Görlitz war mit seinem Alkoholverbot 2016 ein bisschen weit vorgeprescht. Der Gedanke dahinter, Kinder und Jugendliche in der Innenstadt vor dem Anblick sich besaufender Menschen zu schützen – aller Ehren wert, kein Zweifel. Aber der gesetzliche Hintergrund fehlte eben, und deshalb konnte ein 25-Jähriger sein Recht auf ein Feierabendbier durchsetzen, und kippte damit die Verordnung. Spannend wird es nun, wenn Sachsen tatsächlich ein neues Polizeigesetz bekommt. Wird Görlitz dann wieder Alkoholverbotszonen ausweisen? Davon ist auszugehen. Spannend wird eher die Frage, wo diese entstehen sollen. Marienplatz, mit Sicherheit, Demianiplatz auch, Elisabethplatz, vielleicht der obere Teil, Postplatz auf alle Fälle, Wilhelmsplatz. Was ist mit dem Lutherplatz und dem Sechsstädteplatz? Für ein Alkoholverbot auf Ersterem hatte sich zuletzt sogar eine Bürgerinitiative stark gemacht. Sechsstädteplatz – schwer zu sagen. Er ist offenbar zu einem Problemfall in den vergangenen Monaten geworden, vielleicht eine Art Rückzugsort. Egal, wie der Stadtrat entscheiden wird: Das Problem ist dann zwar auf den entsprechenden Plätzen aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Wer sich betrinken will, tut es auch. Es muss nicht in der Öffentlichkeit sein. Diesen Menschen muss geholfen werden.
24.05.2018 08:00 Uhr
Kommentar: Aus den Augen aber nicht aus dem Sinn
Matthias Klaus über mögliche Alkohlverbote in Görlitz.