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Kokelnde Küchentücher

Mehrmals schmorten in einem Dohnaer Wohnprojekt Wischtücher auf heißen Herdplatten. Der Verdacht fiel auf einen Bewohner.

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© dpa

Von Yvonne Popp

Dohna. Dreimal wurde im vergangenen Herbst versucht, in einer Wohnstätte für psychisch kranke Jugendliche in Dohna ein Feuer zu legen. Dazu hatte der Täter einmal eine Küchenrolle und wenig später, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, ein Geschirrtuch auf einer heißen Herdplatte platziert. Aufmerksame Betreuer konnten zum Glück verhindern, dass es tatsächlich zu einem Brand kam.

Recht schnell war der Verdacht auf einen 20-jährigen Bewohner gefallen, der wohl, schon bevor er in die Wohngruppe aufgenommen wurde, durch ähnliche Taten auffällig geworden war. Am Amtsgericht in Pirna musste er sich nun wegen versuchter schwerer Brandstiftung verantworten. Der junge Deutsche sagt, dass es sich bei dem Vorfall mit der Küchenrolle um ein Versehen gehandelt habe. An jenem Abend, so erklärt er dem Gericht, habe sich ein Mitbewohner in der Dachgeschossküche Tee zubereitet. Dabei sei das Wasser übergekocht. „Mit Küchenpapier habe ich dann rund um die Herdplatte saubergemacht“, sagt der Angeklagte weiter. Versehentlich will er dann die Papierrolle auf dem Herd liegen lassen haben.

„Ich war das nicht“

Dass er gut eine Woche später in der Küche des Wohnbereichs im Erdgeschoss Geschirrtücher auf heiße Herdplatten gelegt haben soll, bestreitet er aber. „Ich war an jenem Abend nur einmal unten, um eine zu rauchen und um mir die Medikamente für die Nacht abzuholen“, gibt er zu Protokoll. In die Nähe der Küche sei er da aber nicht gekommen.

Auch wisse er nicht, wie es am Mittag des folgenden Tages erneut zu so einem Vorfall kommen konnte. Er jedenfalls sei das nicht gewesen. Eine Betreuerin, die am Tag des dritten Vorkommnisses Dienst hatte, ist sich allerdings recht sicher, dass der Angeklagte der Täter ist.

Auf ihrer Mittagsrunde durch das Haus, in dem derzeit 24 Jugendliche leben, sei noch alles in Ordnung gewesen, sagt die Frau. Die Küche war aufgeräumt und sauber, der Herd ausgeschaltet. Eine halbe Stunde später habe sie dann den Angeklagten, der sein Zimmer im Dachgeschoss hat, im Erdgeschoss gesehen. „Weil mir eine Kollegin erzählt hatte, dass am Abend zuvor jemand den Herd angestellt und ein Wischtuch auf die Platte gelegt hatte, bin ich noch einmal in die Küche gegangen, um nachzuschauen.“ Die Zeugin fand dann ebenfalls ein Tuch auf einer heißen Kochplatte vor.

Da außer ihr keiner der geladenen Zeugen bei den angezeigten Vorfällen direkt zugegen war, müssen nun weitere Mitarbeiter der sozialtherapeutischen Wohnstätte gehört werden, darunter auch der Bezugsbetreuer des Angeklagten. Die Verhandlung wird im November fortgesetzt.