Freitag, 30. Juni: Am Donnerstag noch golden, tags darauf der Farbwechsel: Eine im Possendorfer Schulpark stehende Bronzeskulptur aus dem Jahr 1909 ist erneut Ziel einer Farbattacke geworden. Unbekannte haben dem Stafettenläufer von Bildhauer Richard König (1863 – 1937) nunmehr ein silbernes Antlitz verpasst. Zum Unmut der Gemeindeverwaltung. „Längere Zeit hatten wir hier Ruhe“, sagt ein Rathausmitarbeiter mit Blick auf die besprühte Skulptur. „Innerhalb dieser Woche ist es bereits der dritte Vorfall.“ In Sichtweite wurde auch eine Sandsteinfigur in Mitleidenschaft gezogen.
Die Kommune will sich das nicht gefallen lassen. Sie erwägt, die im Schulpark befindlichen Plastiken bis auf Weiteres in Folie zu packen und abzukleben, um Sprayer von weiteren Graffitiaktionen abzuhalten. Noch im Laufe des heutigen Freitags sollte das über die Bühne gebracht werden. „Wir haben keine Lust auf ein Katz- und Mausspiel“, betonte Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) wenige Tage vor seinem 41. Geburtstag. „Das nimmt inzwischen Maße an, die nicht mehr lustig sind.“
Das Nachsehen haben wie so oft die Bürger. Im Raum steht gar die Überlegung, die Figur aus dem Schulpark entfernen zu lassen, sollte sich die Lage übers Wochenende zuspitzen. Heiko Wersig: „Wenn es hart auf hart kommt, wird die Skulptur abgebaut.“ Damit würde das Werk eines bundesweit bekannten Künstlers aus dem Landschaftsbild verschwinden. Zu seinen Lebzeiten schuf er zahlreiche sakrale und profane Skulpturen. Ein Teil seines Schaffens ist ebenso im benachbarten Dresden zu bewundern. Dazu zählt „Der Fechter“. Die überlebensgroße Aktplastik wurde 2014 restauriert und auf dem Hof des Sportgymnasiums am Messering aufgestellt.
Im Fall des Possendorfer Kunstobjekts handelt es sich um eine Leihgabe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Dieses war zuletzt 2022 mit einem Graffito besprüht worden. Laut Gemeindeverwaltung wurde auch im jüngsten Fall Anzeige erstattet. Sie rechnet mit Restaurierungskosten in vierstelliger Höhe.
Donnerstag, 29. Juni: Eigentlich befindet sich das Dorf im Vorfreudemodus. Am letzten Juli-Wochenende wird im Possendorfer Schulpark die 20. Auflage des legendären Teichfliegens ausgetragen. Über eine Rampe stürzen sich verschiedene Teams mit ihren selbstgebauten Flugobjekten in ein 16 Meter langes und dreieinhalb Meter breites Becken, das früher Teil des Schulbades war. Extra für die dreitägige Veranstaltung füllen es Mitglieder des Teichfliegenvereins mithilfe eines Standrohres der Wasserversorgung mit dem notwendigen kühlen Nass. Die Schläuche werden von der Feuerwehr bereitgestellt. Jahr für Jahr lockt das Spektakel Hunderte Besucher aus nah und fern an.
Eine Anziehungskraft in anderer Hinsicht übt ebenso eine 1,59 Meter große Bronzeplastik aus, die sich unweit der Veranstaltungsstätte befindet. Nach 2022 ist diese zum wiederholten Mal von Unbekannten mit einem Graffito besprüht worden. Nicht nur zum Ärger der Gemeindeverwaltung. "Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet, die Ermittlungen sind angelaufen", sagte Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos).
Gemeinde will Graffiti-Schmierer zur Kasse bitten
Ihm zufolge handelt es sich um eine Leihgabe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), die 1997 im Schulpark aufgestellt wurde. Das Werk stammt von Bildhauer Richard König, der 1863 im schlesischen Leobschütz das Licht der Welt erblickte und 1937 im bayerischen Oberammergau verstarb. Von 1885 bis 1887 studierte er an der Dresdner Kunstakademie. Die aus seiner Hand stammende, männliche Aktdarstellung trägt einer SKD-Sprecherin zufolge den Titel "Stafettenläufer".
"Wir gehen von keinem konkreten Tatmotiv aus", erklärt der Rathauschef und fügt hinzu: "Aufgrund von Unklarheiten wurde der erste Schaden aus dem Jahr 2022 noch nicht beseitigt. Das Restaurierungsangebot, das durch die SKD damals eingeholt wurde, belief sich auf 4.300 Euro."
Eine stolze Summe. Die Rathausmannschaft weiß auch schon, wer die Rechnung bezahlen soll. Heiko Wersig: "Sofern die Person ermittelt wird, die für die Schmiererei infrage kommt, werden wir ihr gegenüber die Kosten für die Restaurierung geltend machen."
Bis die Besucherschar zum Teichfliegen anrückt, vergeht noch einige Zeit. Vielleicht lässt sich diese nutzen, um das Kunstobjekt bis dahin vom neuen Farbanstrich zu befreien. (SZ/rk)