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Kontroverse Ausstellung "Gegenwart"

In Chemnitz hat die Sonderschau "Gegenwarten/Presences" eröffnet. Begleitet wird sie von Kontroversen auch über den Beitrag "Antifa - Mythos und Wahrheit".

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Einen Einkaufswagen als Symbol für die Eskalation der Silvesternacht in Leipzig-Connewitz stellt die Gruppe Peng!Collective unter dem Titel "Antifa - zwischen Mythos und Wahrheit" in den Kunstsammlungen Chemnitz aus.
Einen Einkaufswagen als Symbol für die Eskalation der Silvesternacht in Leipzig-Connewitz stellt die Gruppe Peng!Collective unter dem Titel "Antifa - zwischen Mythos und Wahrheit" in den Kunstsammlungen Chemnitz aus. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Chemnitz. Begleitet von Kontroversen über einen Beitrag zum Thema "Antifa - Mythos und Wahrheit" ist am Samstag in Chemnitz die Sonderschau "Gegenwarten/Presences" eröffnet worden. Unter Federführung der Kunstsammlungen Chemnitz sind bis zum 25. Oktober im Innenstadt-Gebiet Interventionen, Skulpturen, Installationen und Performances von 20 Künstlern und Kollektiven zu sehen.

Zweieinhalb Monate vor der Entscheidung über den deutschen Repräsentanten als Europas Kulturhauptstadt 2025 will Bewerber Chemnitz mit dem internationalen Kulturprojekt ein Zeichen setzen. Dies sei ein wichtiger Baustein bei der Kulturhauptstadt-Bewerbung, sagte Michael Stötzer, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau.

"Wandelgang" haben Geert van de Camp (l) und Andre Dekker von der niederländischen Künstlergruppe Observatorium ihre Installation genannt, die im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" im Zentrum von Chemnitz zu sehen ist.
"Wandelgang" haben Geert van de Camp (l) und Andre Dekker von der niederländischen Künstlergruppe Observatorium ihre Installation genannt, die im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" im Zentrum von Chemnitz zu sehen ist. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Einen Tag zuvor hatte eine Kontroverse über ein Werk des Kollektivs Peng! für Aufregung gesorgt und die Künstler zeitweise ihren Teil der Schau abgesagt. Entzündet hatte sich dies an einem Wandtext, mit dem sich das "Peng! Collective" mit der so genannten "Hufeisentheorie" auseinandersetzt. Die Theorie bezeichnet eine Nähe zwischen Links- und Rechtsextremismus. Ihre Arbeit kritisiere "die fatale Gleichsetzung von Antifa und gewaltbereiten Neonazis - die 'Hufeisentheorie' - und deren Verbreitung durch Parteien wie CDU, FDP und AfD", teilten die Künstler mit.

Constantin Leonhard sitzt während der Performance "Lob der Menschheit" des Konzeptkünstlers Mischa Kuball auf dem Skulpturenensemble "Lobgedichte". Die Performance findet im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" statt. Die Kunstsammlungen Chemnit
Constantin Leonhard sitzt während der Performance "Lob der Menschheit" des Konzeptkünstlers Mischa Kuball auf dem Skulpturenensemble "Lobgedichte". Die Performance findet im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" statt. Die Kunstsammlungen Chemnit © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Frederic Bußmann, Direktor der Kunstsammlungen, hatte gefordert, dass die in der Arbeit genannten Partei-Namen entfernt werden sollten. Darüber habe es einen Dissens mit dem Künstlerkollektiv gegeben, bestätigte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Kunstsammlungen seien zur politischen Neutralität verpflichtet und würden daher anderen Regularien unterliegen als die Künstler. "Es sah aus, als wenn das ein Statement der Kunstsammlungen ist", so Bußmann. Daher sei es sein Wunsch gewesen, dass das wegkommt.

Ein Auto ist im Wasser des Schlossteiches zu sehen. "Versinken" hat der Schweizer Künstler Roman Signer seine Arbeit im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" genannt. Zwischen dem 15. August und 25. Oktober sind die Arbeiten zu sehen.
Ein Auto ist im Wasser des Schlossteiches zu sehen. "Versinken" hat der Schweizer Künstler Roman Signer seine Arbeit im Rahmen der Ausstellung "Gegenwarten/Presences" genannt. Zwischen dem 15. August und 25. Oktober sind die Arbeiten zu sehen. © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Noch am Abend wurde die Kontroverse ausgeräumt, die Antifa-Schau bleibt vorerst Teil der Ausstellung. "Wir prüfen, ob das bleiben kann", sagte Bußmann. Es sei gut, solche Diskussionen zu führen. Ein solches Spannungsverhältnis müsse man aushalten, sagte Bußmann. (dpa)