Bautzen
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Künstlerisches Gegenüber

Arbeiten von acht Bautzener und Heidelberger Künstlern zeigt jetzt das Museum Bautzen – mit gewollten Gegensätzen.

Von Miriam Schönbach
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Elisabeth Hauswald (l.) freut sich, dass die Ausstellung von Bautzener und Heidelberger Künstlern zustande kam. Im Bautzener Museum sind nun Arbeiten von Marius Ohl, Heike Dittrich, Barbara Wiesner, Iris Brankatschk und Almut-Sophia Zielonka (v. l.) zu se
Elisabeth Hauswald (l.) freut sich, dass die Ausstellung von Bautzener und Heidelberger Künstlern zustande kam. Im Bautzener Museum sind nun Arbeiten von Marius Ohl, Heike Dittrich, Barbara Wiesner, Iris Brankatschk und Almut-Sophia Zielonka (v. l.) zu se © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Premiere im Bautzener Stadtmuseum: Anlässlich des 150. Geburtstags des Hauses stellen acht Künstlerinnen und Künstler aus den Partnerstädten Bautzen und Heidelberg ihre Werke gemeinsam aus. Unter dem Titel „Kontext & Kontroverse“ vereinen sich an den gegenüberliegenden Wänden die künstlerischen Positionen von Iris Brankatschk, Heike Dittrich, Barbara Wiesner, Almut-Sophia Zielonka von der Spree sowie von Cholud Kassem, Karin Kopka-Musch, Marius Ohl und Eyal Pinkas vom Neckar. „Wir haben bewusst verschiedene Stile und Schulen zusammengebracht und stellen jetzt immer mehr Verbindungen fest“, sagt Marius Ohl.

Angeschoben hat das Projekt die langjährige CDU-Stadträtin Elisabeth Hauswald. Über den Städtepartnerschaftsverein hat sie sich Mitstreiter gesucht. Die erste Idee war, einem Bautzener Künstler ein Atelier in Heidelberg zu vermitteln. Von den ersten Schritten entspann sich ein größeres Projekt. Als Partner konnten das Museum Bautzen und der Verein „Konnex Art“ aus Heidelberg gewonnen werden. Er hat sich die Förderung des Austauschs von Ideen zwischen Bildenden Künstlern, Kunstwerkstätten und kreativ tätigen Freiberuflern auf die Fahnen geschrieben.

Wertfrei und offen

Für die Bautzener Künstlerin Heike Dittrich ist die gemeinsame Ausstellung besonders lebendig. „Sie zeigt Brüche und ist völlig wertfrei und offen“, sagt sie. Von ihr sind fünf großformatige, abstrakte Arbeiten zu sehen, in dessen Mittelpunkt der existenzielle Schmerz steht. Ihre Kollegin Almut Zielonka dagegen hat für die Gemeinschaftsschau figurative Malerei ausgesucht. Es sind Werke, die in der letzten Zeit entstanden sind. Ihre Auswahl runden noch drei Märchenbilder ab.

Ganz im Gegensatz dazu präsentieren sich die Arbeiten von Iris Brankatschk aus der Bautzener Gruppe. Sie setzt sich den Kohlezeichnungen in der Reihe „vermessen“ mit dem Thema Rassismus auseinander. Gegenstand ihrer Arbeiten sind pseudo-rassenkundliche Untersuchungen, die zwischen 1929 und 1938 an der sorbischen Bevölkerung der Lausitz durchgeführt wurden. Anhand biometrischer Daten sollte die Theorie vom Slawen als Untermenschen bewiesen werden.

Der vierte Künstler aus Bautzen ist die in Liebon lebende Bildhauerin Barbara Wiesner. Sie stellt vier expressionistische Standreliefs aus, die sie beidseitig geschnitzt hat. „Die Arbeiten beschreiben das Wachsen und Werden, Emotionen, dass wir Teil der Natur sind“, sagt sie. Die beeindruckend großen Skulpturen sind aus Eichenholz. 

Ganz leicht wirkt dagegen die farbenfrohe, abstrakte Malerei der Malerin und Installationskünstlerin Karin Kopka-Musch aus Heidelberg. „Die Bilder gehen über die Wand hinaus und zeigen, es läuft nicht alles gerade im Leben“, sagt ihr Kollege Marius Ohl. Der Künstler selbst zeigt Werke, die sich durch farbstarke Flächen und Linien auszeichnen und Formen und Muster entstehen lassen. Er nennt es „Arbeiten zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion“, die viel Raum lassen für eigene Assoziationen zwischen dem rein sinnlichen Gefallen und vielleicht auch Beklemmung. 

Fotos digital bearbeitet

Mit dem menschlichen Sehen arbeitet auch Fotograf Eyal Pinkas. In seinen Fotomontagen steht Alltägliches, wie ein Würfel oder Schwamm, im Mittelpunkt, die durch digitale Programme verfremdet und dann in reale Räume oder Hintergründe eingesetzt werden. „Es entstehen so kubistische Skulpturen, die nicht real sind“, sagt Kurator Marius Ohl.

Die Nummer vier aus Heidelberg ist Cholud Kassem. Die Künstlerin zeigt in ihrer umfangreichen Serie „... es sei denn, was außen ist“ verschiedene Gewänder in Acryl und Wachsmalkreide auf Fotokarton. Die teilweise abstrahierten Gewänder stellen sakrale und liturgische Umhänge dar, denen Tauf-, Sterbe- und Festkleider gegenübergestellt werden. Zu der Gemeinschaftsausstellung entsteht auch eine Faltbroschüre.

Elisabeth Hauswald und die Künstler denken jedoch schon über die Bautzener Ausstellung hinaus. „Dieses Miteinander soll den offenen und intensiven Austausch und Dialog anregen. Wir wünschen uns, dass die Ausstellung auch in Heidelberg gezeigt wird“, sagt die Bautzenerin. Die Ausstellungseröffnung wurde in die Partnerstadt am Neckar übertragen. Die Sonderausstellung ist bis zum 25. August zu sehen.

Museum Bautzen, Kornmarkt 1, geöffnet: dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr, www.museum-bautzen.de