Dresden
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Überfall nachts in der Dresdner Heide

Ein Angeklagter soll eine Frau angegriffen haben. Er behauptet, die Polizei habe ihm eine Falle gestellt. Tatsächlich waren die Beamten nur schnell am Tatort.

Von Alexander Schneider
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In der Dresdner Heide soll ein Mann eine Frau sexuell bedrängt haben.
In der Dresdner Heide soll ein Mann eine Frau sexuell bedrängt haben. © René Meinig

Dresden. Es sieht nicht gut aus. Ein 29-jähriger Angeklagter muss sich unter anderem wegen Raubes und sexueller Nötigung seit Mittwoch vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Seit einigen Monaten sitzt er in Untersuchungshaft, gleich drei Wachtmeister begleiten den gefesselten Mann jetzt in den Gerichtssaal. Sein Name sei Achmed N., 29, aus Algerien, sagt er. In der Anklageschrift läuft er unter Karime K., 24, aus Libyen. Das sei falsch, so N., aber ja, er sei unter diesem falschen Namen 2018 aus der Schweiz nach Deutschland gekommen. In Italien und in der Schweiz habe er unter seinem richtigen Namen gelebt.

Laut Anklage soll N. im Juni vergangenen Jahres eine Frau in der Dresdner Heide sexuell bedrängt haben – morgens gegen 4 Uhr. Weil die 33-Jährige das Angebot, den Rest der Nacht bei ihm zu verbringen, abgelehnt habe, soll er zudringlich geworden sein. Es habe ein Gerangel gegeben, dann soll er auf der Frau gesessen haben, um ihre Hose aufzumachen.

Dank der vehementen Gegenwehr der erheblich alkoholisierten Frau habe der Angreifer jedoch abgelassen und sei mit ihrem Handy und ihrer Tasche geflüchtet. Der Tatort befindet sich nahe der Fischhausstraße. Dort fand eine alarmierte Polizeistreife die Frau, der die Hose in den Kniekehlen hing. Kurz zuvor war ein Notruf eingegangen, eine Frau liege dort mit heruntergelassener Hose auf der Straße. Die Geschädigte berichtete kurz, was passiert sein soll. Dann nahmen die Beamten sie mit auf die Wache zur Sicherung von Spuren.

Gemeinsamer Heimweg

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Er habe keine sexuellen Absichten gehabt, "die Frau ist älter als ich". Sie habe ihn am Albertplatz angesprochen, habe Nacktfotos von sich gezeigt und Crystal kaufen wollen. Sie seien dann mit der Straßenbahn Richtung Bühlau gefahren, beide hätten Am Jägerpark gewohnt.

Doch weil sie sich verquatscht hätten, stiegen sie erst an den Elbschlössern aus. Dann habe er sich mit der Geschädigten auf eine Bank gesetzt und Kokain konsumiert. Es seien auch andere Menschen in der Nähe gewesen. Weil die Frau plötzlich seine Kette abgerissen habe, habe er ihre Tasche genommen, um sie gegen die Kette einzutauschen. Dann sei plötzlich und sehr schnell die Polizei gekommen und er geflüchtet. "Das war eine Falle", behauptet der Mann.

Die 33-Jährige ist heute Schlaganfallpatientin und konnte daher nicht aussagen. Gegenüber der Polizei hatte sie unter anderem ausgesagt, sie habe an dem Tag 10 bis 15 Flaschen Bier und eine Flasche Wein getrunken, ehe sie den Angeklagten kennengelernt habe. Sie hatte offenbar kein Kokain genommen, aber war auch Crystal-Konsumentin, so das Ergebnis eines Drogentests noch in der Tatnacht.

Der Prozess wird fortgesetzt. Dem 29-Jährigen wird darüber hinaus vorgeworfen, zweimal nachts jugendliche Frauen in der Neustadt ins Haar gefasst und sie so sexuell belästigt zu haben. Eine dritte Frau soll er geschlagen haben, auch nachts in der Neustadt. Letzteres räumt N. ein, betont jedoch, zuvor zwei Ohrfeigen von der Frau bekommen zu haben, wie N.s Verteidiger Hendrik Klee sagte.