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Krähen bevölkern die Orte

Auffällig viele der schwarzen Vögel sind derzeit unterwegs. Andere Arten hingegen fehlen, sagt ein Experte.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa/Landkreis. Ein mächtiger Schwarm Saatkrähen erhebt sich über der Riesaer Innenstadt. Derzeit sind so viele der Tiere unterwegs, dass man sich manchmal an Hitchcocks „Die Vögel“ erinnert fühlt. Wenn sie nicht gerade durch die Luft segeln, sitzen sie auf Dächern, um sich zu sonnen – oder sie suchen im Müll nach Essbarem. Denn Letzteres, die Nahrungssuche, ist laut dem Riesaer Tierparkchef Gerhard Herrmann auch der Grund dafür, dass die Vögel gerade in Scharen anzutreffen sind. „Die Saatkrähen sind als Wintergäste hier. Sie kommen aus Gebieten, in denen es im Winter noch kälter ist.“ Etwa aus Russland, Belarus oder Skandinavien. Allerdings ist es im Elbland derzeit ja auch nicht gerade warm. „Das macht den Saatkrähen nichts aus. So lang kein Schnee liegt, finden sie ausreichend Nahrung. Wenn das nicht so wäre, wären sie schon längst weitergezogen“, erklärt Herrmann. Allerdings würden die Vögel derzeit weniger auf Feldern als vielmehr in den Städten satt. „Das liegt daran, dass die konventionell wirtschaftenden Bauern vor dem Winter alles Essbare unterackern.“ Aus Sicht des Artenschutzes sei das schlecht. „Man kann den Bauern das aber auch nicht zum Vorwurf machen. Sie richten sich nach den EU-Förderrichtlinien aus Brüssel“, erklärt der Tierparkchef.

Die Speisekarte der Saatkrähe ist äußerst vielfältig. Sie frisst sowohl Regenwürmer, Käfer und Nacktschnecken als auch Mäuse, seltener auch andere Vögel und deren Eier. Im Winter machen die schwarzen Vögel auch vor Aas keinen Halt. Dazu kommen Früchte, Nüsse, Eicheln, Getreide. Obwohl die Saatkrähe so manchem lästig vorkommt und der Bestand aktuell stabil ist, ist sie geschützt. Laut dem Naturschutzbund Nabu stellte die EU mit der EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979 alle Singvogelarten und damit auch Elster, Rabenkrähe und Eichelhäher unter Vollschutz.

Während die vielen Saatkrähen auch schon Tierparkchef Gerhard Herrmann aufgefallen sind, vermisst er in diesem Winter andere Arten. „Zum Beispiel den Gimpel und den Seidenschwanz.“ Wo die beiden Singvogelgattungen geblieben sind, weiß auch er nicht.