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Kritik an Windkraftplänen

Es gibt nur wenig Lob. Viele Standorte sind umstritten. Was am meisten stört.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Osterzgebirge. Künftig sollen weniger Windkraftanlagen im Kreis stehen. Doch das reicht vielen Osterzgebirglern nicht. Einige fordern, dass es keine Riesenwindräder geben darf und dass einige Standorte aufgegeben werden sollten. Diese Forderungen sind beim Regionalen Planungsverband eingegangen. Dieser hatte im Herbst den Regionalplan vorgelegt und aufgelistet, wo künftig neue Anlagen errichtet werden können.

© SZ

Diese sollen sich auf sieben Standorte konzentrieren. 25 neue, viel höhere Anlagen könnten hier gebaut werden. Damit könnten im Kreis 190 Gigawattstunden Strom pro Jahr aus Windkraft erzeugt werden. Viele Bürger, Kommunen und Bürgerinitiativen nutzten die Chance, sich zum Entwurf zu äußern. Bis zum 31. Januar, dem Ende der Bürgerbeteiligung, gingen weit über 300 Stellungnahmen ein. Diese werden jetzt bewertet. Derzeit ist offen, ob der Regionalplanentwurf überarbeitet werden muss oder mit kleineren Änderungen beschlossen werden kann. Die SZ fasst die Positionen zusammen.

Reinholdshain: Nachbarn fürchten Lärm und Schatten
 In Reinholdshain stehen gegenwärtig sechs Windkraftanlagen, die 100 Meter hoch sind. Nach den Plänen des Regionalverbandes sollten diese durch vier 150 Meter Anlagen sowie eine 175 Meter hohe Anlage ersetzt werden. Dagegen spricht sich die Bürgerinitiative Gegenwind Altenberg-Geising aus. Diese setzt sich seit Jahren kritisch mit den Windkraftanlagen auseinander, verfasste Petitionen und kennt die Befindlichkeiten. „Schon jetzt ist die Belastung für die Bürger groß“, sagt Sprecherin Heike Riedel. Die bestehenden Räder sind nur 750 Meter vom Ortsrand entfernt. Auch in Niederfrauendorf, das sich unmittelbar neben den Anlagen befindet, gibt es Widerstand, wie Ortsvorsteher Klaus Köhler in der jüngsten Stadtratssitzung erklärte. „Wir befürchten, dass diese höheren Anlagen lautere Geräusche verursachen werden.“ Niederfrauendorf liegt am Fuß des fast 600 Meter hohen Luchberges. Dieser werde die von den Rotoren ausgehenden Geräusche akustisch verstärken. Zudem befürchte man, dass die Anlagen Schatten auf die Wohnhäuser werfen. Hohe Windräder senden Lichtsignale aus, damit sie wahrgenommen werden. Diese Signale seien nervig. Und auch deshalb lehnen die Frauendorfer den Bau von großen Windrädern ab. Die Bürgerinitiative und der Ortschaftsrat schlagen vor, die bestehenden Anlagen durch leistungsstärkere 100 Meter hohe Windräder zu ersetzen.

Hausdorf: Bürgerinitiative fordert die Aufgabe des Standortes
Oberhalb von Hausdorf drehen sich derzeit fünf Windkrafträder, die zwischen 85 und 87 Meter hoch sind. Künftig sollen es drei 150 Meter hohe sein. Der Hausdorfer Ortschaftsrat hat sich zwar für den Tausch ausgesprochen, stellt aber Bedingungen: Die neuen Anlagen sollten nicht höher als 100 Meter sein, erklärt Ortsvorsteher Andreas Dießler. Auch in Hausdorf soll die Geräuschbelastung nicht größer werden. Zudem möchte man keine „Blinklichter“ haben. Die Bürgerinitiative hingegen will eine Streichung des Standorts. Dieser sei nur fünf Kilometer von Reinholdshain entfernt. Nach den Kriterien des Planungsverbandes sollte es im Umkreis von fünf Kilometer keine anderen Windkraftanlagen geben. „Dies dient insbesondere dem Schutz der Anwohner vor einer übermäßigen Belastung“, so Heike Riedel. Die Hausdorfer Anlagen sind zudem auch vom Villenviertel Dresden-Oberloschwitz zu sehen und werden als störend empfunden.

Sadisdorf: Anwohner klagen über ungerechte Verteilung von Lasten
Die Sadisdorfer Anlagen, gegenwärtig sind es sechs 85 bis 100 Meter hohe, stehen oberhalb von Hennersdorf und könnten laut Regionalplan gegen zwei 175 Meter hohe Anlagen ausgetauscht werden. Ortsvorsteher Henry Krenz (Freie Wähler) stört sich daran. Denn die bereits bestehenden Windräder seien sehr nah am Ort dran. Zudem gebe es im Dorf auch noch eine Biogasanlage. Die Planer sehen das als Argument, dass eine weitere Belastung nicht mehr so stark ins Gewicht falle. Die Hennersdorfer gehen da nicht mit. „Für unsere Bürger ist das ein Affront.“ Rückendeckung erhält Krenz von der Bürgerinitiative Gegenwind. Sie fordert, den Standort aufzugeben. Die neuen Windräder würden „das Landschaftsbild von mehrerer Positionen aus dominieren“, heißt es. Sie würden sowohl von der 756 Meter hohen Tellkoppe, vom 905 Meter hohen Kahleberg und der Burgruine Frauenstein zu sehen sein. Gerade für die Orgelbaustadt Frauenstein wäre das ein Imageverlust. Die neuen Windräder stellen zudem eine Barriere für die im Gebiet nachgewiesenen Vogelarten wie Uhu, Schwarzstorch, Rot- und Schwarzmilan dar. In den nebeligen Herbst- und Wintermonaten stellen die großen Rotoren eine Bedrohung für die Tiere dar, erklärt die Bürgerinitiative.

Colmnitz: Gemeinderat sieht Schwierigkeiten für den Flugplatz
Dass die Windräder bei Colmnitz künftig bis 200 Meter hoch sein dürfen, sorgte in Klingenberg für Unmut. Gemeinderat Wolfgang Richter befürchtet, dass der unweit davon gelegene Flugplatz Probleme bekommen könnte. Außerdem fürchten die Klingenberger eine Zunahme des Lärms. Gegenwärtig stehen in Colmnitz sechs 85 bis 100 Meter hohe Anlagen.

Breitenau: Gegenwind lehnt den Neubau von Riesenwindkrafträdern ab
Kritisch sieht die Bürgerinitiative Gegenwind die Pläne für Breitenau. Die vier bis zu 200 Meter hohen Anlagen, die hier gestattet werden sollen, werden sich negativ auf Natur und Tourismus auswirken. Viele Sichtbeziehungen auf dem Gebirgskamm werden gestört, so Frau Riedel. Deshalb sollte auf den Standort verzichtet werden. Mit den drei bisher bestehenden bis zu 87 Meter hohen Anlagen könne man leben.

Dittersdorf: Stadtrat lobt, dass der Standort aufgegeben wird
Noch drehen sich zwei 85 Meter hohe Anlagen in Dittersdorf. Nach dem Regionalplan dürfen diese nicht ersetzt werden. Dafür gab es Lob vom Dittersdorfer Ortschaftsrat und von der Stadt Glashütte.

Beerwalde: Standort verschwindet mittel- oder langfristig
Auch in Beerwalde sollen sich bald keine Windräder mehr drehen. Derzeit rotieren hier fünf, 51 Meter hohe Anlagen, die 1995 errichtet worden sind.

Neuhermsdorf: Forderungen der Touristiker erfüllt
Die Bürgerinitiative Gegenwind freut sich, dass es in Neuhermsdorf künftig keine Windräder mehr geben soll. Schon die bestehenden mindern erheblich den Erlebniswert der Ferienregion Altenberg. Hier lebe man vom Tourismus, sagt Gegenwind-Sprecherin Riedel. Noch drehen sich drei 85 Meter hohe Anlagen. (mit SZ/fh/aeh)