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Kommentar: Vor dem Verfall bewahren

Steffen Gerhardt über das neue Leben in alten Postgebäuden

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Jedes der Postämter hat seine eigene Geschichte. Dabei ist schon erstaunlich, wie die damalige Deutsche Reichspost ab 1900 ihr Netz mit Postämtern auch in der Oberlausitz systematisch ausbaute. Das waren schon damals repräsentative Bauten, die jede Stadt verzierten. Neben Niesky und Rothenburg sei auch an das Görlitzer Postamt erinnert, in dem sogar die Deutsche Post noch arbeitet. Der Bau des Rothenburger Gebäudes dauerte nach Überlieferungen 1925 ein Jahr. 2 400 Reichsmark kostete es, was heute rund 16 000 Euro wären.

Mit dieser Summe wurde vor 90 Jahren ein ganzes Haus gebaut. Für die Sanierung 80 Jahre später wäre nur ein Bruchteil der notwendigen Arbeiten davon bezahlbar. Dennoch nahm ein Rothenburger viel Geld in die Hand, um das Postamt für die Zukunft zu erhalten. Gleiche Ambitionen gibt es in Niesky. Doch beide Beispiele zeigen, wie schwer es ist, trotz gutem Konzept die Häuser mit neuem Leben fern eines Postbetriebes zu erfüllen. Das zeigt, dass nicht nur der Mut der neuen Besitzer gefragt ist, in ein solches Haus zu investieren, sondern auch derer, die es nutzen könnten. Der Stadt Rothenburg würde eine Pension in so einem historischen Gebäude gut zu Gesicht stehen. Aber wer nimmt das Risiko auf sich, diese betreiben zu wollen?