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Kottmars Kitas gehen ans Kinderland

Der Gemeinderat von Kottmar hat jetzt beschlossen, wie es mit den drei kommunalen Kitas und dem Hort weitergeht. Die Leiterinnen hatten andere Vorstellungen.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriel Wandt

Kottmar. Die Kinder spielen auch nach der Entscheidung von Montagabend weiter fröhlich in ihren Kindergärten, ihre Erzieher und die Einrichtungsleitungen müssen sich nun aber damit anfreunden, dass ihr Arbeitgeber bald nicht mehr die Gemeinde Kottmar, sondern der Verein Kinderland Sachsen ist. So haben es die Gemeinderäte am Montag auf einer eigens dafür einberufenen Sitzung entschieden.

Schon vor Beginn war deutlich, mit wie viel Spannung – und wie viel Verärgerung – die Mitarbeiter auf diese Entscheidung blicken. Rund 15 von ihnen waren zu der Sitzung erschienen und machten so schon allein durch ihre Anwesenheit deutlich, welche Tragweite sie dem Thema beimessen. Die Räte unterdessen haben vor der öffentlichen Abstimmung noch einmal hinter verschlossener Tür debattiert. Die Ausgliederung der Kitas Koboldhäusel Kottmarsdorf, Cunnersdorfer Knirpsenhäusel, Pfiffikus Obercunnersdorf und des Schulhorts in Niedercunnersdorf führt auch unter ihnen zu unterschiedlichen Meinungen.

Bürgermeister Michael Görke (parteilos) holte dementsprechend lang aus, bevor er zur Abstimmung kam. Ausführlich erklärte er den Weg bis zu diesem Montag. Begonnen hatte alles mit einer nichtöffentlichen Klausurtagung des Gemeinderats im November 2015. Damals hatten sich die Mitglieder darauf verständigt, die vier noch bei der Kommune verbliebenen Kindereinrichtungen auf Kottmargebiet an einen freien Träger abzugeben. Der Hintergrund ist so simpel wie schmerzhaft: Die regelmäßigen Kostensteigerungen, beispielsweise durch Tariferhöhungen, sind ein Problem für die Gemeinde geworden. Immer wieder in den vergangenen Jahren musste sie die Elternbeiträge anheben. Das soll künftig vermieden werden – und das ist damit auch die große Hoffnung der Befürworter für die Ausgliederung. Über den Winter hatte die Gemeinde das Ansinnen zunächst noch unter Verschluss gehalten und erste Gespräche mit Leitern, Personalräten und Belegschaft geführt.

Das ist der Kinderland e.V.

Der Verein ist sachsenweit tätig, nicht konfessionell oder parteipolitisch gebunden. Er betreibt Kitas, Horte, Jugendtreffs, eine Grundschule sowie Angebote zur Familienbildung.

Sein Schwerpunkt liegt in Dresden, wo er Kitas und Horte unterhält. Aktiv ist er auch in den Landkreisen Bautzen, Meißen, Mittelsachsen und in Chemnitz.

Im Kreis Görlitz betreibt er die Kitas, den Hort und das Kinder- und Jugendzentrum in Kottmar.

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Die Öffentlichkeit erfuhr erst im Februar von dem bereits angeschobenen Plänen. Bürgermeister Görke wies am Montag auch noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt alle Beteiligten schon alle Informationen erhalten hätten. Neun potenzielle Träger waren zu diesem Zeitpunkt schon angeschrieben. Der Bürgermeister betonte, die Gemeinde habe sehr bewusst die Einrichtungen nicht einfach ans bereits in Kottmar aktive Kinderland übergeben wollen, sondern eine echte Ausschreibung angestrebt. Deren erste Runde musste die Gemeinde allerdings wieder abbrechen – aus Wirtschaftlichkeitsgründen. Wie am Montag deutlich wurde, hing das unter anderem mit der Altersvorsorge für die Mitarbeiter zusammen. Denn die Gemeinde hat den freien Trägern konkrete Forderungen unterbreitet, die sie erfüllen müssen, wollen sie die Einrichtungen übernehmen. Dazu zählt, dass im ersten Jahr nach Übernahme alle Tarifsteigerungen mitgemacht werden müssen, dass alle Mitarbeiter (Leiter, Erzieher, Hausmeister, technische Angestellte) übernommen werden müssen, dass aktuelle Besitzstände der Mitarbeiter wie Entgelte, Urlaubsansprüche, freie Tage am 24. und 31. Dezember dauerhaft gewährleistet sein müssen, dass die Arbeitsorte in der Gemeinde Kottmar sein müssen oder dass ausreichend Weiterbildungen stattfinden sollen.

Dem Großteil der Mitarbeiter reichen diese Zusagen nicht, auch das zeigte sich am Montagabend. Schon vor einigen Wochen hatten sie in einem Schreiben an die Gemeinderäte ausführlich ihre Sorgen dargelegt – und sich für einen anderen Träger ausgesprochen. Görke betonte am Montagabend, die Verwaltung befürworte aus den beiden am Schluss verbliebenen Anbietern ASB und Kinderland für den letztgenannten Verein, weil er eben die Vorteile und positiven Erfahrungen sehe, die Gemeinde und Kinderland in den vergangenen fünf Jahren gemacht hätten. Der Kinderland-Verein betreibt in Kottmar bereits Kitas in Eibau und Walddorf, den Hort in Eibau und das Jugendhilfezentrum Eibau-Ebersbach in Eibau. In den letzten Tagen habe sich dann auch der Personalrat für den Wechsel zum Kinderland ausgesprochen. Die Vertreter der Einrichtungen aus Kottmarsdorf und Niedercunnersdorf hatten sich für den ASB ausgesprochen, der Hort in Niedercunnersdorf und die Kita in Obercunnersdorf schließlich fürs Kinderland.

Nach dem Beschluss vom Montag soll es nun zügig weitergehen. Die Räte hatten sich im November vorigen Jahres darauf geeinigt, den Trägerwechsel zum 1. Januar 2017 zu vollziehen. Durch die zwischendurch neu gestartete Ausschreibung ist nun mehr Zeit vergangen als eigentlich geplant. Das Ziel soll trotzdem eingehalten werden. Der Bürgermeister ist beauftragt, unverzüglich die entsprechenden Verhandlungen aufzunehmen. Der Vertrag zwischen Gemeinde und Kinderland-Verein wird dann wieder den Gemeinderäten zur Zustimmung vorgelegt.

www.kinderland-sachsen.de

Der Beitrag wurde am 2.8.2016, 20.28 Uhr aktualisiert.