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Im Kosmos von A.R. Penck

A.R. Penck war Maler, Autor, Musiker und Dokumentarfilmer. Am Samstag wäre er 80 Jahre alt geworden. Das Albertinum zeigt nun unbekannte Talente von ihm.

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Anlässlich des 80. Geburtstages des 2017 verstorbenen Dresdner Künstlers A.R. Penck findet im Albertinum eine große Ausstellung statt,
Anlässlich des 80. Geburtstages des 2017 verstorbenen Dresdner Künstlers A.R. Penck findet im Albertinum eine große Ausstellung statt, © dpa-Zentralbild

Von Katharina Rögner

Dresden. Der gebürtige Dresdner Ralf Winkler alias A.R. Penck (1939-2017) ist vor allem bekannt als bildender Künstler. Doch er war ein Multitalent, spielte mehrere Instrumente, brachte rund 50 Platten heraus, filmte und verfasste mehr als 500 Texte, darunter zahlreiche Gedichte. Die Dresdner Kunstsammlungen widmen ihm von Samstag an eine Ausstellung im Albertinum.

Penck sei ein "Ausnahmemensch" gewesen, der universell begabt war, sagte die Direktorin des Albertinums, Hilke Wagner, am Freitag in Dresden. Zudem sei er ein deutsch-deutscher Künstler, in dessen Werken sich beide politische Systeme spiegelten. Unter dem Titel "Ich aber komme aus Dresden (check it out man, check it out)" sind in Dresden vor allem frühe Werke bis zu seiner Ausreise aus der DDR 1980 zu sehen.

Die Präsentation mit Bildern, Skulpturen, Filmen und Skizzen sei ein Streifzug, eine kleine Auswahl durch sein vielseitiges und nahezu unüberschaubares Werk, sagte Kurator Mathias Wagner. Allein bis 1980 habe Penck rund 800 Gemälde geschaffen. Anlass für die Ausstellung ist Pencks 80. Geburtstag am Samstag (5. Oktober).

Im Fokus stehe sein bis heute wenig beachtetes Werk als Schöpfer von Super-8-Filmen sowie als Musiker, sagte Kurator Wagner. Seine Plattenhüllen entwarf er selbst, etliche werden gezeigt. Bisher unveröffentlichte Aufnahmen sind zu hören. Seine Filme zeigen unter anderem Künstlerkollegen und die Dresdner Neustadt zu DDR-Zeiten. 17 seiner Skizzen- und Künstlerbücher wurden digitalisiert und sind nun in der Ausstellung zu sehen.

1968 stellte Penck erstmals in der BRD aus, schnell wurde er im Westen populär, während er im Osten weitgehend unbekannt blieb, weil er im Verborgenen arbeitete. Penck galt als der heimliche Star der Dresdner Kunstszene.

Offiziell hat er in der DDR nie Anerkennung gefunden. Studium und Mitgliedschaft beim staatlichen Verband Bildender Künstler blieben ihm verwehrt. Ausgeschlossen vom offiziellem Kunstbetrieb erklärte sich Ralf Winkler, der ab 1968 unter seinem Pseudonym A.R. Penck arbeitete, eigenmächtig zum Künstler.

Viel Wert gelegt habe er auf Gemeinschaft und Kooperationen mit anderen Künstlern, sagte Wagner. Mit drei Kollegen gründete er 1971 die Gruppe "Lücke", in Anlehnung an die Dresdner Künstlergruppe "Brücke" von 1905. Gemeinsam schufen sie bis 1976 rund 60 Werke. 1978 rief Penck die Druckwerkstatt "Obergrabenpresse" ins Leben.

Die Ausstellung präsentiert auch seine "Weltbilder", eines von 1961, in dem er die deutsche Teilung aufgreift. Doch Penck sei kein Dissident gewesen, sagte Wagner. Wie viele andere Künstler habe er bis in die 1970er-Jahre hinein an die mögliche Umgestaltung des Systems der DDR geglaubt und seine künstlerische Arbeit als Beitrag zur Analyse und Lösung bestehender Probleme verstanden.

Wagner spricht vom Künstler "Kosmos Penck", er sei in verschiedene Rollen geschlüpft. Berühmt ist er für seine dünnen, fast strichartigen Figuren. Die Dresdner Ausstellung zeigt bis zum 12. Januar etliche davon auf Pappe. Obwohl er als bildender Künstler bekannt wurde, habe er seine Begabungen stets gleichbedeutend gesehen, sagte Wagner. Er wäre auch gern Musiker geworden. Für ihn sei "die Welt ein großer Signalraum" gewesen, in dem der Mensch Signale aussendet und empfängt. (epd)