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Schockanrufe: Betrüger erbeuten in Dresden viel Geld

Mit sogenannten "Schock-Anrufen" erleichtern Betrüger Dresdner Senioren um viel Geld. In Dresden schlugen sie in einer Woche knapp 30 Mal zu.

Von Moritz Schloms
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Das Phänomen der sogenannten "Schockanrufe" nimmt zu. Die Betrüger geben sich oft geben als Polizisten aus und erbeuten so viel Geld.
Das Phänomen der sogenannten "Schockanrufe" nimmt zu. Die Betrüger geben sich oft geben als Polizisten aus und erbeuten so viel Geld. © Symbolfoto: Karl-Josef Hildebrand/dpa

Dresden. Die Zahl sogenannter Schockanrufe in Dresden nimmt zu. Dabei rufen Betrüger an und versuchen ihre Opfer am Telefon um Geld zu erleichtern. Insgesamt sind der Polizeidirektion Dresden in dieser Woche 28 derartige Fälle bekanntgeworden. In vier Fällen waren die Täter erfolgreich. Dabei entstand ein Vermögensschaden von insgesamt etwa 77.000 Euro. Das teilte die Polizei mit.

Allein am Donnerstag wurden zehn derartige Anrufe bekannt. In zwei Fällen erbeuteten die Täter Gegenstände und Bargeld im Gesamtwert von rund 35.000 Euro.

"Wir gehen davon aus, dass es eine enorme Dunkelziffer gibt", sagt Polizist Volker Gulitz. Er befasst sich mit Betrugsversuchen per Handy.
"Wir gehen davon aus, dass es eine enorme Dunkelziffer gibt", sagt Polizist Volker Gulitz. Er befasst sich mit Betrugsversuchen per Handy. © Sven Ellger

So erhielt ein 90-Jähriger aus Dresden-Bühlau einen Anruf, bei dem sich ein Unbekannter als Polizist ausgab. Er behauptete die Tochter des Seniors hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und müsste nun in Haft, wenn der 90-Jährige keine Kaution bezahlen würde. Dieser ließ sich darauf ein und übergab 10.000 Euro und weitere Wertsachen im Wert von insgesamt etwa 10.000 Euro an eine Botin. Erst als die Täter weiteres Geld forderten, wurde er misstrauisch.

Täter erbeuten mehr als eine Million Euro

Ein weiterer Fall ereignete sich in Dresden-Loschwitz. Am Donnerstagnachmittag übergab ein 81-Jähriger einer Botin Gold und Schmuck im Wert von rund 15.000 Euro. Auch in diesem Fall hatten sich die Täter als Polizisten ausgegeben. Sie drohten, die Tochter des Mannes nach einem Unfall zu verhaften, sollte dieser die Kaution nicht bezahlen.

Der Polizei ist das Ganze unter dem Phänomen "Schockanruf" bekannt. 2021 wurden in Sachsen 1.288 solcher Anrufe angezeigt. Dabei waren 154 erfolgreich. Die Täter erbeuteten fast 1,4 Millionen Euro. Bei den Geschädigten handelt es sich überwiegend um Personen im Alter von 60 bis 90 Jahren. 2021 ist die Anzahl der Schockanrufe im Vergleich zum Jahr 2020 um mehr als das Doppelte gestiegen. Das teilte die Polizei mit.

Letzte Rettung: Bankmitarbeiter. Diesen Umschlag erhalten Kunden, wenn die Bankangestellten Zweifel haben, ob die Kunden nicht gerade um ihr Geld betrogen werden.
Letzte Rettung: Bankmitarbeiter. Diesen Umschlag erhalten Kunden, wenn die Bankangestellten Zweifel haben, ob die Kunden nicht gerade um ihr Geld betrogen werden. © Andreas Rieger

2022 nahm auch das Phänomen des Enkeltricks per Whatsapp zu. Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer oft über den Messengerdienst WhatsApp. Sie behaupten, die Kinder des Opfers zu sein, die ein neues Telefon und somit auch eine neue Nummer hätten. Steigt das potenzielle Opfer ein, bitten sie um Geld. Oft behaupten sie dabei, eine Rechnung nicht bezahlen zu können.

Über 200 Betrugsversuche in Dresden

Die Polizei teilt dazu mit, dass in Dresden von Januar 2022 bis Ende November insgesamt 329 Fälle der Betrugsmasche registriert wurden. Dabei waren die Täter in 112 Fällen erfolgreich, bei 212 Fällen handelt es sich um Betrugsversuche. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.

Nach solchen Nachrichten fordern die Betrüger oft eine Echtzeit-Überweisung an Bankverbindungen im europäischen Ausland. Wenn der Betrug dann im Nachhinein festgestellt wird, ist es den Banken oftmals nicht mehr möglich, das Geld zurückzuholen.
Nach solchen Nachrichten fordern die Betrüger oft eine Echtzeit-Überweisung an Bankverbindungen im europäischen Ausland. Wenn der Betrug dann im Nachhinein festgestellt wird, ist es den Banken oftmals nicht mehr möglich, das Geld zurückzuholen. ©  privat

Die Betrugshandlungen erfolgten fast ausschließlich über WhatsApp. Insgesamt trat ein Vermögensschaden von mehr als 312.000 Euro ein. Immer wieder enttarnen die vermeintlichen Opfer auch die Masche und erstatten Anzeige. So etwa ein 76-Jähriger aus Dresden, der gleich dreimal von Betrügern kontaktiert wurde.

Die Polizei rät, neue, unbekannte Nummern nicht sofort zu speichern. Zuerst solle man überprüfen, ob es sich bei der neuen Nummer tatsächlich um die des eigenen Kindes handelt. Dazu ruft man am besten die aktuell gespeicherte, "alte" Nummer an, oder man kontaktiert Lebenspartner oder Freunde des Kindes.

Eine weitere Möglichkeit ist, einen Video-Anruf mit der neuen Nummer zu starten. Die meisten Betrüger lassen sich darauf meist nicht ein. Außerdem rät die Polizei, die Nummern zu blockieren, wenn man sich sicher ist, dass es sich um einen Betrug handelt. Wichtig sei es auch, die Nachrichten bei WhatsApp nicht zu löschen, sondern im Betrugsfall Anzeige bei der Polizei erstatten.