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Kollwitz-Haus ist für dieses Jahr gerettet

Die Gemeinde Moritzburg und die Kreissparkasse Köln gleichen die gestrichenen 18.000 Euro vom Kulturraum aus. Wie es künftig weiter geht, ist offen.

Von Sven Görner
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Die Ausstellung zu Leben und Werk von Käthe Kollwitz befindet sich in den sieben Räumen der oberen Etage des Moritzburger Kollwitz-Hauses.
Die Ausstellung zu Leben und Werk von Käthe Kollwitz befindet sich in den sieben Räumen der oberen Etage des Moritzburger Kollwitz-Hauses. © Arvid Müller

Moritzburg. Die Entscheidung am Montagabend war überzeugend. Bei zwei Enthaltungen sprachen sich die Moritzburger Gemeinderäte für eine deutliche Erhöhung des Anteils der Gemeinde am diesjährigen Etat des Käthe-Kollwitz-Hauses aus.

In den vergangenen Jahren war in dem Gremium wiederholt über die Kulturförderung gestritten worden. Die Meinungen darüber, für welche Projekte Geld und in welcher Höhe ausgegeben werden soll, gingen dabei manchmal weit auseinander. Nur in einer Frage waren sich die Räte stets einig – im Erhalt des Kollwitz-Hauses. Der Erinnerungsort war 1995 im Sterbehaus der bedeutenden Künstlerin eröffnet worden.

Vorausgegangen war dem ein Jahr zuvor die Gründung einer Stiftung durch die Kreissparkasse Köln und die Gemeinde Moritzburg, mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Freistaat Sachsen, der Familie Kollwitz, dem Schloss Moritzburg und dem Freundeskreis Käthe Kollwitz e.V. als weitere Mitglieder. So konnte die seit Jahrzehnten bestehende Idee verwirklicht werden, den Gebäudekomplex des früheren Rüdenhofs umfassend zu sanieren und darin ein Museum zu eröffnen. Der 50. Todestages der Kollwitz war dafür ein würdiger Anlass.

Seitdem erhalten Besucher in dem einzigen noch existierenden authentischen Aufenthaltsort der Künstlerin nicht nur einen Überblick über mehr als 50 Jahre ihres künstlerischen Schaffens. Zudem werden regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt, und eine kleine Druckwerkstatt ermöglicht es, selbst kleine Radierungen herzustellen und zu drucken. Unter anderem im Rahmen gern genutzter museumspädagogischer Angebote.

Für diese hatte das Kollwitz-Haus in den vergangenen Jahren jeweils 6 000 bis 7 000 Euro Förderung des Kulturraums Meißen-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bekommen. Die Gemeinde gab weitere 2 700 Euro als sogenannten Sitzgemeindeanteil dazu. Diese Gelder hat der Kulturraum nun seit diesem Jahr komplett gestrichen. Und auch die Zuwendungen für den Betrieb der Einrichtung wurden weiter zurückgefahren. Bereits 2018 waren es 5 000 Euro weniger gewesen. Das konnte gerade noch so abgefangen werden, weil durch die Einnahmen im 25. Jubiläumsjahr des Kollwitz-Hauses noch ein kleines Polster da war, wie Sabine Hänisch, die Leiterin des Hauses, sagt.

Die für dieses Jahr vom Kulturraum avisierten 28 500 Euro bedeuten unterm Strich ein Minus von insgesamt 18 000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Mehr noch: Würde dieser Fehlbetrag im Etat des Käthe-Kollwitz-Hauses nicht ausgeglichen, gebe es gar kein Geld vom Kulturraum. Die Folgen wären verheerend. Denn die Stiftung als Träger des Kollwitz-Hauses war seinerzeit unter der Maßgabe gegründet worden, mit einem sparsamen Haushalt – geplant sind 2019 Ausgaben in Höhe von 134 000 Euro – eine erfolgreiche Arbeit zu leisten, was bisher auch gelungen ist. Obwohl Sabine Hänisch und ihre Mitarbeiterin in Teilzeit arbeiten und viele Aufgaben in Personalunion erledigen.

Seit dem Bekanntwerden der existenzbedrohenden Situation waren der Stiftungsbeirat und auch die Gemeinde Moritzburg nicht untätig gewesen. Und so konnte schließlich eine Lösung gefunden werden, der den weiteren normalen Betrieb des Kollwitz-Hauses sichert. Zumindest für dieses Jahr. Möglich ist das, weil neben dem Kulturraum auch von zwei Trägern der Stiftung regelmäßige Zuwendungen kommen und diese den Fehlbetrag nun ausgleichen. So wird die Kreissparkasse Köln ihre Zahlung in Höhe von 23 000 Euro um 7 000 Euro aufstocken. Und mit dem Gemeinderatsbeschluss vom Montagabend erhöht die Gemeinde Moritzburg ihren Sitzgemeindeanteil auf von 22 750 Euro auf 32 650 Euro. Die noch fehlenden rund 1 000 Euro sollen durch andere Einnahmen gesichert werden.

Moritzburg hatte bereits in den vergangenen Jahren mit 20 000 Euro einen um 4 000 Euro höheren Sitzgemeindeanteil für das Haus gezahlt, als für die Förderung durch den Kulturraum erforderlich gewesen wäre. Dazu kamen noch die 2 700 Euro für die Museumspädagogik.

Wie das Kollwitz-Haus langfristig gesichert werden kann, soll eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Untersuchung herausfinden. Höhere Zahlungen der Gemeinde werden dabei aber wohl auch künftig erforderlich sein.

Das könnte dazu führen, dass auch die Diskussion über die Unterstützung des Moritzburg-Festivals wieder aufflammt. Im Jahr 2017 war schon einmal beschlossen worden, diese zurückzufahren und dafür die Zuwendungen an das Kollwitz-Haus zu erhöhen. Der Beschluss war allerdings wegen Befangenheit aufgehoben worden. Nach erneuter Diskussion und Beschlussfassung mit nur einer Stimme Mehrheit blieb schließlich alles wie gehabt, was für das Festival auch weiterhin einen Gemeindezuschuss von jährlich 20 000 Euro bedeutet.