Freital
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Künstlerische Verwerfungen

Claudia Scheffler und Jens Küster ließen sich für ihre Ausstellung in der F1-Galerie im Freitaler Technologiezentrum von der Geologie der Stadt anregen.

Von Thomas Morgenroth
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Claudia Scheffler und Jens Küster in ihrer Ausstellung in der F1-Galerie im Technologiezentrum.
Claudia Scheffler und Jens Küster in ihrer Ausstellung in der F1-Galerie im Technologiezentrum. © Thomas Morgenroth

Bilder mit geometrischen Mustern oben in den Ecken und unten knapp über dem Fußboden, mehrfach geknickte Röhren unter der Decke und mitten im Raum: Die F1-Galerie im Technologiezentrum erlebt derzeit die wohl ungewöhnlichste Ausstellung seit ihrer Eröffnung vor einem Jahr. Claudia Scheffler, mit Atelier in Rückersdorf in der Sächsischen Schweiz, und Jens Küster aus dem Dresdner Hechtviertel widmen sich mit ihrer extra für diesen Ort erarbeiteten Installation einem geologischen Thema, ohne dieses freilich nur zu illustrieren: der Wendischcarsdorfer Verwerfung.

Diese tektonische Bruchlinie, ein Teil der Mittelsächsischen Störung, die in Freital durch den Windberg markiert wird, entstand durch die Einwirkung innerer und äußerer Kräfte. „Durch Reibung entwickeln sich Störzonen und Deformationen“, erklärt Claudia Scheffler. „Das haben wir aufgegriffen.“ Bei Verwerfungen gibt es Aufschiebungen und Abschiebungen, Risse, Verbindungen, die sich wieder lösen, Verhältnisse, die sich ändern. „Das lässt Analogien zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu“, sagt Claudia Scheffler.

„Als wir uns mit der Stadt und mit deren Geschichte, auch der jüngeren, befasst haben, war uns klar, dass wir hier nicht einfach nur ein paar Bilder an die Wand hängen können“, sagt Claudia Scheffler. Im Konzept der beiden Künstler, die zuletzt in Königstein zum Thema Sandstein zusammengearbeitet haben, spielte auch die Bergbautradition eine Rolle, das Aushöhlen des Untergrundes, das Hineinarbeiten in die Erde. „Grabenkämpfe“ eben, wie Claudia Scheffler eine neunteilige Arbeit mit Bitumen auf Karton genannt hat.

Jens Küster, Jahrgang 1965, entwickelt in seinen Bildern und Friesen rhythmische Strukturen. Ausgangspunkt sind oft Drucke mit Linolstempeln, die der Grafiker zerschneidet und auf Leinwänden neu ordnet. Die Bilder nehmen dann an der Wand Bezüge zum Raum auf, wandern, wie in der F1-Galerie, um Kanten und Vorsprünge. Rhythmisch geht es auch bei Küsters zweiter Leidenschaft zu, der Musik. Er spielt Tabla, ein indisches Instrument, das er zur Eröffnung vorführte, im Dialog mit dem Schlagzeuger Matthias Macht.

Claudia Scheffler arbeitet in Projekten, in denen sie sich genreübergreifend an den Schnittstellen von Kunst, Natur und Wissenschaft bewegt. In Freital zeigt sie neben den „Grabenkämpfen“ und den Objekten aus Papprollen eine neunteilige Fotografie mit dem Titel „Eigenleben“. Die Motive fand sie auf dem Fußboden einer Messehalle - Spuren des Lebens, die wie Risse im Zeitgefüge sind. Daraus wird nun eine Freitaler Verwerfung, eine Störung mit viel Potenzial für Interpretationen.

Bis 28. Juni in der F1-Galerie im Technologiezentrum Freital, geöffnet freitags 14-18 Uhr.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/ort/freital vorbei.

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