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Kommentar: Es muss jetzt angepackt werden

Catharina Karlshaus über die Unterbringung von Flüchtlingen.

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Mittlerweile dürfte es auch dem letzten politisch Verantwortlichen gedämmert haben: Die Unterbringung von Flüchtlingen ist nicht im „Normalmodus“ zu bewältigen, wie es Kanzlerin Angela Merkel unlängst selbst so treffend formulierte. Nein, Tausenden von Hilfesuchenden noch vor Einbruch des Winters ein festes Dach über dem Kopf bieten zu können, ist eine Mammutaufgabe. Und zwar in einer Dimension, wie sie Deutschland in diesem Ausmaß noch nie bewältigen musste.

Eine Aufgabe, die am Landkreis Meißen ebenso wenig vorüber geht, wie an Regionen im Süden, Westen oder Norden der Republik. Dass, was die Verantwortlichen der Kreisbehörde jetzt tun müssen, indem sie jede, aber auch wirklich jede infrage kommende Immobilie für eine mögliche Unterbringung überprüfen – und zuweilen den verständnislosen Aufschrei in der Bevölkerung ernten – läuft dieser Tage bundesweit so ab. Während hier nun plötzlich die Paulsmühle Kalkreuth, das ehemalige Kinderkurheim Volkersdorf oder manche Turnhalle in Meißen oder Riesa zur Disposition steht, bereitet sich Hamburg-Harvestehude auf die Belegung der schon einmal verworfenen Unterkunft im reichsten Villenviertel der Hansestadt vor.

Nein, es ist keine sächsische Erfindung, kein Versagen des Kreises Meißen oder gar die persönliche Unfähigkeit eines in irgendeiner Behörde damit beauftragten Mitarbeiters. Es sind die Auswirkungen einer dramatischen Flüchtlingsbewegung, der größten nach dem Zweiten Weltkrieg. Und es ist das Ergebnis einer europaweiten Politik, die es versäumt hat, frühzeitig konsequent zu handeln.

Die Auswirkungen jetzt gemeinsam zu schultern, ist angesichts des wachsenden Andrangs von Asylsuchenden, der Hilfsbereitschaft, aber ebenso dem steigenden Unverständnis in der eigenen Einwohnerschaft wichtiger denn je. Auch und erst recht hier vor Ort.