Dresden. Wenn der Dieb „stehlende Person“ heißen soll, wird der Hilferuf zur Wortfindungsstörung? So jedenfalls malt es sich Uwe Krumbiegel aus. Der sächsische Karikaturist kommt aus Hetzdorf und nimmt jedes Jahr mit Freude am Deutschen Karikaturenpreis teil. Insgesamt reichten zum diesjährigen Wettbewerb 248 Zeichnerinnen und Zeichner aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Karikaturen ein.
„Normal, aber anders“ heißt in diesem Jahr das Motto und reizte die Satiregemeinde ungemein, ihre Ansichten auf die Blätter, die die Welt deuten, zu bringen. So landeten bei der Jury für die Auswahl der Besten insgesamt 1.158 Arbeiten. Die suchen Antworten darauf, ob Menschen lieber geradeaus oder quer denken, ob sie Fakten oder Meinungen vertrauen. Sie stellten eines gemeinsam fest: Das Nachdenken darüber ist völlig normal. Und wenn es anders wäre, dann wäre das auch normal, aber anders.
Zum Glück darf nämlich heute jede/r/s nach ihrer/seiner Façon glücklich werden. Längst scheint die Summe aller Minderheiten die Mehrheit zu sein. Wer darüber schmunzelt oder gar Witze macht, muss jedoch mit der sozialen Ächtung der jeweils anderen rechnen. Das erleben Karikaturistinnen und Karikaturisten fast täglich. Aber sie haben sich inzwischen daran gewöhnt. Denn eine gute Karikatur polarisiert. Das ist völlig normal. Zum Glück. Denn so regen sie an, mehrmals hinzusehen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, und vielleicht lernt man sogar noch was dabei. In Bildung steckt das Wort Bild.
Seit 2000 findet der Deutsche Karikaturenpreis jährlich statt und seitdem mischen sich Karikaturistinnen und Karikaturisten mit Freude in den gesellschaftlichen Diskurs ein. Veranstaltet wird der Wettbewerb gemeinsam von der Sächsischen Zeitung mit dem Weser-Kurier. Eine deutsch-deutsche Zusammenarbeit, die längst nicht mehr unnormal ist.
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An diesem Sonntag werden die Sieger des Wettbewerbs im Dresdner Schauspielhaus gekürt. Die besten Arbeiten sind in einem Katalog gedruckt, den es ab Montag zu kaufen gibt. Gleichzeitig eröffnet im Dresdner Haus der Presse die Ausstellung zum Wettbewerb.
Da hängt auch das Querformat des Karikaturisten Olaf Schwarzbach. Der lässt den Nachwuchs vom Prenzlauer Berg fragen: „Papi, warum heißen die Winterferien Winterferien?“ Denn normal ist das nicht. Oder doch?
Die Ausstellung ist bis 27. Februar 2022 im Dresdner Haus der Presse zu sehen, täglich
10 Uhr bis 18 Uhr, Eintritt: 4 €, ermäßigt 2 €.