Von Jens Hoyer
Die Stadt wird das Krematorium für weitere zehn Jahre an die Entsorgungsgesellschaft Döbeln (EGD) verpachten. Das ist eine Weichenstellung für die Zukunft der Firma – der Pachtvertrag ist eine der Grundlagen zum Verkauf der EGD an den Entsorgungskonzern Sita, der jetzt schon 49 Prozent der Anteile hält. Der Landkreis Mittelsachsen als Hauptgesellschafter will seine Anteile abtreten und die EGD damit wettbewerbsfähiger machen. Bisher konnte der Kreis seine Entsorgungsaufträge freihand an die EGD vergeben– künftig funktioniert das nicht mehr.
Jens Irmer, Geschäftsführer der Entsorgungsdienste Kreis Mittelsachsen, ist der Verhandlungsführer für den Landkreis. „Ich finde die Verlängerung des Pachtvertrages ganz wichtig. Das sichert 83 Arbeitsplätze bei der EGD. Es ist auch wichtig, dass der Betriebshof in Döbeln bleibt.“ Die EGD habe immer eine sehr gute Arbeit geleistet. „Es wäre schade, wenn das den Bach runtergehen würde.“
Die Sicherung der EGD ist nur ein Aspekt. Die Kommune verpachtet das Krematorium nicht aus reiner Nächstenliebe. Es wird der Stadt 15 300 Euro einbringen – pro Monat. Der Mietpreis soll steigen, wenn der Verbraucherpreis-Index nach oben rutscht. So ist die Pacht an die allgemeine Preisentwicklung gekoppelt.Mit dem neuen Vertrag soll auch das Geld der Kunden besser gesichert werden. Die EGD betreibt den städtischen Friedhof am Krematorium bisher ohne Ausfallversicherung für Geld, das für Friedhofsbenutzung und Grabpflege gezahlt wurde. Mit dem neuen Vertrag soll sich die Firma verpflichten, eine Ausfall- und Insolvenzversicherung für die Einnahmen des Friedhofs abzuschließen.
Die EGD betreibt das Krematorium seit 1994. Der jetzt bestehenden Pachtvertrag würde eigentlich bis Ende nächsten Jahres laufen, wegen des anstehenden Verkaufs wünschte die EGD jedoch die vorfristige Verlängerung. Mit dem neuen zehnjährigen Vertrag lohnen sich dann auch Investitionen wieder für die Gesellschaft. Die Technik im Krematorium hatte die EGD schon Mitte der 90er Jahre erneuert. Aber an die äußere Hülle des Gebäudekomplexes – an Dach und Fassade – müsste etwas getan werden. Dazu sei bisher aber noch nichts konkretes geplant, sagte EGD-Geschäftsführer Joachim Beyer. In Zusammenarbeit mit der Stadt hatte die EGD im vergangenen Jahr schon einige Stützmauern am Friedhof instand setzen lassen.
Sehr gut angenommen wurden die sogenannten Kolumbarien für Urnen, von denen die EGD vor vier Jahren mehrere errichten ließ. Die mehr als 140 Grabstellen in den Urnensäulen sind mittlerweile alle belegt. Das seien individuelle Grabstellen ohne den Pflegeaufwand der Erdgräber, erklärte Beyer. „Immer mehr Hinterbliebene wohnen nicht in Döbeln.“ Die EGD hält sich mit dem Bau neuer Kolumbarien aber zurück. Wegen der Belegungszeiten müsse der Bau gut geplant werden, sagte Beyer. Ein Effekt ist auch, das dadurch weniger Erdgrabstätten belegt werden.
Das Problem der schlechten Erreichbarkeit des Friedhofs ist aber nicht allein mit Gelde zu lösen. Es ist nämlich technischer Natur. Bisher ist es praktisch unmöglich, über die steilen Rampen per Rollstuhl auf den Friedhof zu gelangen. Für das Anlegen einer DIN-gerechten Rampe reiche aber der Platz nicht aus. Ein Aufzug sei auch nicht die Lösung. An den Wochenenden ist niemand da, der ihn bedient, sagte Beyer. Eine Lösung für das Problem ist nicht in Sicht. Rollstuhlfahrer müssen den Umweg über den Wirtschaftsweg auf den Friedhof nehmen.