremien ist rauer und fordernder geworden, sodass es manchmal den notwendige Respekt vermissen lässt. Ich appelliere: Wir müssen sachlich und konstruktiv bleiben. Man sollte den Respekt untereinander nicht verlieren. Jeder Stadtrat hat einen Eid geschworen, zum Wohle der Stadt zu agieren. Genau darum sollte es bei der Stadtratsarbeit gehen.
Dieses Jahr steht in Königstein mit der Bürgermeisterwahl eine wichtige Entscheidung an. Treten Sie wieder an?
Diese Frage kann ich mit einem klaren "Ja" beantworten. Aufgrund der vielen Projekte, die wir für Königstein auf den Weg gebracht haben, ist eine positive Dynamik entstanden. Um diesen Prozess weiter zu begleiten, möchte ich gern weiter meine ganze Kraft, Herzblut und Engagement einsetzen.
Mit welchem Gefühl gehen Sie in den Wahlkampf?
Dieses Mal sind die Grundvoraussetzungen anders: Meine Arbeit der letzten Jahre wird bewertet. Das ist der Gradmesser für die Königsteiner. Königstein stand seit 2015 vor einer Vielzahl an Aufgaben, vieles davon konnten wir erfüllen. Ich sehe optimistisch in die Zukunft und würde mich freuen, für weitere sieben Jahre mein Engagement für die Stadt einbringen zu dürfen.
Zu den unerfüllten Aufgaben zählt die Sanierung des Sportplatzes in Pfaffendorf - eines Ihrer Wahlversprechen.
Dass die Sanierung in sieben Jahren nicht umgesetzt werden konnte, bedauere ich sehr. Gescheitert ist das Projekt bisher, trotz vieler Anträge, an der fehlenden Förderung. Der Sportplatz Pfaffendorf ist und bleibt aber eine Herzensangelegenheit für mich. Denn es ist ein wichtiges Schlüsselprojekt für die Stadtentwicklung. Nachdem der Fördermittelantrag 2021 abgelehnt wurde, haben wir im Spätsommer gleich wieder Fördergeld beantragt.
Welche großen Projekte hat Königstein 2021 abhaken können?
Das mit Abstand größte Vorhaben ist die Sanierung des Elbradweges zwischen Prossen und Halbestadt. Der erste Bauabschnitt ist geschafft, was ein wichtiger Meilenstein ist. Beim Brandschutz konnten wir auf der Ebenheit eine Lücke schließen. Dort wurde für die Anwohner eine Löschwasserzisterne stationiert, die rund 55.000 Liter fasst. Investiert wurde auch in die Grund- und Oberschule. Über den Digitalpakt haben wir knapp 190.000 Euro zur Verfügung, konnten zum Beispiel Laptops für Schüler und Lehrer kaufen. Zudem hat die Stadt weitere 24.000 Euro in den Schulstandort investiert. Kurz vorm Jahreswechsel wurde der Anbau an die Turnhalle fertig - ein wichtiger Punkt für die Vereinsförderung.
Was steht auf der To-do-Liste für 2022?
Die Aufgabenliste ist lang. Der wilde Parkplatz an der Pirnaer Straße 1 soll aufgewertet werden. Dafür sind im Haushalt 50.000 Euro eingeplant. Neue Parkmöglichkeiten sind zudem an der Baulücke an der Pirnaer Straße 21/23 neben dem Hostel geplant. Darüber soll der Stadtrat ebenfalls zeitnah entscheiden. Ebenso wird das Kultur- und Innenstadtmanagement wieder mit Leben gefüllt.
Im Frühjahr erwarten wir die Baugenehmigung für das neue Feuerwehrgerätehaus in Leupoldishain. 2022 soll auch Baurecht für das neue Wohnbaugebiet daneben vorliegen. Ganz so schnell wird es beim geplanten zweiten Gewerbegebiet in Leupoldishain nicht gehen. Es wird noch etwa ein Jahr dauern, bis wir Baurecht haben.
Einer langer Atem ist auch bei der Sanierung der B172 gefragt. Wann geht es dort endlich los?
Die Sanierung der Bahnhofstraße begleiten wir als Stadt aktiv seit 2015. Nach langen Planungsprozessen ist jetzt der Baubeginn für 2023 eingeplant. In dieses Großprojekt sind etliche Partner involviert, mit denen wir uns seit vielen Jahre austauschen. Die Sanierung der B172 ist ein Beispiel dafür, dass in Königstein viel auf der Arbeitsebene passiert ist, aber erst mittelfristig umgesetzt werden kann. Ich freue mich aber, dass als Zwischenlösung die Holzschutzwand entlang der Bahnhofstraße erneuert werden konnte.