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Betrüger schocken 80-jährige Dresdnerin mit Anruf von falscher Enkelin

Betrüger setzen zunehmend auf sogenannte "Schock-Anrufe", um bei Rentnern Geld zu erbeuten. In Sachsen sind der Polizei über 1.000 solcher Fälle bekannt.

Von Moritz Schloms
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Das Phänomen der sogenannten "Schockanrufe" nimmt zu. Oft geben sich die Täter dabei auch als Polizisten aus. Sie erbeuten so viel Geld.
Das Phänomen der sogenannten "Schockanrufe" nimmt zu. Oft geben sich die Täter dabei auch als Polizisten aus. Sie erbeuten so viel Geld. © Symbolfoto/Karl-Josef Hidenbrand/dpa

Dresden. Die 80-jährige Dresdnerin wird käseweiß als sie ans Telefon geht. Am Telefon ist eine schluchzende junge Frau, ihre Enkeltochter. Sie hatte einen Verkehrsunfall, braucht Hilfe, bringt jedoch keinen klaren Satz heraus. Nach einigen Minuten meldet sich Hauptkommissar Schröder am Telefon. Die Enkelin habe einen Verkehrsunfall gehabt, dabei sei jemand gestorben. 60.000 Euro Kaution soll die 80-Jährige für ihre Enkelin bezahlen, sonst muss diese ins Gefängnis.

Die 80-jährige Dresdnerin ruft ihre Tochter an, die sich sofort auf den Weg zu ihr macht. "Meine Mutter war käseweiß, musste sich erstmal hinlegen. Ich habe ihre Füße hochgelegt." Schnell klärt sich auf: Es ist ein Betrugsversuch. Es gab keinen Verkehrsunfall, auch keinen Hauptkommissar Schröder, die Enkelin muss nicht ins Gefängnis.

"Meine Mutter war kurz vor einem Kreislauf-Schock", sagt Jana, die Tochter der 80-Jährigen. "Man wundert sich immer, wie andere auf sowas hereinfallen können. Aber eine Nachricht zu bekommen ist das eine, aber hier war richtig Schauspielerei im Spiel." Das sei extrem gefährlich. "Was wäre passiert, wenn meine Mutter herzkrank wäre?", fragt Jana.

Schockanrufe in Sachen nehmen zu

Der Polizei ist das ganze unter dem Phänomen "Schockanruf" bekannt. 201 wurden in Sachsen 1.288 solcher Anrufe angezeigt. Dabei waren 154 erfolgreich. Dabei erbeuteten die Täter fast 1,4 Millionen Euro. Bei den Geschädigten handelt es sich überwiegend um Personen im Alter von 60 bis 90 Jahren. 2021 ist die Anzahl der Schockanrufe im Vergleich zum Jahr 2020 um mehr als das Doppelte gestiegen. Das teilte die Polizei mit.

2022 nahm das Phänomen unter dem Enkeltrick per Whatsapp zu. Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer oft über den Messengerdienst Whatsapp. Sie behaupten, die Kinder des Opfers zu sein, die ein neues Telefon und somit auch eine neue Nummer hätten. Steigt das potenzielle Opfer ein, bitten Sie um Geld. Oft behaupten sie dabei, eine Rechnung nicht bezahlen zu können.

Kann die Polizei solche Betrugsversuche aufklären?

Die Fälle lassen sich schwer aufklären. Das Landeskriminalamt Sachsen teilt dazu mit, die Aufklärung dieser Fälle sei schwierig, aber nicht aussichtslos. In aller Regel agierten die Täter in Banden. Die Anrufer säßen in Callcentern im südosteuropäischen Ausland, häufig in der Türkei. Das bedeute, dass die Strafverfolgung nur über ein Rechtshilfeersuchen erfolgen könne, da die deutsche Polizei im Ausland natürlich keine Befugnisse habe.

Die Polizei setzt daher auch auf Prävention. Die Beamten raten dazu, neue, unbekannte Nummern nicht sofort zu speichern. Zuerst solle man überprüfen, ob es sich bei der neuen Nummer tatsächlich um die des eigenen Kindes handelt. Dazu ruft man am besten die aktuell gespeicherte, "alte" Nummer an, oder man kontaktiert Lebenspartner oder Freunde des Kindes.

Immer wieder stoppen auch Bankmitarbeiter solche Betrugsversuche. Diesen Umschlag erhalten Kunden, wenn die Bankangestellten Zweifel haben, ob die Kunden nicht gerade um ihr Geld betrogen werden.
Immer wieder stoppen auch Bankmitarbeiter solche Betrugsversuche. Diesen Umschlag erhalten Kunden, wenn die Bankangestellten Zweifel haben, ob die Kunden nicht gerade um ihr Geld betrogen werden. © Andreas Rieger

Eine weitere Möglichkeit ist, einen Video-Anruf mit der neuen Nummer zu starten. Die Betrüger lassen sich darauf meist nicht ein.

Weiterhin rät die Polizei, kein Geld zu überweisen, ohne vorher mit dem entsprechenden, vermeintlichen Angehörigen gesprochen zu haben. Betrüger werden in den meisten Fällen nicht ans Telefon gehen und Ausreden finden, warum ein Gespräch gerade nicht möglich ist.

Außerdem soll man immer die Polizei informieren, wenn man den Verdacht hegt, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. Dazu kann man zum Beispiel eine Online-Anzeige erstatten.