Sächsischer Boxmeister auf dem Weg nach unten

Dresden. Es geht für Mansur G. dieses Mal um Handel mit ordentlichen Mengen Drogen, und es geht um schweren Raub. Seit einem halben Jahr sitzt der 30-jährige Tschetschene wieder in Haft, am Montag hat sein neuer Prozess am Landgericht Dresden begonnen.
Genau dort wurde er 2019 nach einem langen Verfahren und vielen Monaten in Untersuchungshaft wegen versuchter räuberischer Erpressung als Teil einer Schutzgelderpressertruppe zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt, die vor der Staatsschutzkammer zur Bewährung ausgesetzt worden war.
So weit, so schlecht, könnte man meinen. Denn die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann aus Radeberg nun eine Reihe weitere Taten vor. 2018 soll er dreimal größere Mengen Crystal und ein Kilo Marihuana verkauft haben. Im Mai 2020 wurde G. nachmittags in Dresden unter Drogeneinfluss am Steuer seines BMWs erwischt. Eine Fahrerlaubnis war ihm schon 2016 wegen seines Drogenproblems abgenommen worden. Außerdem fand sich in dem BMW neben knapp drei Gramm Kokain auch ein Messer.
Angeklagter wollte selbst Anwalt werden
Die höchste Strafe droht Mansur G. jedoch wegen eines nächtlichen Überfalls auf einen angeblich säumigen Kunden. Mindestens zu fünft sollen sie im Oktober 2020 nachts in dessen Wohnung eingedrungen und den Mann zusammengeschlagen haben. Sie suchten laut Anklage 500 Gramm Crystal. Sie fanden angeblich jedoch nur 250 Gramm und sollen deswegen auch eine Videospielkonsole geraubt haben. Die 500 Gramm, heißt es in der Anklage, habe der Kunde im Keller versteckt gehabt.
Mansur G. schwieg zu den Vorwürfen. Er war als junger Mann auf dem Weg, Anwalt zu werden. Doch 2013 musste er "aus politischen Gründen" aus Tschetschenien flüchten, wie er sagt. Der Vater von drei Kindern hat bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet und war sächsischer Landesmeister im Boxen. In der Zeit muss er begonnen haben, sein Talent bei einer tschetschenischen Schutzgeldmafia eingesetzt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.