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Kreuzkirche sucht Stufenpaten

Für mehr als eine Million Euro sollen drei Treppenhäuser saniert werden. Weitere Baustellen drohen schon jetzt.

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© Jörn Haufe

Von Juliane Richter

Genau 93 Stufen führen im Treppenhaus F der Kreuzkirche zu den Emporen. Doch die vergangenen 70 Jahre und Tausende Füße haben deutliche Spuren hinterlassen. Die Granitstufen sind teilweise angebrochen, von den Wänden bröckelt der Putz, und die Geländer müssen aufgearbeitet werden. Deshalb plant die Gemeinde um Pfarrer und Superintendent Christian Behr nun die Sanierung dieses Treppenhauses sowie der Treppenhäuser B und D. Rund 1,2 Millionen Euro sollen die Arbeiten kosten.

„In den drei Treppenhäusern ist seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg kaum etwas gemacht worden. Eigentlich war ihre Sanierung auch schon viel eher geplant“, sagt Christian Behr. Doch die Arbeiten am Glockenstuhl kamen 2010 und 2011 dazwischen. Nun müssen die Treppenhäuser dringend folgen. Nicht nur, weil in Zukunft Probleme mit dem Brandschutz drohen, sondern auch, weil die Kirche bis zum 800. Jubiläum im Jahr 2016 komplett saniert sein soll. Start der Bauarbeiten ist Ende April. „Leider können wir kaum mit Fördermitteln rechnen, da es bis auf einige Jugendstilelemente denkmalpflegerisch nichts von Interesse gibt“, sagt Behr. Aus diesem Grund greift die Kirchgemeinde auf ein bewährtes Mittel zurück: Sie bittet um Spenden, die mittels einer Patenschaft eingenommen werden sollen. Dafür haben sich Kirchgemeinde und der Förderverein der Kreuzkirche überlegt, Paten für die Stufen der Treppenhäuser zu suchen.

Die Patenschaft für eine Granitstufe im Treppenhaus F kostet 500 Euro. Die kleinen Treppenpodeste kosten 2.500 Euro, die großen 5.000 Euro. Superintendent Behr ist bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er die Patenschaft für die erste und die 93. Stufe des Treppenhauses übernommen. Ihre Namen werden nach der Sanierung auf einem Schild an den beiden Stufen zu lesen sein. Laut Lars Rohwer, Vorsitzender des Fördervereins der Kreuzkirche, können sich bis zu fünf Personen zusammenfinden, die das Geld für eine Stufe aufbringen. „Wir wissen, dass 500 Euro viel Geld sind. Deshalb können Ehepaare oder auch Rentnergruppen zusammenlegen“, sagt Rohwer. Er kann sich gut vorstellen, dass eine solche Stufenpatenschaft auch anlässlich von Hochzeiten oder Geburten erworben wird. In den Vorjahren war die Idee der Patenschaft vor allem im Kircheninnenraum erfolgreich. Bei den Fußbodenplatten brachten sie rund 50.000 Euro ein, bei den Kirchenbänken um die 65.000 Euro.

70.000 Euro sind das Ziel

Nun hofft die Gemeinde bei den Stufen der Treppenhäuser auf Einnahmen von rund 70.000 Euro. Lars Rohwer ist zuversichtlich: „Wir haben schon im Vorfeld mit Einlegern auf die Spendenaktion aufmerksam gemacht und bereits rund 12.000 Euro eingenommen. Das macht uns zuversichtlich.“ Sowohl er als auch Superintendent Behr sind sich jedoch bewusst, dass eine Patenschaft für eine Treppenstufe möglicherweise nicht so attraktiv ist wie für eine Kirchenbank. Auf seine eigene Bank könne man sich setzen und den Kirchenraum erleben. „Diese Stufen spielen in der Kirche aber eine besonders wichtige Rolle. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchenbauten befindet sich der größte Teil der 3.200 Sitzplätze auf den Emporen, die nur über die Treppenhäuser erreichbar sind“, sagt Behr. Damit der Kirchenbetrieb durch die Sanierungen so wenig wie möglich gestört wird, sind die Bauarbeiten in drei Schritten geplant. In den kommenden drei Jahren soll jeweils ein Treppenhaus von Ende April bis Ende Oktober modernisiert werden. In dieser Zeit finden nur wenige Konzerte statt, und die Gäste können während der Arbeiten über ein anderes Treppenhaus auf die Emporen gelangen.

Im Zuge der Arbeiten ist außerdem geplant, die Konzertkasse und den Aufgang zum Kirchenturm komplett in das Treppenhaus F zu verlegen. Das hat laut Behr den Vorteil, dass das Treppenhaus dem Altmarkt am nächsten ist. Steht die Eingangstür offen, würden somit womöglich mehr Gäste in den Turm gelockt. Bisher verzeichnet das evangelische Gotteshaus pro Jahr rund 100.000 Besucher.

Doch auch wenn die Sanierungsarbeiten nach gut 15 Jahren Bautätigkeit abgeschlossen sein sollen, deuten sich bereits die nächsten Aufgaben an. „Die oberste Turmstube durchfeuchtet wieder. Außerdem haben wir noch ein Treppenhaus hinter der Orgel. Bei so einem Bau wird man nie ganz fertig sein“, sagt Christian Behr.