Und wieder durften die ARD-Zuschauer wie schon vor vier Jahren bei „Terror“ entscheiden: 70,8 Prozent der Abstimmenden waren am Ende dafür, dass die Hauptfigur des Montagsfilms „Gott von Ferdinand von Schirach“ sterben darf. Sie hielten es für richtig, einem gesunden Menschen ein tödliches Medikament zu geben. Im Anschluss wurde das Thema in der Talkrunde „hart aber fair“ diskutiert und das Ergebnis verkündet. 29,2 Prozent der Abstimmenden waren demnach gegen die Ausgabe des todbringenden Medikaments.
In „Gott“ wurde in einem fiktionalen Ethikrat über den Wunsch des fiktiven 78-jährigen Richard Gärtner (Matthias Habich) debattiert, der sein Leben durch ein Medikament und mithilfe seiner Ärztin beenden will, weil er nach dem qualvollen Tod seiner Frau den Lebenswillen verloren hat. In einem holzvertäfelten Raum waren die verschiedenen Parteien bei einer Anhörung zu sehen. Zum einen war da Gärtner selbst. Ihm zur Seite stand sein Anwalt (Lars Eidinger). Zu Wort kamen auch eine Ärztin (Anna Maria Mühe), eine Juraprofessorin (Christiane Paul) und ein Bischof (Ulrich Matthes). Immer wieder wandte sich die Vorsitzende des Ethikrats (Barbara Auer) ans Publikum. Grundlage für den Film ist ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach. Im September wurde es in Berlin und Düsseldorf uraufgeführt, vor wenigen Wochen hatte es in Bautzen Premiere.
Erst im Februar hatte das Bundesverfassungsgericht einen Paragrafen im Strafgesetzbuch gekippt und das Recht auf selbstbestimmtes Sterben bekräftigt; unabhängig von unheilbaren Krankheiten. Das Gericht stieß damit die Tür für organisierte Angebote zur Sterbehilfe auf.
Auch vonseiten des Ethikrates gibt es Kritik an der Problem-Inszenierung von „Gott“ im Buch, auf der Bühne und jetzt im Film. So sagte der jüngst ausgeschiedene Vorsitzende Peter Dabrock: „Das Ergebnis verfehlt nicht nur die spezifische Beratungsarbeit des Ethikrats, sondern lenkt die gesellschaftliche Debatte in einer komplexen Fragestellung in gewollt unterkomplexe Alternativen hinein.“ Bei der Komposition der Figuren wie ihrer Argumente habe Ferdinand von Schirach „seine Sympathien eindeutig verteilt – und so erhält man statt eines Bildungserlebnisses in weiten Teilen eine Werbeschrift für ärztliche Suizidassistenz“, so Dabrock. (dpa/SZ)