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Sachsen im Fokus von Deutschlands größtem Heroinschmuggel

Mitte Oktober soll der Prozess um Deutschlands größten Heroinfund beginnen. Angeklagt sind Kaufleute aus der Region Dresden. Auch ein CDU-Lokalpolitiker ist involviert.

Von Ulrich Wolf & Gunnar Klehm & Alexander Schneider
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Blick auf Grumbach bei Wilsdruff: Im Gewerbegebiet in der Bildmitte hat das BKA eine Halle durchsucht.
Blick auf Grumbach bei Wilsdruff: Im Gewerbegebiet in der Bildmitte hat das BKA eine Halle durchsucht. © SZ-Archiv: Karl-Ludwig Oberthuer

Dresden. Mittelsmänner und Firmen aus Dresden und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind in den bislang größten Heroinfund Deutschlands verwickelt. Neben anderen steht dabei der 56 Jahre alte Dresdner Kaufmann Torsten N. mit einem in Grumbach bei Wilsdruff ansässigen Firmenkonglomerat im Fokus von Bundes- und Landeskriminalamt sowie Staatsanwaltschaft Dresden.

Die Ermittler erhoben bereits Mitte Juli dieses Jahres Anklage gegen eine mutmaßlich fünfköpfige Bande von Drogenhändlern. Das Quintett soll insgesamt 2,1 Tonnen Heroin geschmuggelt haben. Das Landgericht Dresden hat die Anklage zugelassen, der erste Prozesstag ist für Mitte Oktober vorgesehen.

Einer der Angeklagten ist Torsten N. Er sitzt in Untersuchungshaft und soll über seine Firmen den Import des Rauschgifts abgewickelt haben. Die Drogen kamen auf dem Seeweg vom Iran aus via Indien sowie Dubai über Hamburg nach Deutschland. Sie sollen dann nach Grumbach und von dort zum Verkauf in die Niederlande weitergeleitet worden sein. Bei zwei erfolgten Lieferungen á 700 Kilogramm sind laut Polizei rund 16 Millionen Euro geflossen.

Außer N. zählen zu den angeklagten mutmaßlichen Rauschgifthändlern noch ein in Hamburg lebender Türke, ein türkisch-serbischer Staatsbürger sowie zwei Iraner. Einer der Iraner, Hussein P., ist 64 Jahre alt und gemeldet in Markersbach, einem Ortsteil von Berggießhübel im Osterzgebirge. N. und P. sind Geschäftspartner bei einer Handelsfirma, die vorgibt, unter anderem am Persischen Golf tätig zu sein.

Räume in Sachsen, Hamburg und den Niederlanden durchsucht

Zudem ist an einer Firma von N. der Pirnaer Anwalt Markus Funken beteiligt, der auch stellvertretender CDU-Bürgermeister von Berggießhübel und Kreisrat war. Er soll den Verdächtigen beim Geld waschen geholfen haben, ist jedoch nicht angeklagt und nur einer von sieben weiteren Mitbeschuldigten. Allerdings soll bei einer Durchsuchung bei ihm zufällig Material gefunden worden sein, das ihn mit einer weiteren Straftat in Verbindung setzt. Vor allem deshalb sitze Funken in Zwickau in U-Haft, heißt es.

Insgesamt waren zehn Wohnungen und Gewerberäume in Sachsen, Hamburg und in den Niederlanden durchsucht worden. Mehr als ein Jahr lang sei auch verdeckt ermittelt worden, heißt es. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat das zuvor in Wiesbaden geführte Verfahren übernommen, weil sich der maßgebliche Umschlagplatz für das Heroin im Großraum Dresden befand.

N. und P. sowie die drei weiteren Angeklagten müssen sich wegen bandenmäßiger Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge verantworten. Der Anwalt von N. teilte mit, man wolle sich derzeit nicht äußern. Die Kanzlei von Funken ließ eine Anfrage unbeantwortet.