Harte Schnitte bei Lovoo: 33 von 176 Mitarbeitern des Dresdner Online-Flirtportals haben vor wenigen Tagen eine betriebsbedingte Kündigung erhalten. Das bestätigte ein Firmensprecher am Donnerstagabend auf SZ-Anfrage. Das Unternehmen wolle sich „auf die westeuropäischen Kernmärkte konzentrieren“. Das weltweit agierende Flirt- und Datingportal war vor einigen Wochen wegen Betrugsverdachts in die Schlagzeilen geraten.
Die Ermittlungen wegen Betrugs gegen zwölf Beschuldigte wurden Ende September eingestellt - gegen eine Geldauflage von 1,2 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft Dresden hatte die Geschäftsräume des Unternehmens auf der Prager Straße im Juni durchsuchen und zwei der Geschäftsführer vorübergehend verhaften lassen.
Die Ermittlungsbehörde hatte den Beschuldigten vorgeworfen, eine unbekannte Zahl an Lovoo-Nutzern getäuscht zu haben. Mit Fake-Profilen von nicht existierenden Frauen sollen vor allem Männer verleitet worden sein, für kostenpflichtige Leistungen und Zusatzfunktionen der Kontakt-Vermittlung zu zahlen. Dazu soll in der Lovoo-App für Smartphones und Tabletcomputer ein entsprechend manipulierter Quellcode zum Einsatz gekommen sein, so Oberstaatsanwalt Bogner. Betroffenen Nutzern sei insgesamt ein Schaden von knapp 1,2 Millionen Euro entstanden.
Die Staatsanwaltschaft begründet die Einstellung des Verfahrens unter anderem damit, dass die Schäden für den einzelnen Nutzer zwischen 20 Cent und 20 Euro relativ gering wären. Außerdem seien die Beschuldigten nicht vorbestraft und hätten während der Ermittlungen kooperiert. Auch hätten sich die Geschäftsführer um Aufklärung bemüht und Wiedergutmachung der finanziellen Schäden für die betroffenen Nutzer der Dating-App veranlasst. Fotos, die missbräuchlich für Fake-Profile benutzt worden seien, würden unbürokratisch gelöscht, dazu habe sich das Unternehmen verpflichtet. (SZ)