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Kommentar: Am Küchentisch wird ausgepackt

Peter Redlich über das Gespräch von Martin Dulig mit Bürgern

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Die SPD ist in der Wählergunst im Niedergang – nur Martin Dulig offenbar nicht. Wer es schafft, am Deutschland-Fußballabend den Saal dennoch fast voll zu bekommen, verdient Respekt. Die Idee mit dem Küchentisch ist beinahe genial. Sich dazu Themen wie Flüchtlinge, Kriminalität auszusuchen und dafür Experten an den Tisch zu holen, lockt offenbar auch zu Zeiten, in denen in Sachsen nicht mehr Zehntausende ankommen.

Allerdings, die Unzufriedenheit vieler Bürger mit Politikerverhalten und gefühlter Unmündigkeit ist noch immer da. Die Fragen nach mehr direkten Wahlen, wie etwa für einen Bundespräsidenten, wenn er denn schon gebraucht wird, ist eine davon. Auch ist vielen durchaus bewusst, dass die Flüchtlingsprobleme und die damit verbundenen Kosten nicht mit zwischenzeitlich abebbenden Zuströmen abnehmen. Wenn im Kreis Meißen rund 2 400 Asylbewerber aufgenommen sind, nur reichlich 500 ein Bleiberecht haben, aber nur 65 wieder gegangen sind, dann sei da viel Ungeklärtes dazwischen, sagt ein Bürger – ohne echte Antworten zu bekommen.

Dass all die kritische Fragerei zwar scharf aber gesittet zuging, ist Dulig und seinem Team zu verdanken. Die Regeln am Küchentisch per roter Karte und Ansage gleich zum Auftakt vorgetragen, wurden selbst von hartgesottenen Streitern in der Runde anerkannt. Respekt!