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Kopfgeld für Pegidisten

Ein Ingenieur aus Dresden polt den Montagszug der Pegidisten um in einen Spendenlauf für Flüchtlinge – pro Kopf klimpern fünf Cent in der Kasse.

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© Stefan Becker

Von Stefan Becker

Immer wieder montags – ganz besonders besorgte Bürger blockieren Dresden mit ihrem „Spaziergang“, schimpfen auf die große Politik und hoffen auf eine Zeitenwende. Die könnte tatsächlich bald eintreten, bloß anders als erwartet, wenn das Modell von Martin Barth noch weitere Anhänger findet.

Nach jedem Pegida-Aufmarsch spendet der Ingenieur aus Dresden Geld für eine karitative Einrichtung, die sich um Flüchtlinge kümmert und um Integration. Sein Ansatz: Für jeden Mitläufer gibt Martin fünf Cent – drehen zum Beispiel 2500 Pedigisten ihre Runde, macht das 125 Euro für eine Hilfsorganisation.

Martin überweist seine Spende an die Macher der „Mission Lifeline“, die sich für eine privat finanzierte Seenotrettung aus Sachsen einsetzen. Am Steuer der Initiative steht Axel Steier, der schon vor einem Jahr den Dresden-Balkan-Konvoi mit auf den Weg brachte.

Das sei sein ganz persönlicher Favorit, sagt Barth. Jeder Unterstützer der Aktion solle natürlich sein Geld zukommen lassen, wem sie oder er wolle. Dabei sei es ziemlich egal, ob die Pro-Kopf-Spende nun fünf Cent betrage oder einen halben, sagt Barth. „Für die Wirkung nach außen ist es viel wichtiger, dass die Spenden regelmäßig kommen und die Belege auch veröffentlicht werden.“

Im technischen Sinne wählt der 36-jährige Ingenieur die Methode der Gegenkopplung, die in diesem Fall einen für die Stadt negativen Prozess doch noch in einen positiven verwandelt. Und als Wissenschaftler nimmt Barth die Zahlen des Projekts „Durchgezählt“ als Basis für die Höhe seiner Spende: „Die Zahlen der Pegidisten entspringen doch eher dem Reich der Fantasie“, sagt der Erfinder des Kampagnen-Hashtags #prokopfgeldspende

Auf den reagierten bereits Pegidisten sowie deren Sympathisanten mit der üblichen Häme und auch Lutz Bachmann kommentierte das Geschehen in der fernen Heimat gekonnt justiziabel und tituliert Mission Lifeline als „kriminell agierenden, privaten Schlepperorganisationen, die „Flüchtlinge“ praktisch direkt an der Küste Libyens abholen“ – die Organisation prüft eine Anzeige.

Und Martin Barth hofft darauf , dass seine Initiative Schule macht. Eine zweite Mitstreiterin hat ihre Prokopfgeldspende bereits offiziell zugesichert und vielleicht kommen in den nächsten Tagen noch weitere hinzu.