Meißen
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Kornhaus-Chef weist Vorwürfe zurück

Die italienischen Investoren halten am Hotelplan fest. Doch es gibt viele offene Fragen.

Von Peter Anderson
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© Claudia Hübschmann

Meißen. Wie so oft in Italien sei „in die Menge geschossen worden.“ Dann hätten sich die in der Presse geäußerten Vorwürfe „wie Seifenblasen“ aufgelöst. Mit diesen Worten hat jetzt der Geschäftsführer der Kornhaus-Besitzgesellschaft Dr. Cesare Geat einen Bericht in der SZ vom Mittwoch kommentiert.

Dem auf Angaben italienischer Medien beruhenden Artikel zufolge haben Staatsanwälte in Neapel zwei Mit-Eigentümer des in Nachbarschaft zur Albrechtsburg gelegenen Denkmals ins Visier genommen. Der Bauunternehmer Michele Panico und sein Sohn Mario Panico sollen beim Bau eines Ikea-Einkaufszentrums im Großraum Neapel Steuerbetrug begangen haben. Es gehe um gefälschte Rechnungen in Höhe von Millionen von Euro. „Nach meinem Wissensstand sind die Ermittlungen gegen Michele Panico eingestellt worden“, so Jurist Cesare Geat in einem Schreiben an die SZ. Der in Innsbruck tätige Anwalt ist Geschäftsführer der Venere Immobilien GmbH, welche vor knapp zehn Jahren das 6 000 Quadratmeter umfassende Kornhaus auf dem Burgberg erworben hat. Vier italienische Gesellschafter, darunter die Mitglieder der Panico-Familie aus dem Großraum Neapel, wollten in dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Gebäude Meißens erstes Fünf-Sterne-Hotel einrichten.

Eine Nachfrage, ob ihm ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Neapel zum Ende der Ermittlungen gegen die Panicos vorliege, ließ Dr. Geat bis Donnerstag, 17.30 Uhr, unbeantwortet. Die SZ wird nun versuchen, dies mithilfe ihrer Italien-Korrespondentin zu klären. Der in den Fall eingebundene Staatsanwalt Henry John Woodcock ist ein in Italien sehr bekannter Jurist. Er ermittelt häufig in Fällen von Korruption, aber auch gegen mafiöse Strukturen.

Venere-Geschäftsführer Cesare Geat möchte von diesen Dingen nichts wissen. „Solche Fragen sollten gar nicht beantwortet werden, da sie schlicht und einfach eine bodenlose Frechheit sind“, teilt er der SZ zu den Vorwürfen gegen Michele und Mario Panico mit.

Die Baugruppe der Familie sei zurzeit damit beschäftigt, ein großes Projekt im Zentrum der lombardischen Stadt Busto Arsizio fertigzustellen. Dieses habe ein Volumen von circa 40 Millionen Euro. Ein zweites Vorhaben werde in Padua realisiert. 60 Millionen Euro würden dort investiert und von Banken mitfinanziert. „Das sind Fakten, die jederzeit überprüfbar sind, und für die Person Michele Panico sprechen“, so Dr. Geat.

Verkaufsanzeige bleibt rätselhaft

In Meißen hält die Venere Immobilien GmbH an ihren ursprünglichen Absichten fest, das Kornhaus in ein Luxushotel umzubauen. Es gebe seitens der Gesellschaft „keine Absichten“ das Denkmal zu verkaufen, bekräftigt der Geschäftsführer. Im Gegenteil, die Hotelpläne blieben aktuell. Es werde überlegt, das Erdgeschoss für Ausstellungen oder auch als Verkaufsräume zu nutzen.

Rätselhaft bleibt vor dem Hintergrund der nach Aussagen Geats ungeänderten Hotelpläne eine am Donnerstag weiterhin abrufbare Verkaufsanzeige auf dem Portal Immobilienscout24.de. Dort ist von einem Preis in Höhe von 3,5 Millionen Euro für das Filetstück die Rede. Vor zehn Jahren war es noch für eine halbe Million Euro zu haben. Der Anbieter Remax Classic Berlin verweist in seinem Exposé darauf, „dass dieser Angebotspreis bei entsprechender Nachfrage steigen oder fallen kann“. Der Makler nimmt für sich ausdrücklich in Anspruch, für den Verkäufer „als Vermittlungspartner provisionspflichtig tätig werden“ zu dürfen. Nach Angaben der Stadt wurde die auf das Hotelvorhaben zugeschnittene Baugenehmigung allerdings seit 2013 nicht mehr erneuert.

Während die Zukunftsaussichten des Kornhauses in der Realität offenbar wenig rosig aussehen, hat es sich im Internet zu einem Klick-Hit entwickelt. Für sein Projekt Mystik Moments Meißen hatte der Fotograf Mario Gast den morbiden Charme des neogotischen Denkmals eingefangen und zahlreiche Details aus dem Inneren dokumentiert.