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Der "Purple Path" - Skulpturen-Parcours im Chemnitzer Umland

Der "Purple Path" gehört zu den Leuchttürmen von Chemnitz und soll Kunstinteressierte ins Umland der Kulturhauptstadt Europas 2025 locken. Den Anfang macht ein Sachse.

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Thalheim: Der Aufbau des «Purple Path» startet mit der Skulptur «Include Me Out» des Künstlers Friedrich Kunath.
Thalheim: Der Aufbau des «Purple Path» startet mit der Skulptur «Include Me Out» des Künstlers Friedrich Kunath. © Ernesto Uhlmann/Courtesy Friedrich Kunath and König Galerie/dpa

Thalheim/Chemnitz. Die ersten Lebensjahre hat der Bildhauer und Maler Friedrich Kunath im damaligen Karl-Marx-Stadt verbracht, nun kehrt der Künstler mit einem seiner Werke in die Region zurück. "Include me out" heißt die Skulptur, die am Samstag in Thalheim enthüllt werden sollte. Sie ist die erste Perle am "Purple Path" - dem Skulpturen-Parcours, auf dem Kunstinteressierte künftig durch das Chemnitzer Umland wandeln können, und zugleich ein Leuchtturmprojekt der Kulturhauptstadt 2025. Noch dieses Jahr werden weitere Skulpturen international anerkannter Künstler folgen.

Kunath hat für seine Arbeit sechs Nadelbäume in Bronze gegossen. Sie bilden einen Kreis und fassen sich freundschaftlich an den Ästen. Ein weiteres Bäumchen steht davon ausgeschlossen abseits der Gruppe. Die Skulptur sei nicht nur hervorragend modelliert und verarbeitet, lobte Kurator Alexander Ochs. Mit den Bäumen verweise sie auch auf die Region mit ihren Wäldern und dem hier einst in der Forstwirtschaft geprägten Begriff der Nachhaltigkeit. Sie rege dazu an, im Zusammenhang mit der Klimakatastrophe neu über diese Frage und den Umgang mit dem Wald nachzudenken, so Ochs. Zugleich gehe es auch um das menschliche Miteinander und Erfahrungen von Ausgrenzung.

Die Einweihung dieser Skulptur ist Auftakt für den "Purple Path". Das Interesse, daran mitzuwirken, ist in der Region offensichtlich groß. So ist die Zahl der beteiligten Kommunen auf 38 gestiegen. Seinen Ausgangspunkt wird der Kulturpfad am Gründungsort der Stadt Chemnitz, dem Schloßberg, nehmen, und sich von dort durchs Umland schlängeln: von Freiberg und Seiffen im Osten bis Zwickau im Westen, von Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz im Süden bis Mittweida und Wechselburg im Norden. Das Kunstprojekt nimmt sich dabei dem alten Erzgebirgs-Motto "Alles kommt vom Berg her" an. So bestünden die Arbeiten aus aus Erz und Kaolin, Wismut und Silber, Zinn und Kobalt, Holz und Licht, erläuterte Ochs.

Nächste Werke in Aue und Flöha zu erleben

Nach dem Auftakt sollen noch dieses Jahr weitere Skulpturen folgen. Schon im September etwa die fast vier Meter hohe Bronze "Stack" von Tony Cragg in Aue-Bad Schlema, eine Arbeit des britischen Künstlers Richard Long aus versteinertem Zedern- und Rotholz ("Petrified Wood Circle") in der Chemnitzer Kirche St. Jakobi und die Installation "Glance" von Tanja Rochelmeyer in Flöha. In Ehrenfriedersdorf werden Anfang November "Die Wildschweine" von Carl Emanuel Wolff eingeweiht, mit denen Bezug auf den Gründungsmythos des Bergbaus in dem Ort genommen wird. Darüber hinaus sind zahlreiche Begleitveranstaltungen geplant wie etwa ein Bildhauer-Symposium in Annaberg-Buchholz.

Bis ins Kulturhauptstadtjahr 2025 sind laut Ochs mehr als 70 Skulpturen und Installationen von Künstlern aus über 40 Nationen entlang des "Purple Path" geplant. Vertreten werden auch Arbeiten von Künstlern der Region sein, versicherte er und nannte Jan Kummer und Osmar Osten als Beispiele.

Chemnitz trägt 2025 zusammen mit Nova Gorica in Slowenien den Titel Kulturhauptstadt Europas. Unter dem Motto "C the Unseen" will die Stadt dann Verborgenes sichtbar machen und die "stille Mitte" in der Stadtgesellschaft aktivieren. Mit Blick auf die Chemnitzer Vorhaben hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" jüngst konstatiert: "Hier findet die wahre Documenta statt." Das Konzept klammere die Zerrissenheit und Gefährdung der Stadt nicht aus, sondern mache sie zum eigentlichen Thema. (dpa)