Dresden
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Prozess in Dresden: Schläge mit der Kinderschaufel

Ein 32-Jähriger soll die Tochter seiner Frau misshandelt haben, weil er von ihr und ihren drei Kindern genervt war. Nun steht er in Dresden vor Gericht. Die Aussagen der Beteiligten werfen allerdings noch mehr Fragen auf.

Von Alexander Schneider
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Ein 32-Jähriger wurde im Dezember von der Polizei festgenommen, nachdem es in der Pirnaer Wohnung seiner Frau zu einem heftigen Streit gekommen war.
Ein 32-Jähriger wurde im Dezember von der Polizei festgenommen, nachdem es in der Pirnaer Wohnung seiner Frau zu einem heftigen Streit gekommen war. © SZ/Eric Weser

Dresden. Bei Auseinandersetzungen innerhalb der Familie liegen die Emotionen besonders blank und die Suche nach der Wahrheit ist umso schwerer. Das zeigt jetzt ein Prozess gegen einen 32-jährigen Angeklagten in Dresden, der seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt. Jeder Zeuge berichtete am Amtsgericht etwas anders darüber, was sich Mitte Dezember 2022 in der kleinen Pirnaer Wohnung einer 42-jährigen Syrerin zugetragen haben soll.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mohammed I., einem Palästinenser aus Libyen, unter anderem gefährliche Körperverletzung, versuchten Schwangerschaftsabbruch und Bedrohung vor. In der Wohnung seiner Ehefrau (42) soll er deren schwangere Tochter (22) mehrmals mit einer Plastik-Kinderschaufel geschlagen haben, der Schwangeren auch ins Gesicht und in den Bauch geboxt und sie mit einem Messer bedroht haben.

"20 bis 30 Mal geschlagen"?

I. erklärte, dass er die 22-Jährige nur wenige Male leicht geschlagen habe und er extra die Kinderschaufel genommen habe, um sie nicht zu verletzen. Er habe auch versucht, sie aus der Wohnung zu drängen, mehr sei jedoch nicht gewesen. Zuvor habe es Streit gegeben. Er habe sich darüber geärgert, dass die 22-Jährige ihre drei Kleinkinder regelmäßig von ihrer Mutter, seiner Ehefrau, betreuen lasse. Als er mit der 42-jährigen Syrerin darüber sprach, sei die Geschädigte plötzlich ins Schlafzimmer gestürmt, habe ihn beleidigt, geschlagen und gekratzt.

Die 22-Jährige sagte, sie sei "20 bis 30 Mal" mit der Schaufel geschlagen worden und schilderte das nächtliche Geschehen gänzlich anders. Wieder anders sagte deren Mutter aus, die zunächst gegenüber der Polizei behauptet hatte, sie sei nicht dabei gewesen, dann aber doch einräumen musste, eine Zeugin zu sein. Das Küchenmesser, von dem die 22-Jährige sprach, habe sie etwa gar nicht gesehen.

Eine Ermittlerin sagte dagegen, als sie die 42-Jährige in der Wohnung vernahm, hätten auch die beiden Kinder der 42-Jährigen gesagt, I. habe auch sie schon früher geschlagen und mit einem Messer bedroht. Das Schöffengericht hat noch einiges an Arbeit vor sich. Der Prozess wird fortgesetzt.