Vorsicht, nicht infektiös, aber durchaus ansteckend ist ein Spiel, das bereits 2012 angekündigt wurde. Acht Jahre nach dem vermeintlichen Weltuntergang ist es nun erschienen, mitten in der Pandemie. „Cyberpunk 2077“ zeigt eine Zukunftsvision, die sich düstere Geister in Corona-Zeiten gerne ausmalen. Pandemie-ähnliche Zustände gibt es auch hier, nur ohne Virus.
In einer Megastadt namens Night City geht es ums nackte Überleben. Dort gibt es zwar kein Corona, dafür sorgen andere Bedrohungsszenarien für Ängste: Großkonzerne kontrollieren die Stadt in jeglicher Hinsicht, man wird hineingeworfen in eine kühle, technisierte Welt. Vieles wirkt künstlich, das Licht, die Atmosphäre und zum Teil auch die Körperteile. Denn diese kann man gegen ein gewisses Entgelt austauschen.
„Cyberpunk 2077“ ist ein düsteres Abenteuer zwischen Elend, Verbrechen und der immer stärkeren Verknüpfung von Mensch und Maschine. Das Internet wird von Unternehmen und der Armee kontrolliert, viele Einwohner sind obdachlos. Eine Spezialeinheit der Polizei kümmert sich derweil um besonders schwere Fälle der „Cyberpsychose“, einer psychischen Krankheit in Folge übermäßiger Veränderungen des Körpers. Kein Wunder, dass alle Stadtbewohner zum Selbstschutz Waffen tragen dürfen.
Der Begriff Cyberpunk, bestehend aus „Cyber“, wie steuern oder lenken, und „Punk“ ist eine dystopische, pessimistische Richtung der Science-Fiction-Literatur, die in den 1980er-Jahren entstand. Das Spiel basiert auf Mike Pondsmiths gleichnamgiem Rollenspiel von 1988, das auch vom Sci-Fi-Klassiker „Blade Runner“ mit Harrison Ford und Rutger Hauer inspiriert war.
Und so darf man endlich selbst auf den neonbeleuchten Filmspuren wandeln, nur eben ohne Harrison Ford. Dafür begegnet man Keanu Reeves, auch nicht schlecht. Als Söldner namens V ist man in der gefühlskalten Nacht unterwegs, immer auf der Suche nach Wegen, den Technik-Moloch zu verlassen, um irgendwo ein besseres Leben führen zu können. Doch die Barrieren sind hoch, es gilt einige „Jobs“ zu erledigen. Das kann der Diebstahl eines Luxusautos sein. Und während der kriminelle Aktenstapel wächst, schlägt man sich durch ein konfliktreiches Leben. Man hackt Computer oder steuert futuristische Maschinen.

Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Erscheinung der eigenen Figur: Geschlecht, Gesicht, Körpertyp und Kleidung können angepasst werden. Später geht man „einkaufen“: Soll es vielleicht ein neues Auge sein, ein mechanischer Arm? Der Schwarzmarkt für Mensch-Maschinen ist groß.
Immer schärfer blickt man hinter die Neonfassaden einer von Algorithmen getriebenen Welt, die hoffentlich so nie Wirklichkeit wird. Die Geschichte fesselt, viele Enden sind möglich. Doch die Frage bleibt: Wie lebenswert ist solch eine mechanisierte Welt? Kann man noch aussteigen? Die Mitarbeiter des polnischen Entwicklerstudios bekamen jedenfalls schon mal einen Vorgeschmack: Während sie eine Spielewelt entwarfen, in der die Menschen von Konzernen ausgebeutet werden, gab es Berichten zufolge ein massives Überstundenpensum im Dienste dieser schönen neuen Spielewelt zu bewältigen.
Für Xbox One, GeForce Now, Google Stadia und Microsoft Windows ist das Spiel noch erhältlich. 2021 erscheint es für die PlayStation 5 und die Xbox Series.