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Kostenlose Bahn-Reservierung gefordert

Abstand halten ist im Zug zuweilen unmöglich. Wenn deshalb Reservierungen Pflicht würden, wären Reisende unflexibler. Da kommt ein neuer Vorschlag.

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Eine elektronische Reservierungsanzeige ist in einem ICE-4 der Deutschen Bahn an der Kopfstütze integriert.
Eine elektronische Reservierungsanzeige ist in einem ICE-4 der Deutschen Bahn an der Kopfstütze integriert. © Daniel Bockwoldt/dpa

Berlin. Bahnreisende im Fernverkehr sollten aus Verbraucherschützer-Sicht in der Corona-Krise kostenlos einen Sitzplatz reservieren können. "Neben der Maskenpflicht ist Abstand einfach das Beste, was wir zur Zeit tun können", sagte Klaus Müller, der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, der Deutschen Presse-Agentur. Züge dürften nicht voll gedrängt sein.

"Auf viel befahrenen Strecken muss die Bahn deshalb zusätzliche Waggons einsetzen, die Belegung mit intelligenter Technik im Zug entzerren und bevorzugt Reisende mit Reservierung einsteigen lassen", sagte Müller. "Wobei die Reservierungsgebühren im Fernverkehr während Corona entfallen sollten."

Wer zweite Klasse fährt, zahlt für die Reservierung derzeit 4,50 Euro. In der ersten Klasse ist der feste Sitzplatz dagegen im Fahrpreis enthalten.

In den vergangenen Tagen waren wieder Forderungen nach einer Reservierungspflicht laut geworden. Dies lehnt die Deutsche Bahn bislang ab. Sie will spontanes Zusteigen weiter ermöglichen.

Kunden sind gespalten

Die Deutschen sind in der Frage gespalten. Auf der einen Seite unterstützen 34 Prozent den Kurs der Bahn, wie eine YouGov-Umfrage in dieser Woche ergab. Auf der anderen Seite sind demnach 40 Prozent eher oder sogar voll und ganz dafür, die Reservierung obligatorisch zu machen.

Die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, die saarländische Ressortchefin Anke Rehlinger (SPD), sagte am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk, die Frage sei noch nicht abschließend geklärt. Die Idee sei grundsätzlich richtig, praktische Fragen aber noch offen.

Müller schlägt mit der kostenlosen Reservierung einen Mittelweg vor. "Es gibt einen Zwiespalt, der ist unauflösbar: zwischen möglichst vielen Menschen, die wieder Bahn fahren sollen, und Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie." Die Bahn habe aber die Chance, sich als sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel zu präsentieren.

Der Verbrauchervertreter rief das Unternehmen auf, kundenfreundlicher auf Verstöße gegen die Maskenpflicht zu reagieren. "Wir hören, dass die meisten Verbraucher die Maske aus Vergesslichkeit und Nachlässigkeit nicht aufsetzen", sagte Müller. In solchen Fällen könnten Zugbegleiter mit einem Mund-Nasen-Schutz aushelfen. "Wer sich dennoch verweigert, den muss die Bundespolizei aus dem Zug holen." (dpa)