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Kretschmer für Geisterspiele im Free-TV

Der Ministerpräsident ist für die Fortsetzung der Fußball-Bundesliga und prescht nach vorne. Was den Vereinssport betrifft, trifft Sachsen eigene Regelungen.

Von Tino Meyer
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Michael Kretschmer hat zu Wochenbeginn mit Sachsens Profifußball-Klubs gesprochen. Er plädiert für die Fortsetzung der Bundesliga-Saison. Und will, dass die Spiele live im Free-TV zu sehen sind.
Michael Kretschmer hat zu Wochenbeginn mit Sachsens Profifußball-Klubs gesprochen. Er plädiert für die Fortsetzung der Bundesliga-Saison. Und will, dass die Spiele live im Free-TV zu sehen sind. © Jan Hübner

Dresden. Der Satz ist ihm nicht etwa so rausgerutscht und an Deutlichkeit sowieso kaum zu überbieten. Als all die Fragen zur Öffnung von Spielplätzen und Geschäften beantwortet sind, soll sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am späten Donnerstagabend auch noch zur Fortsetzung der Saison in der Fußball-Bundesliga äußern. Abgekämpft und müde sieht er aus nach einem langen Tag samt Videokonferenz mit der Bundeskanzlerin und den anderen Länderchefs, dazu die Beratung mit dem eigenen Kabinett. Und nun die Pressekonferenz, wo andere schon längst in den Mai tanzen. 

Wie also ist Sachsens Position in der Debatte um den Profifußball, die mittlerweile mit vier Worten auf den Punkt gebracht werden kann: Geisterspiele ja oder nein? Gut vier Stunden zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitgeteilt, dass man dieses Thema vertagt habe auf die nächste Konferenz am 6. Mai. Dann werde man sehr klare Entscheidungen treffen, kündigte sie an.

Und Kretschmer? Findet schon jetzt sehr klare Worte. "Man kann das auf keinen Fall isoliert sehen", sagt er und setzt die Bundesliga in Bezug zum öffentlichen Leben, zum Vereins- und Breitensport, zur Rückkehr in einen Alltag mit Corona. Aber wenn das alles schrittweise wieder funktioniert und nicht zuletzt mit dem Wissen, welche wirtschaftlichen wie finanziellen Konsequenzen ein Saisonabbruch hätte, "muss man sich fragen: Warum nicht?" Warum nicht wieder spielen!?

Fans sei es nicht zuzumuten, ein Sky-Abo abzuschließen

Am Montag hatte sich der Ministerpräsident mit den Verantwortlichen der drei sächsischen Profiklubs - Erstligist RB Leipzig sowie die Zweitligisten Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue - besprochen und bereits in der Vorwoche deutlich für eine Saisonfortsetzung plädiert. "Geisterspiele sind besser als nichts", erklärte Kretschmer, der es diesmal bei diesem Appell aber nicht belässt - sondern sich klar auf die Seite der Fans und Zuschauer stellt. Denen sei es schlicht nicht zuzumuten, jetzt ein Sky-Abo abzuschließen, um die Spiele  des Lieblingsvereins statt im Stadion nun vorm Fernsehen zu verfolgen. 

Deshalb ist es für Kretschmer, und das sagt er wörtlich, "das Mindeste, was man erwarten kann, dass man alle diese Spiele im Free-TV sehen kann". Was eine echte Ansage ist - der Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) in der Vorwoche schon mal offen widersprochen hat.

Dass in Sachsen ab Montag auch erste Lockerungen für den Vereinssport gelten, gerät fast zur Nebensache. Aber auch in diesem Punkt steckt einige Brisanz - weil sich der Freistaat damit über die allgemeinen, am Nachmittag in Berlin verkündeten Maßnahmen hinwegsetzt. "Wir haben unsere eigenen Regelungen getroffen", sagt Kretschmer dann auch unverblümt. 

Sporthallen und Bäder bleiben geschlossen

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) erklärt daraufhin, dass ab 4. Mai kontaktloser Vereinssport unter freiem Himmel wieder möglich ist - unter Auflagen natürlich und verbunden mit strengen Hygieneregeln. Auch dazu werde es Regelungen geben. Wichtiger ist ihr aber die Zusage, dass Sportplätze in Sachsen wieder öffnen dürfen. "Wir möchten, dass die Kinder wieder Sport machen können." 

Auch der Satz ist wohlüberlegt und womöglich zugleich der nächste Schritt, die öffentliche Akzeptanz für die Fortsetzung des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga zu fördern. 

Die neue Regelung schließt keine Sportarten aus, macht aber unter anderem zur Bedingung, dass alle Aktiven jederzeit einen Mindestabstand von anderthalb Metern einhalten. Zudem soll das Training in kleinen Gruppen stattfinden und die Hygienevorschriften eingehalten werden, unter anderem die regelmäßige Reinigung von Sportgeräten. Sporthalle und Schwimmbäder bleiben indes weiterhin geschlossen.