Mittelsachsen: Betrug mit WhatsApp und Mahnschreiben

Mittelsachsen. Die Nummer war ihr unbekannt, jedoch hätte die WhatsApp-Nachricht wirklich von ihrer Tochter sein können.
„Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer, bitte speichere sie Dir gleich ab“, lautete die Nachricht, die eine Harthaerin kürzlich erhalten hat. Ihren Namen will sie vorsichtshalber nicht öffentlich nennen. „Wenn mir meine Tochter eine WhatsApp-Nachricht schreibt, beginnt sie auch immer mit Hallo Mama“, sagt die Frau.
Nachdem sie die Nummer schon abgespeichert hatte, sei sie aber stutzig geworden. Sie habe es doch noch einmal auf der „alten“ Mobilfunknummer ihrer Tochter probiert. Und siehe da, sie nahm den Anruf ganz normal entgegen.
„Da war mir klar, dass es sich um jemanden handeln muss, der betrügerische Absichten hat“, so die Harthaerin. Sie habe die Nummer blockiert, jedoch auf eine Anzeige bei der Polizei verzichtet.
Mehr als 5.000 Euro erbeutet
Eine solche Anzeige sollte jedoch unbedingt erfolgen, erklärt Marcus Gerschler von der Pressestelle der Polizeidirektion (PD) Chemnitz. Bei dieser seien im Jahr 2022 bisher 46 ähnliche Fälle angezeigt worden. 14 dieser Fälle haben sich dabei im Landkreis Mittelsachsen ereignet: einer in Rochlitz, zwei in Mittweida, vier in Döbeln und sieben in Freiberg.
„In drei Fällen kam es zum finanziellen Schaden in Höhe von insgesamt etwa 5.700 Euro“, so Gerschler. Aber es sei bei rund 87 Prozent bei Versuchen geblieben oder ein Schaden vermieden worden.
Im vergangenen Jahr wurden im Zuständigkeitsbereich der PD Chemnitz neun solcher Betrugs-Fälle anzeigt. Drei davon im Landkreis Mittelsachsen – alle im Revierbereich Freiberg. Die Betroffenen waren achtsam. Schaden entstand in diesen Fällen keiner.
Anwaltskanzlei existiert gar nicht
Außerdem haben sich erst vor wenigen Tagen mehr als 20 Bürger bei der Polizei gemeldet, die betrügerische Mahnschreiben erhalten hatten. In den Schreiben, die angeblich von einer Münchner Anwaltskanzlei stammen, werden knapp 290 Euro gefordert.
Die Angeschriebenen hätten in der Vergangenheit telefonisch einen Vertrag mit der „Euro Lotto Zentrale Jackpott 6/49“ geschlossen. Nun sollten sie die Forderung begleichen. Die benannte Kanzlei ist jedoch nach Auskunft der Rechtsanwaltskammer Bayern nicht existent.
„Bislang meldeten sich mehr als 20 Betroffene in verschiedenen Dienststellen der Polizeidirektion und brachten den Betrugsversuch zur Anzeige. Gezahlt hatte bisher noch niemand“, so Marcus Gerschler. Der überwiegende Teil der Anzeigen stammt aus dem Erzgebirgskreis (18). Aber auch in Chemnitz (2) und dem Landkreis Mittelsachsen (1) hatten Bürger derartige Schreiben erhalten und anschließend die Polizei informiert.
Es sei zu vermuten, dass noch deutlich mehr solcher betrügerischer Mahnschreiben im Umlauf sind. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen versuchten Betruges aufgenommen.
Die Polizei rät
- Seien Sie misstrauisch bei unerwarteten Zahlungsaufforderungen oder gegenüber Hilfeersuchen angeblicher Verwandter, die Ihnen bis dahin unbekannte Notsituationen schildern.
- Fragen Sie direkt bei Betroffenen oder in der Familie nach, ob das Geschilderte tatsächlich zutrifft.
- Prüfen Sie sorgfältig, ob Sie die Leistung, für welche die Zahlung gefordert wird, tatsächlich in Anspruch genommen haben.
- Überweisen Sie ungeprüft niemals Geld, auch wenn in Mahnschreiben weitere Konsequenzen angedroht werden.
- Recherchieren Sie im Internet sowohl zu dem Absender als auch zu demjenigen, der die Forderungen stellt.
- Suchen Sie im Zweifel Unterstützung bei Verbraucherzentralen oder einem Rechtsbeistand.
- Erstatten Sie bei Betrugsverdacht eine Anzeige bei der Polizei – Polizeidienststelle Döbeln, Tel. 03431 6590.