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Kreischas Feuerwehr geht öfter fremd

Immer öfter rücken Kreischas Einsatzkräfte aus. Dabei sind sie auch häufiger in anderen Gemeinden unterwegs.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Der Rückblick auf das Jahr 2017 musste noch etwas warten. Am Freitagabend hatten sich die 27 Kameraden der Kreischaer Ortsfeuerwehr zur Jahreshauptversammlung getroffen. Doch noch während der Sitzung erhielten sie einen Notruf aus der nahen Klinik Bavaria. Ein Brandmelder hatte Alarm ausgelöst. Wie die Einsatzkräfte der anderen drei Ortswehren Kreischas sowie der Feuerwehren aus Bannewitz und Possendorf waren sie schnell vor Ort.

Aber gebrannt hatte es nicht. Es lag ein Fehlalarm vor. Der Brandmelder hatte einen Defekt. Wie schon knapp drei Wochen zuvor waren die Kameraden umsonst ausgerückt. Laut Kreischas Gemeindewehrleiter Stefan Mix kommen Einsätze wie diese wegen der hohen Zahl an Brandmeldeanlagen in der Klinik immer mal wieder vor. Und egal, ob echter oder falscher Alarm: Die Feuerwehren würden stets in solch einer größeren Besetzung dort anrücken. Immerhin konnte die Jahreshauptversammlung später fortgesetzt werden. Die Kameraden ließen 2017 Revue passieren und fünf von ihnen wurden für ihre zehn-, 50- und 60-jährige Mitgliedschaft geehrt.

Fehlalarme wie an jenem Abend sind indes nicht der Grund, warum die Zahl der Einsätze der vier Ortswehren in Kautzsch, Kreischa, Saida und Lungkwitz im Vergleich zu Vorjahren stieg. Auch innerhalb 2017 nahm die Zahl zu: Waren sie in den ersten sechs Monaten 24-mal ausgerückt, wurden sie in der zweiten Hälfte des Jahres fast dreimal so oft alarmiert. Dabei fuhren sie zu vier Bränden und wurden zu 52 technischen Hilfeleistungen, 14 Fehlalarmen und 14 überörtlichen Einsätzen gerufen.

„Speziell gefordert hat die Feuerwehr der Großbrand im Februar in der Gießerei Schmiedeberg“, erinnert sich Mix. „Hier waren unsere Einsatzkräfte viele Stunden auf zwei Tage verteilt im Einsatz.“ Ein weiterer Grund für den Anstieg war das Sturmtief Herwart. Am 29. Oktober hatten die Feuerwehrleute fast 30 Einsatzstellen wegen des Sturms abzuarbeiten.

Der Anstieg habe aber auch damit zu tun, dass Kreischaer Feuerwehrleute mehr zu Einsätzen in anderen Gemeinden gerufen werden. „14 waren es im vorigen Jahr, das waren mehr als sonst“, erklärt der Gemeindewehrleiter. In der Silvesternacht, als das Wohnhaus einer fünfköpfigen Familie in Hänichen abbrannte, gab es so einen Fall.

Als im November die Weltkriegsbombe in Heidenau entschärft werden musste und Wohnhäuser evakuiert wurden, halfen Kreischaer mit. Beim Scheunenbrand im Juni in Oelsa waren mehrere Löschzüge dabei, Kameraden aus Kreischa ebenso. „Zum Glück und aufgrund der guten Ausbildung gab es 2017 keine Verletzungen und Unfälle“, so Bürgermeister Frank Schöning (FBK). Die Ortswehr Kreischa war umgerechnet bei fast jedem zweiten Einsatz dabei. Sie kam auf 963 Einsatzstunden, insgesamt waren es für alle vier Wehren rund 1 970.

Dass es vermehrt überörtliche Einsätze gebe, hängt Mix zufolge damit zusammen, dass alle Kommunen in der Region personelle Probleme hätten. Daher helfen sich die Freiwilligen Feuerwehren gegenseitig aus. „Inzwischen sehen viele eher kleinere Einsätze von außen wie große aus, weil Autos mehrerer Wehren vor Ort sind“, sagt der ehrenamtliche Gemeindewehrleiter.

Das Problem: mehr Einsatzzeit bei wenig Personal. Das führt irgendwann auch in Kreischa zu Problemen. Insgesamt verfügen die vier Ortswehren über 157 Mitglieder. Davon sind 84 in Einsätzen aktiv, 24 gehören zur Jugendfeuerwehr. Laut Mix sei die Gemeinde damit „grundsätzlich immer noch recht gut aufgestellt“. Aber speziell tagsüber stehen nur sehr wenige bereit.

Grund dafür sei, dass die meisten nicht innerhalb des Gemeindegebietes arbeiten gehen und somit die Anfahrten zurück nach Kreischa im Falle eines Alarmes viel zu lang dauern würden. „Bei der Einsatzabwicklung am Tage benötigen wir noch sehr viel personelle Unterstützung“, sagt Mix. „Da stecken wir viel Kraft und Zeit hinein.“

Die Mitgliederzahlen sind 2017 konstant geblieben, es gab einzelne Eintritte. „Die Gemeinde wird weiterhin werben für die Feuerwehr und die Öffentlichkeitsarbeit entsprechend führen“, betont Bürgermeister Schöning. „Ebenso sind neue Stellenbesetzungen zum Beispiel mit der Maßgabe der Feuerwehrtätigkeit vorgesehen.“ Kreischa habe das Problem im Blick.