Pirna
Merken

Internationales Wagner-Symposium in Graupa

Die Sicht von Frauen auf das Komponisten-Genie wird am Wochenende in Graupa beleuchtet. Dazu gibt es Überraschungen und jeder kann teilnehmen.

Von Thomas Möckel
 3 Min.
Teilen
Folgen
Eva Rieger beschenkte 2019 Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke und KTP-Chef Christian Schmidt-Doll (v.l.) mit einer originalen Kompositionsskizze von Richard Wagner. Nun ist der Wagner-Kennerin ein ganzes Symposium gewidmet.
Eva Rieger beschenkte 2019 Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke und KTP-Chef Christian Schmidt-Doll (v.l.) mit einer originalen Kompositionsskizze von Richard Wagner. Nun ist der Wagner-Kennerin ein ganzes Symposium gewidmet. © KTP

Richard Wagner und die Frauen, das ist ein Thema, was zum romanhaften Verklären animiert. Frauen sind das Zentrum der Wagner-Opern. Ihnen hat das Komponisten-Genie mit den Frauenrollen in seinen Werken ein Denkmal gesetzt. Und im Privatleben war der Notenkünstler abhängig vom weiblichen Geschlecht wie ein Drogensüchtiger.

Doch all das hat sich das wissenschaftliche Symposium in den Richard-Wagner-Stätten im Pirnaer Ortsteil Graupa nicht zum Ziel gesetzt, es will weder verklären noch anklagen. Vielmehr geht es laut der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP) der Frage nach, wie berühmte Frauen wie Alma Mahler, Clara Schumann oder Pauline Viardot-Garcia über den Wagner-Kosmos dachten und urteilten. Und wie es in dieser Beziehung mit der rebellischen Wagner-Tochter Isolde stand. Auch Richards Ehefrau Minna, über die Eva Rieger eine maßgebende Biografie geschrieben hat, wird nicht fehlen. Und dann wäre da noch Cosima, Wagners zweite Frau, deren gemeinsamer Sohn Siegfried ebenfalls komponierte.

Wagners Frau und der Antisemitismus

Zu dem zweitägigen internationalen Symposium werden prominente Forscherpersönlichkeiten nach Graupa kommen. Hannes Heer wird über den Antisemitismus bei Cosima Wagner und im Wien der Jahrhundertwende sprechen. Der Historiker erregte in den 1990er-Jahren großes Aufsehen als Kurator der Wehrmachtsausstellung, die erstmals die Kriegsverbrechen der regulären Streitkräfte während des Zweiten Weltkriegs thematisierte.

Mit Beatrix Borchard, Initiatorin der Online-Plattform „Musik und Gender im Internet“, und Susann Rode-Breymann, Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und Leiterin des dortigen Forschungszentrums Musik und Gender, sind zwei führende Vertreterinnen der musikwissenschaftlichen Gender-Forschung zu erleben.

Wagner-Kenner dürfen sich auch über den Auftritt von Ulrich Drüner freuen, der 2016 eine Wagner-Biografie veröffentlichte, die mit ihrer souveränen Mythen-Dekonstruktion als Ereignis gewertet wurde.

Musikalische Überraschung

In einem Überraschungskonzert werden die genannten Komponisten auch musikalisch zu Wort kommen. Darüber hinaus beinhaltet das Programm weitere Überraschungen, die zuvor nicht preisgegeben werden. Moderiert wird das Symposium von Verena Naegele, die in den Wagner-Stätten schon mit mehreren Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht hat.

Das Symposium ist der Wagner-Forscherin und Pionierin der musikalischen Gender-Forschung, Eva Rieger, gewidmet, die 2020 ihren 80. Geburtstag feierte und nun persönlich anwesend sein wird. Eva Rieger ist den Wagner-Stätten Graupa in besonderer Weise verbunden. 2019 schenkte sie dem Museum eine originale Kompositionsskizze zur Oper „Tannhäuser“, die während des Symposiums im Lohengrinhaus besichtigt werden kann.

Das Symposium geht am 23. Oktober von 9.45 bis 16 Uhr, am 24. Oktober dann von 10 bis 13 Uhr, in den Pausen wird ein kleiner Imbiss gereicht. Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen, der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Für den Besuch gilt die 3-G-Regelung.