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Kraulen statt Küssen

Nach Paul Biedermann und Britta Steffen gibt es wieder ein Schwimm-Paar. Doch das drängt nicht in die Öffentlichkeit.

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Von Jörg Soldwisch

Nein, ein Glamour-Paar sind Sarah Köhler und Florian Wellbrock nicht. Anders als beim einstigen Schwimm-Paar Britta Steffen und Paul Biedermann stürzen sich die Journalisten noch nicht auf die beiden erfolgreichen Freistilspezialisten, die seit etwas mehr als einem Jahr liiert sind. Beide wollen bei der EM in Glasgow als Medaillengewinner für Aufsehen sorgen, nicht als Liebespaar.

Ein gemeinsames Foto von Florian Wellbrock und Sarah Köhler? Gibt es nicht – und auch keine Küsschen am Beckenrand.
Ein gemeinsames Foto von Florian Wellbrock und Sarah Köhler? Gibt es nicht – und auch keine Küsschen am Beckenrand.

„Uns in den Vordergrund stellen, das machen wir beide nicht“, stellte Köhler klar. Inszenierungen mit Küsschen am Beckenrand wird es nicht geben. „Wenn Wettkampf ist, dann macht jeder sein eigenes Ding und lässt den anderen in Ruhe“, sagte Köhler: „Wenn er sein Finale hat und ich habe keinen Wettkampf, dann sitze ich natürlich auf der Tribüne und fiebere mit. Genauso macht er es auch.“ Bundestrainer Henning Lambertz ist froh über die Konstellation. „Ich glaube, dass beide aneinander wachsen“, meinte er. Vor allem der international noch nicht so erfahrene Wellbrock könne von Köhlers „Routine, was die ganzen Abläufe betrifft“ noch lernen.

Beide deutschen Rekordhalter gehen in Glasgow mit großen Medaillenhoffnungen an den Start. Köhler qualifizierte sich am Freitag über 800 Meter Freistil souverän fürs Finale, außerdem geht die 24-Jährige auch über 400 und 1 500 Meter aussichtsreich in die Rennen. Wellbrock ist über 1 500 Meter Europas Schnellster und über 800 Meter die Nummer zwei. Und es gibt einen Bonus: In der Freiwasserstaffel über 4 x 1,25 Kilometer starten beide mit großen Chancen aufs Podest.

„Ich habe da richtig Bock drauf“, sagt Köhler über ihren Ausflug ins Freiwasser. Doch zuerst will sie unterm Hallendach für Furore sorgen. Den Frust der verpassten WM-Qualifikation im Vorjahr hat sie mit zwei deutschen Rekorden längst rausgelassen. Als Athletensprecherin legt sie aber auch den Finger in die Wunde, denn die Kommunikation zwischen Lambertz, den Heimtrainern und den Athleten sei seit der geräuschvollen WM im Vorjahr „nach wie vor verbesserungswürdig“, sagt sie, „auch wenn sich ein Fortschritt abzeichnet“.

Der vier Jahre jüngere Wellbrock hat wegen eines späten Wachstums und einiger Verletzungsprobleme im Jugendbereich nicht so viele internationale Wettkämpfe bestritten, die Psychospielchen muss er erst noch lernen. „Es fasziniert mich, wie selbstsicher die Jungs auftreten“, sagt er. Seit er bei Olympia in Rio mit Platz 32 „voll auf die Schnauze gefallen“ war, hat er sich in Sachen Nervenstärke deutlich verbessert. Eine große Rolle dürfte dabei seine Freundin gespielt haben. (sid)