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Kräuterweiblein wider Willen

Birgit Beecken hat als Köchin gearbeitet – bis sie nicht mehr gebraucht wurde. Heute hat sie eine andere Leidenschaft.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jana Richter

Riesa. Zwei zum Verwechseln ähnliche Kräuter hält Birgit Beecken in der Hand: Links die Echte, rechts die falsche Kamille. Die falsche Kamille ist größer als die Echte und geruchlos. Und wo die Echte gegen Halsschmerzen und Bauchweh hilft, ist die falsche wirkungslos. Mit so etwas kennt sich Birgit Beecken aus: Nicht umsonst ist sie als „Kräuterweiblein“ bekannt. Der Titel entstand bei einem Vortrag im Seniorenhaus Albert Schweitzer, als ein Bewohner ausrief: „Da kommt das Kräuterweiblein!“

Ihre Zuhörer wechseln, der Name bleibt. Manche Menschen würden sie vielleicht Kräuterhexe nennen. „Eine Hexe ist man aber erst mit 120 Jahren“, sagt Birgit Beecken. Mit ihren 63 Jahren ist sie davon noch weit entfernt. Bei ihren Seminaren und Vorträgen will sie ihrem Namen das passende Bild geben: Schürze, Hut und Kittel dürfen nie fehlen. „Was die Leute über mich erzählen, ist mir egal. Aber ich kann vielen Menschen mit meinem Auftreten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ist für mich die Hauptsache“, sagt Beecken.

Bloß keine penible Gartenpflege

Vor neun Jahren hat ihre Leidenschaft für Kräuter ihren Anfang genommen. 2008 arbeitet sie noch täglich in ihrem gelernten Beruf: In einer Gaststätte ist sie als Köchin angestellt. Bis zu dem Tag, an dem sie nicht mehr gebraucht wird. „Ich habe damals von meinen Kollegen eine Palette mit Kräutern bekommen. Da ich schon in der Restaurantküche gerne mit frischen Kräutern gewürzt hatte, habe ich sie mit nach Hause genommen“, erzählt die Grubnitzerin. Und so beginnt alles.

Sie nutzt die Kräuter nicht nur zum Kochen, sondern entwickelt eine regelrechte Begeisterung für sie. Auf einem Grundstück in Frauenhain pflanzt sie bald die ersten Lavendelpflanzen und verschiedene Minzsorten. So entsteht Birgit Beeckens erstes Kräuterbeet. Ihr Beet wird immer größer und durch einen Zeitungsartikel auch immer bekannter. Erste Radtouristen finden ihren Weg zu Birgit Beeckens Garten, und sie erkennt, dass ihr Hobby auch andere Menschen interessiert.

Es stellt sich auch bald heraus, dass die meisten Besucher Wissenswertes über Kräuter erfahren möchten. Also hat sie ihr Wissen und ihren Garten weiter ausgebaut und gibt nun schon seit Langem Seminare an der Volkshochschule Großenhain. Seit vergangenem Jahr kann man sie auch an der Volkshochschule Riesa antreffen, wie auch bei Vorträgen in Schulen und Seniorenclubs. Mit diesem Hobby hat sie viel Spaß, und ihren Zuhörern macht es Freude – wie sich auch jetzt bei einem Vortrag im Mehrgenerationenhaus an der Riesaer Alleestraße zeigte.

Seit 2008 hat sie in verschiedenen Gaststätten auf Teilzeitbasis gearbeitet, unter anderem in Goltzscha. „Mittlerweile bin ich aber Rentnerin und kann mich in Ruhe um meine Kräuter kümmern“, sagt sie. Vor fünf Jahren hat sie auch ihren Garten in Grubnitz zu einem Kräutergarten umgebaut. „Mein Garten ist nicht penibel gepflegt. Meine Kräuter wachsen da, wo sie den passenden Untergrund haben. Und wenn das mitten auf dem Weg ist, baue ich einen Steinkreis um sie herum“, erzählt Beecken.

Wenn sie nicht gerade in einem ihrer Gärten arbeitet, verkauft sie bei schönem Wetter Pommes im Naturbad Goltzscha. Am 17. und 18. Juni ist sie dort beim Kunst- und Naturmarkt anzutreffen. Wer sich ein Bild von ihrem Garten in Grubnitz machen und etwas über Kräuter erfahren möchte, kann am 25. Juni nach Grubnitz kommen – dann ist der für Besucher geöffnet.

Der Garten von Birgit Beecken befindet sich auf der Oberen Straße 13 und steht Besuchern am 25. Juni offen. Kontakt: Telefon 0172 3610576.