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Kuckuckstein hat seinen Zauber wieder

Hunderte nutzten den Denkmaltag, um die lange verschlossene Burg in Liebstadt zu besuchen. Sie trafen einen Überraschungsgast.

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© Marko Förster

Von Christian Eissner

Liebstadt. Kuckuckstein sieht von außen größer aus, als es ist. An den engen Durchgängen zwischen den kleinen Schlosshöfen ging es am Sonntag manchmal zu wie an den Türen einer überfüllten S-Bahn: Erst die einen raus, dann die anderen rein. Ein bisschen Geduld war gefragt. Doch das störte keinen der zahlreichen Neugierigen, die zum Tag des offenen Denkmals das Liebstädter Schloss bevölkerten. Im Gegenteil. Die Stimmung war gelöst und freundlich.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren war es Besuchern wieder möglich, ohne vorherige Anmeldung einen Blick hinter die Mauern des „Zauberschlosses“ zu werfen. Im Frühjahr hat das Schloss den Besitzer gewechselt, und die neuen Eigentümer haben sich vorgenommen, es wieder zu einem Ort der Kultur und Begegnung zu machen. Den Denkmaltag hatten sie sich dafür als Auftakt ausgesucht.

Zwischen den Besuchern, die aus ganz Sachsen angereist waren, traf man viele Liebstädter, allesamt stolz, ihr Schloss wieder vorzeigen zu dürfen. Spontan übernahmen sie die Reiseführerschaft für Gästegrüppchen und beantworteten Fragen. Denn gibt es Hoffnung für Kuckuckstein, dann gibt es Hoffnung für die gesamte, momentan allzu verschlafene Stadt.

Susanne und Jens Höhnel von der Natur-Romantik GmbH, der das Schloss nun gehört, waren sich derweil noch etwas unsicher, ob sie den Trubel gut finden oder ob er ihnen nicht doch ein bisschen Angst macht. Die beiden sind Liebstädter und wissen um die Verantwortung, die sie mit dem Kauf des Wahrzeichens übernommen haben. Im Fokus der Öffentlichkeit möchte das Unternehmer-Ehepaar daher eigentlich erst stehen, wenn es gelungen ist, das Schloss mittels eines tragfähigen Konzepts zu retten.

Dabei ist der Anfang dafür längst gemacht. Um Kuckuckstein wieder mit Leben zu füllen, ist ein Verein in Gründung, der „Schwarzes Kleeblatt“ heißt – in Anlehnung an das Wappen der Familie von Carlowitz, der Kuckuckstein von 1775 bis 1931 gehörte. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, das Schloss für Kunst und Kultur zu öffnen, Veranstaltungen nach Kuckuckstein zu holen, Konzepte für touristische Aktivitäten zu entwickeln und Hilfe für die Sanierung des alten Gemäuers zu gewinnen. Das ist bitter nötig, denn Teile des Schlosses sind in keinem guten Zustand, es gibt undichte Stellen im Dach, Mauern müssen gesichert werden.

Im Jahr 2007 hatte der Österreicher Ralph Neunteufel das Schloss von der Stadt gekauft, mit dem Ziel, es als privaten Wohnsitz zu nutzen. Im Kaufvertrag war damals vereinbart, dass binnen fünf Jahren 500 000 Euro in die Sicherung von Dach und Fassade investiert werden müssen. Es wurde damals sehr schnell sehr ruhig um Kuckuckstein. Ob überhaupt wie vereinbart ins Schloss investiert wurde, erfuhr die Kommune trotz Gerichtsprozess nicht. Nach schwierigen Verhandlungen einigte man sich Anfang dieses Jahres schließlich darauf, dass Kuckuckstein an Liebstadt rückübertragen wird und anschließend neue Eigentümer bekommt. Das Kapitel Ralph Neunteufel ist abgeschlossen für die Liebstädter, sie schauen nach vorn. „Es ist eine Entscheidung im Sinne des Schlosses“, hatte Bürgermeister Hans-Peter Retzler (Die Linke) schon im Januar gesagt, als sich der Besitzerwechsel abzeichnete.

Dass auch die Liebstädter und ihre Gäste helfen wollen, Kuckuckstein zu erhalten, zeigten die reichlich gefüllten Spendenboxen für den Verein „Schwarzes Kleeblatt“, die zum Denkmaltag im Schloss aufgestellt waren. Zwei weitere Boxen füllten sich derweil mit einigen Zetteln: Freiwillige, die bei der Pflege des Parks und des Schlossgartens helfen oder eine geplante Ausstellung zu traditionellem Handwerk unterstützen wollten, konnten hier ihre Kontaktdaten hinterlassen.

Um 13 Uhr überraschte schließlich jener Mann die staunende Menge, der Kuckuckstein als Zauberschloss bekannt gemacht hat: Peter Kersten. „Ich bin froh, dass die Kultur wieder zurück ist auf Kuckuckstein“, sagte der Zauberpeter, bevor er für die Gäste ein paar Tricks zum Besten gab. Am 3. November will er wiederkommen aufs Schloss, das steht schon fest.