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Kritik an Freibad-Öffnungszeiten

2017 kamen deutlich weniger Badegäste. Zu den Gründen gibt es unterschiedliche Ansichten.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Reizvoll sieht das Wasser im Riesaer Freibad schon jetzt aus. Erst recht angesichts der sommerlichen Temperaturen in den vergangenen Tagen hätte sich wohl mancher Riesaer gewünscht, schon jetzt ins Becken springen zu können. Etwas Geduld ist aber noch gefragt: Erst am 2. Juni öffnet das Freibad.

Der späte Start in die Badesaison hat jetzt auch den Stadtrat beschäftigt: 2017 musste der Badbetreiber Magnet eine regelrechte Besucherflaute wegstecken. Gegenüber 2016 knickten die Zahlen merklich ein, statt fast 20 000 kamen nicht einmal mehr 15 000 Badegäste. Das ging aus den Antworten auf eine Anfrage hervor, die Linke und Freie Wähler/Bürgerbewegung an die Stadtverwaltung gestellt hatten.

Bei der Suche nach den Gründen stellten die Fraktionsvorsitzenden Uta Knebel (Linke) und Stefan Schwager (FW) auch die Frage, ob nicht die kürzeren Öffnungszeiten eine Rolle für den Betrieb spielen. Seit 2015 wird das Freibad nicht mehr vier Monate am Stück geöffnet gehalten. Im Jahr 2015 waren es noch dreieinhalb Monate, danach jeweils drei. Außerdem wurde die Tagesöffnungszeit verkürzt, und abhängig vom Wetter kann das Bad unter Umständen auch einmal ganz oder nur halbtags geöffnet sein. Ein Umstand, der möglicherweise manchen Badegast vergrault habe, vermuteten die beiden Stadträte. Kurios sei auch, dass die Kosten trotz der geringen Besucherzahl höher ausgefallen seien als 2016. Das sei nicht plausibel und eigentlich ein Fall für das Rechnungsprüfungsamt, sagt Uta Knebel.

Allein am Wetter könne es jedenfalls nicht liegen, so Stefan Schwager. Schließlich sei der Sommer 2017 durchaus warm gewesen. „Herr Schwager liegt damit richtig und falsch zugleich“, so Magnet-Geschäftsführer Reiner Striegler. Denn der Sommer sei zwar heiß gewesen; gleichzeitig hätten aber immer wieder Schauer den Badbetreibern die Tour vermasselt – und das nicht nur in Riesa.

Auch in Goltzscha und Glaubitz klagte man 2017 über eine schwierige Saison. Nur in Strehla waren die Besucherzahlen recht konstant geblieben. „Strehla ist aber insoweit ein Sonderfall, weil sich dort auch ein Caravaning-Platz befindet“, erklärt der Magnet-Chef. Die Camper würden das Bad auch bei schlechtem Wetter öfter nutzen. Generell gelte aber, was Striegler mit drastischen Worten auf den Punkt bringt: „Wechsel zwischen Regen und Sonne, das ist der Tod des Bades.“ – Striegler führt noch ein zweites Argument dafür ins Feld, dass die Öffnungszeiten allenfalls eine untergeordnete Rolle für die Besucherzahlen gespielt haben. Auch 2014 und 2011 seien eher schwache Jahre gewesen, trotz viermonatiger Öffnungszeit. Auf den Monat gerechnet kamen in jenen beiden Jahren sogar weniger Besucher ins Bad.

Trotzdem lässt auch Striegler durchblicken, dass er und seine Mitarbeiter das Freibad gerne länger als nur drei Monate geöffnet halten würden. „Das ist aber eine städtische Entscheidung“, betont er. Denn die Stadt legt fest, wie viel Geld der Magnet für den Bäderbetrieb zur Verfügung steht – und die müsse mit diesem Festbetrag wirtschaften. Der liegt, seit einer leichten Erhöhung im Jahr 2015, bei 200 000 Euro pro Jahr. „Zudem gleichen wir aber auch die eventuelle Differenz aus, das sind immer so zwischen 10 000 bis 20 000 Euro im Jahr“, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler. „Das Bad rutscht also nicht in die roten Zahlen.“ Dennoch blieb beispielsweise wegen gestiegener Personalkosten zuletzt nur, die Zahl der Öffnungstage zu verringern. „Hätten wir jetzt schon geöffnet, könnten wir das Bad in der letzten Sommerferienwoche nicht offen halten“, so Reiner Striegler. Es sei denn, in der Stadtkasse finde sich noch zusätzliches Geld. Doch darauf spekulieren möchte die Magnet nicht.

Stadtrat Stefan Schwager hatte erklärt, dass auch ehemalige Dauergäste nicht mehr ins Freibad gingen, weil sich die Öffnungszeiten teils wetterabhängig änderten. Diese Maßnahme, das Bad bei schlechtem Wetter auch kurzfristig zu schließen, verteidigt Striegler. Auch bei wenigen Badegästen seien zwei bis drei Mitarbeiter des Betreibers im Einsatz. „Für fünf bis zehn Leute das Bad zu öffnen, da ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht mehr gegeben.“ Da nehme man notgedrungen auch in Kauf, dass ein Dauerkartenbesitzer einmal vor verschlossenen Türen steht. Im Gegenzug könne das Bad im Spätsommer länger öffnen. „Davon haben dann bei schönem Wetter mehr Leute etwas.“