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Wie häufig kommt es zu Raubüberfällen in Dresdner Straßenbahnen?

Busse und Bahnen in Dresden sind sicher, sagen die DVB-Verantwortlichen. Dabei haben weder sie noch die Polizei eine Statistik, die die Entwicklung zeigt.

Von Christoph Springer
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In den Dresdner Straßenbahnen und Bussen geht es "recht friedlich" zu, sagen die DVB.
In den Dresdner Straßenbahnen und Bussen geht es "recht friedlich" zu, sagen die DVB. © Archiv/Rene Meinig

Dresden. Die Täter waren nicht unbeobachtet und das hätten sie wissen können. Gleich mehrere Kameras haben sie gefilmt. Und die Qualität der Bilder ist so gut, dass sich schon frühere Verdächtige nach deren Veröffentlichung mehrfach gestellt haben. Am 11. Januar haben Unbekannte in einer Dresdner Straßenbahn drei Jugendliche beraubt - im Fokus gleich mehrerer Überwachungskameras. Trotzdem sind sie in der Bahn der Linie 2 mitgefahren, die aus dem Dresdner Süden kam, und haben ihren Opfern dabei Geld abgenommen.

"Eine geringe Menge" Bargeld hätten sie erbeutet, berichtete die Polizei. Dann stiegen sie am Straßburger Platz aus. Das heißt, minutenlang haben mehrere Kameras die Angreifer gefilmt. Diese Aufnahmen helfen der Polizei nun, die Räuber zu ermitteln.

Fahrgäste und Mitarbeiter im Visier von Kriminellen

Pöbeleien, Handgreiflichkeiten, Attacken in öffentlichen Nahverkehrsmitteln - über solche Taten berichtet die Polizei immer wieder. Sie treffen bei Fahrscheinkontrollen die Kontrolleure, Zugbegleiter in S-Bahnen, während der Fahrt wie am 11. Januar aber auch Fahrgäste zum Beispiel in den Dresdner Straßenbahnen.

Wie die Bahn in ihren Zügen haben die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) in ihren Straßenbahnen und Bussen Kameras installieren lassen. Die DVB-Aufnahmen sind so scharf wie Fotos, deutlich besser als etwa die Bilder von Geldautomaten.

Ohne das mit konkreten Zahlen belegen zu können, berichtet Martin Ebermann, Sprecher der Bundespolizei in Dresden, die Zahl der Raubdelikte in S-Bahnen sei in den vergangenen Jahren "sehr überschaubar" gewesen. Man könne sogar von Einzelfällen sprechen. Ursache dafür sei auch die regelmäßige Präsenz von Polizisten in Uniform in den Bahnhöfen und S-Bahnen, was auf mögliche Täter abschreckend wirkt, vermutet Ebermann. Müsse die Bundespolizei Dresden aktiv werden, gehe es hauptsächlich um Diebstahl, Körperverletzung und Verstöße gegen ausländerrechtliche Regelungen. Schwerpunkte seien dabei der Hauptbahnhof und der Bahnhof Neustadt.

Raub und Schlägereien sind Gewaltdelikte

Schlägereien und Raub definiert die Polizei als Gewaltdelikte, so werden sie auch statistisch erfasst. Der Ort spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Lediglich die sogenannte Straßenkriminalität wird auch geografisch eingeordnet. Zur Straßenkriminalität gehören alle Taten "bei denen ... davon ausgegangen werden kann, dass sie überwiegend auf Straßen, Wegen oder Plätzen begangen werden", so die Dresdner Polizei in ihrer zuletzt veröffentlichen Kriminalstatistik. Da ging es um das Jahr 2021.

Werden Fahrscheinkontrolleure oder Fahrgäste in Bussen und Bahnen angegriffen, handelt es sich also um ein Gewaltdelikt. Dass die Tat in einem DVB-Fahrzeug stattfand, lässt sich später bestenfalls noch aus jeder Einzelmeldung herauslesen, statistisch durchgehend erfasst wird das nicht, erklärt Polizeisprecher Marko Laske.

Sicherheit ist für Fahrgäste entscheidend

Die Sicherheit in den Fahrzeugen abends gehört laut den DVB beim Kundenbarometer zu den sogenannten Schlüsselmerkmalen, also zu den wichtigsten Kriterien. 2021 konnten die Verantwortlichen ein Top-Ergebnis bei der Sicherheit vermelden. Damals bekam das Unternehmen für die "Sicherheit tagsüber" von den Fahrgästen die Bestnote.

Die "Sicherheit abends" war zuletzt Thema beim Rückblick auf 2021. Ihre Bewertung hatte sich im Vergleich zu 2019 etwas verschlechtert - "aufgrund der Pandemiefolgen", meinten die DVB-Verantwortlichen. Gemeint war damit die theoretische Möglichkeit, sich in Bussen oder Straßenbahnen mit Corona zu infizieren.

"Gewaltdelikte sind glücklicherweise sehr selten"

Obwohl die Sicherheit in ihren Bussen und Straßenbahnen für die Verkehrsbetriebe ein so wichtiges Thema ist, dass danach jedes Jahr auch im sogenannten Kundenbarometer gefragt wird, haben auch die Verkehrsbetriebe keine stichhaltigen Zahlen. "Gewaltdelikte in unseren Fahrzeugen sind glücklicherweise sehr selten", sagt DVB-Sprecherin Anja Ehrhardt. Wenn es denn dazu komme, werde stets die Polizei hinzugezogen.

Auch ohne die Entwicklung der Tatzahlen genau zu kennen, erklärt Ehrhardt, den DVB liege "sehr am Herzen", dass ihre Mitarbeiter, die Ticketkontrolleure und Fahrgäste "sicher und unversehrt unterwegs sind". Das Unternehmen beobachte "sehr genau", was in den Fahrzeugen passiert. "Insgesamt können wir jedoch sagen, dass es in unseren Verkehrsmitteln recht friedlich zugeht."