Pirna/Bonn. Der Koffer steht noch unausgepackt in der Ecke der Studentenbude in Göttingen. Dorothea Epperlein, die Pirnaer Wurzeln hat, ist gerade vom Weltklimagipfel in Bonn zurück. Als Mitglied des „Jugendbündnisses Zukunftsenergie“ und akkreditierte Beobachterin konnte sie an den Verhandlungen teilnehmen, die vom 6. bis zum 18. November stattfanden. Ihr Appell: Jeder kann bei sich anfangen, etwas für den Klimaschutz zu tun.
Frau Epperlein, war der Weltklimagipfel in Bonn ein Erfolg?
Das lässt sich schwer auf ein eindeutiges Ja oder Nein festnageln. Gerade in diesem Jahr war die Klimakonferenz eher eine Art Zwischenschritt. Es ging darum, die große Richtlinie zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von vor zwei Jahren zu erarbeiten, und bedeutete viel Detailarbeit. Aber der erste Schritt ist getan, jetzt müssen weitere folgen. Das große Ziel ist, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 weltweit zu neutralisieren, um den Klimawandel einzudämmen.
Was ist aus Ihrer Sicht gut gelaufen bei dem Gipfel?
Die Staaten, die am meisten vom Klimawandel betroffen sein werden, aber am wenigsten dazu beitragen, haben sehr eindringlich zur Eile gemahnt. Deshalb war es richtig, dass die Fidschi-Inseln den Vorsitz in Bonn hatten, somit im Mittelpunkt standen und über ihre bisherigen Erfahrungen berichten konnten.
Was ist für Sie persönlich am wichtigsten beim Thema Klimaschutz?
Die Forderungen der deutschen Jugendlichen waren eindeutig. Es geht um einen Ausstieg aus der Kohlenergie, um den CO2-Ausstoß auf das erforderliche Maß zu reduzieren. Die deutschen Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn sämtliche Kohlekraftwerke in Deutschland bis 2030 schließen. Das muss umgesetzt werden, denn Kohle ist definitiv die Dreckschleuder Nummer eins und der ganz große Erderwärmer.
Gerade in Sachsen sieht man ein Ende der Energie-Erzeugung aus Kohle skeptisch. Können Sie einen Braunkohle-Kumpel verstehen, der Angst um seinen Arbeitsplatz hat?
Die Angst des Mannes kann ich gut verstehen. Ich verstehe hingegen nicht, dass Politiker und verantwortliche Energiekonzerne noch immer nicht planvoll auf die notwendige Umstellung zu erneuerbaren Energien hinarbeiten und entsprechende Maßnahmen festlegen. Wenn man den Ausstieg als klares Ziel mit einer exakt festgelegten Zeitschiene definiert, wissen alle, wo es lang geht und was auf den Einzelnen zukommt. Dieses Wissen würde Ängste nehmen und den Ausstieg auch für Sachsen planbar machen.
US-Präsident Trump hat angekündet, aus den Ergebnissen des Pariser Weltklimagipfels auszusteigen. Haben Treffen ohne die USA überhaupt noch Sinn?
Ich denke, mit dieser Ankündigung haben sich die USA selber ins Abseits gestellt. Aber man darf nicht verallgemeinern. Denn zahlreiche amerikanische Bürgerbewegungen, Städte und US-Staaten haben bereits erklärt, dass sie dem Präsidenten nicht folgen werden und sich weiterhin aktiv für den Klimaschutz engagieren werden. Das macht Mut.
Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen. Was können wir in Pirna und überall im Landkreis dafür tun?
Besonders in Deutschland ist das eine ganz einfache Sache: Jeder kann seinen Stromanbieter wechseln und auf Ökostrom umstellen. Somit unterstützt er die Gewinnung von erneuerbaren Energien. Ein kleiner Schritt, der aber der Politik zeigt, wo wir alle hin wollen.
Und das ist?
Dass wir, unsere Kinder und Kindeskinder in einer Welt leben, die Zukunft hat!
Wagen Sie eine Prognose, wie unsere Welt in 50 Jahren aussehen wird?
Das ist eine Frage, die ich mir jeden Tag stelle. Ich hoffe, wir schaffen es. Aber ich bin sicher, nur in der Weltgemeinschaft können wir den Klimawandel stoppen. Da muss jeder über den eigenen Tellerrand gucken.
Das Gespräch führte Mareike Huisinga.