Feuilleton
Merken

Gojko Mitic gibt erstmals auf der Felsenbühne Rathen den Häuptling

Der Defa-Star ist 2023 auf der Felsenbühne in seiner Königsdisziplin zu erleben. Neu ist zudem: Erstmals gibt es Theater-eigene Pferde und verblüffende Bühneneffekte.

Von Bernd Klempnow
 4 Min.
Teilen
Folgen
Gojko Mitic wird kurz vor seinem 83. Geburtstag erstmals auf der Felsenbühne Rathen spielen – natürlich einen Häuptling, wenn keinnr von Karl Mays Gnaden.
Gojko Mitic wird kurz vor seinem 83. Geburtstag erstmals auf der Felsenbühne Rathen spielen – natürlich einen Häuptling, wenn keinnr von Karl Mays Gnaden. © Daniel Förster

Schlecht informierte Menschen bezeichnen Gojko Mitic gern als „Winnetou des Ostens“. Dabei hat der deutsch-serbische Schauspieler nie in einem der Defa-Indianerfilme den Winnetou gegeben – erst bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg spielte er den Apachenhäuptling. Das freilich 1.024-mal in 15 Spielzeiten. Besser informierte Menschen bezeichnen ihn lieber als „Defa-Chefindianer“. In Streifen wie „Die Söhne der Großen Bärin“ von 1966 verkörperte er edle und mutige Häuptlinge, wurde so zum Idol in der DDR.

Seine über 60-jährige Karriere führte den Stuntman, Schauspieler und Regisseur auch auf diverse Theaterbühnen. So verkörperte er in Schwerin den hünenhaften schweigsamen Häuptling Bromden im Stück „Einer flog über das Kuckucksnest“. 2017, im Jahr des Reformationsjubiläums, gab er an den Landesbühnen Sachsen in der Inszenierung „In Gottes eigenem Land“ den Delawaren-Häuptling Fliegender Pfeil.

Legendär: Gojko Mitic posiert in seiner Rolle als Tokei-ihto im Defa-Indianerfilms "Die Söhne der großen Bärin", aufgenommen 1965. Mitic galt seit der Premiere des Films am 18. Februar 1966 als ein Idol der DDR-Jugend.
Legendär: Gojko Mitic posiert in seiner Rolle als Tokei-ihto im Defa-Indianerfilms "Die Söhne der großen Bärin", aufgenommen 1965. Mitic galt seit der Premiere des Films am 18. Februar 1966 als ein Idol der DDR-Jugend. © Berliner Verlag / Archiv

Seiner künstlerischen Königsdisziplin bleibt der 82-Jährige treu: Gemeinsam mit dem Schauspielensemble der Landesbühnen Sachsen eröffnet er am 13. Mai 2023 die „Felsenbühnen Festspiele“ im Kurort Rathen mit dem Familienstück „Peter Pan“. Er ist der Häuptling Nette Natter auf der fiktiven Insel „Nimmerland“. „Er wird aber bei uns nicht so heißen wie im Original“, kündigte am Mittwoch Landesbühnen-Intendant und Regisseur Manuel Schöbel an: „Der Name erscheint mir nicht passend genug zum Part von Gojko, wenn er sich im Stück darüber Gedanken macht, was wichtig im Leben ist.“

Schöbel hat „Peter Pan“ nach Motiven des berühmten Romans für das Theater adaptiert und mit Mitic den Text erarbeitet. „Mich reizt an der Rolle, darüber zu philosophieren, wie wir besser mit der Natur und speziell Tieren umgehen sollten“, sagt der Schauspieler. „Außerdem ist es einfach herrlich, zwischen den Rathener Felsen zu spielen.“ Mitic tut es das erste Mal, kennt aber das Podium von Karl-May-Festen.

2018 war Gojko Mitic Gast auf der Felsenbühne beim Winnetou-Fest.
2018 war Gojko Mitic Gast auf der Felsenbühne beim Winnetou-Fest. © dpa

Der Prominente ist Schöbels Coup für die zweite Saison auf dem runderneuerten Naturtheater. Mit einem hochkarätigen Programm und populären Darstellern sind bis 10. September 2023 insgesamt 76 Vorstellungen in Europas schönstem Naturtheater geplant. Wie schon in diesem Jahr werden alle sechs Produktionen, davon zwei Premieren, en suite gespielt. „Durch das blockweise Spielen können wir eindrucksvollere Bühnenbilder aufbauen und die Stücke besser bewerben. Auch die Darsteller sind besser in den Rollen, als wenn sie mit großen Abständen die Produktionen singen und spielen“, sagt Schöbel.

Ein neuer "Freischütz" kommt

Die zweite Premiere des Sommers ist die Neuproduktion von Webers „Der Freischütz“. „Der gehört einfach nach Rathen.“ Fürwahr, denn die Sächsische Schweiz soll den Komponisten für die eindrucksvolle Wolfsschlucht-Szene inspiriert haben. Und sie ist seit 1956 in bislang acht Inszenierungen zu erleben gewesen.

Es gibt noch mehr neues: Ab dem kommenden Jahr galoppiert erstmals eine Theater-eigene Pferdestaffel über das Podium. Das sei kostengünstiger und ermögliche das ganzjährige Training der Schauspieler mit den zunächst vier Pferden. Diese nervenstarken, ruhigen Theaterpferde – von den Störtebecker-Festspielen in Ralswieck gekauft – werden auf dem Friesenhof in Radebeul untergestellt.

Neue Möglichkeiten in der Gestaltung von Inszenierungen sowie beim Auf- und Abbau von Bühnenbildern bietet das jüngst eingebaute und für deutsche Freilichtbühnen einmalige Hubpodium. Eine zentrale, etwa fünfmal anderthalb Meter große Fläche kann so künftig versenkt oder emporgefahren werden. Manuel Schöbel verspricht „verblüffende Bühneneffekte“. Erstmals eingesetzt werden soll die Technik in „Peter Pan“ und „Freischütz“.

Die Rather Saison 2023

  • Die Rathener Saison 2023 bietet zwei Premieren: am 13. Mai das Schauspiel „Peter Pan“ und am 23. Juni die Oper „Der Freischütz“.
  • Zudem sind Wiederaufnahmen von den 2022er-Erfolgsinszenierungen geplant: das Märchen „Das kalte Herz“ mit Tom Pauls, Bernsteins Musical „West Side Story“ sowie Hofmannsthals „Jedermann“ mit Tom Quaas und der Kinderbuchklassiker „Pettersson und Findus“ mit Jürgen Haase.
  • Der Vorverkauf läuft. Für Tickets, die bis zum 24. Dezember gekauft werden, gibt es 24 Prozent Rabatt.
  • Die Karten kosten zwischen zwölf und 40 Euro, Kinder zahlen sieben bis 19 Euro. Ermäßigungen sind möglich. Karten gibt es per Mail [email protected] oder telefonisch unter 0351 8954214.